Dienstag, 31. Mai 2016

18. Erzgebirgsradrennen Markersbach



29.05.2016

Der Sonntag beginnt so, wie der Samstag endet. Mit allgemeiner Müdigkeit. Die Pendelei, die arbeitsreiche Woche in LE, die derzeitigen Wetterkapriolen, das greise Alter oder die längst überfällige Regenerationswoche. Keine Ahnung. In Summe finde ich mich nach dem Frühstück lustlos auf der Couch wieder, wo es mehrere Anläufe braucht um den Allerwertesten aus der Sauce zu hieven. Nach fünf doppelten Café kann ich endlich Ruhepuls messen und packe meine sieben Sachen für das heutige Gemetzel am Col de Fichtel.

Wirklich viel Zeit ist an diesem Morgen nicht, denn ab ca. 9 Uhr wird es erfahrungsgemäß eng, mit der Parkplatzsuche am Ferienhotel in Markersbach. Da heißt es: zeitiges Kommen sichert gute Parkplätze. Somit also kein wirklich entspannter Start in den Tag, keine Folge Columbo und auch kein Verdauungsschläfchen auf der Ottomane. Nicht mal für einen finalen Café reicht die Zeit, denn ich habe auch noch Toilettendienst auf dem Katzenklo. Wirklich beachtlich was unsere beiden Raubkatzen über Nacht da so hinterlassen haben. Da versagt selbst der angenehme Babypuderduft der Katzenstreu! Puhh. Der Straßenfahrer macht sich krumm, das Fräulein Hanni liegt indes gechillt auf dem Duschvorleger und bestaunt Ihr fleißiges Personal beim Latrinendienst, während Friedo Mütze in der Küche schon ungeduldig am Futternapf kratzt und dabei maunzt als wäre schlimme Not. Der Straßenfahrer eilt zu Hilfe. Für die beiden Gourmets gibt’s Fischfilet mit Schnickschnack in Sauce, und, weil Sonntag ist, ein Schälchen Katzenmilch als Dessert. Dann noch etwas kraulen…na klar!

„Einmal morgens von der Katze reingelassen, gefüttert und gestreichelt werden und sich ins Bett legen, während sie zur Arbeit geht.“ Was für ein Leben! 



Die notwendige Verbottelung auf dem Col de F ist leider noch in der Schwebe, aber das sollte sich schon irgendwie ergeben, denn Anne hat frei und ist auch mit von der Partie. Zum Abschied gähnt uns Mütze satt und schlaftrunken hinterher, der Straßenfahrer gähnt zurück. Auch die große Mietze gähnt. Alle sind müde heute, aber bevor jetzt noch jemand den Vorschlag bringt, sich nochmal in die Säche zu legen, sitzen wir auch schon im Schlafwagenabteil des Erzgebirgsexpress nach Markersbach. 






Das Erzgebirgsradrennen ist das erste Vereinsrennen des RSV-Erzgebirge, somit sind die Startunterlagen, nach Voranmeldung über den Verein, zügig ausgefasst und einen der begehrten Parkplätze ergattern wir dann auch noch. Genaugenommen zwei, denn ich parke etwas ungeschickt, und so findet auch Teamkollege Phil aka Marlene noch einen Stellpatz in unseren Reihen, dessen Auftritt sich heute etwas verzögert. Vermutlich Lampenfieber, da Marlene, nach überstandener Krankheit, immer noch etwas mit der Wettkampfform hadert. Trotzdem meldet auch er couragiert  für die große Fichtelbergrunde, wo ich Ihm prinzipiell schon ein gutes Top 20 Resultat zutraue. In guter Verfassung auch Top 15, aber die große Runde ist diesmal wirklich sehr stark besetzt, und auch Marlene hat heute keinen wirklich guten Tag erwischt und jammert beinahe so viel der Straßenfahrer himself. Unsere Getränkeversorgung ist jedenfalls schnell organisiert, denn Kerstin, die Herzdame meines Trainingskollegen Ron, verbottelt die Jungs von der Rad-Fabrik und bildet mit Anne eine Fahrgemeinschaft zum Fichtelberg, wo die Damen den Herren frische Getränke servieren werden. Sehr nett! Nach dem Warmrollern schauen wir noch beim Start der kürzeren Hundsmarderrunde vorbei, wo Teamkollege David gerade die Spitzengruppe in den Anstieg zum Oberbecken führt. Schon beim Zuschauen wird mir ganz schwindelig, da der Blutdruck wohl gerade wieder am absacken ist. Ich fülle also kurz vorm Start noch eine halbe Kanne Café nach, dann sind die Äugelein endlich offen genug um in die Startaufstellung zu finden.

Der Start erfolgt neutral und gesittet, in der ersten Kurve wird freigegeben, angezogen und bei einigen bereits überzogen. In zweiter Reihe genieße ich erst mal Windschatten, denn es geht recht flott die Straße zum Oberbecken hinauf. Kurz vorm ersten Abzweig springe ich etwas weiter nach vorne und sortiere mich hinter Sebastian „FK“ Stark ein, der hier das Tempo vorgibt. Es geht heute recht human hinauf bis zum Plateau, wo die Pace dann aber doch etwas anzieht, da jeder eine gute Position für die Abfahrt zum Ephraimhaus ergattern möchte.

Der Straßenfahrer sortiert sich an fünfter Stelle, direkt am Hinterrad von Bergkönig Guido ein, und trifft heute nahezu die Ideallinie, auf der nicht ganz ungefährlichen Abfahrt. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 74 km/h reicht das heute für einen 3. Platz des Downhill Segmentes bei STRAVA! Immerhin, damit liegt der Straßenfahrer in der ewigen Bestenliste nur schlappe 2 Sekunden hinter Markus Werner! Markus Werner!!! Wer kennt Ihn nicht, den sympathischen, mehrfachen Deutschen Masters Meister im XCO und Marathon, der mit viel Understatement den wohlverdienten Palmarès auf seinem Hundefänger spazieren fährt. Sollte ich mal so einen Bekanntheitsgrad erreichen, oder gar einen Deutschen Meistertitel im Lotto gewinnen, dann wäre ich nicht so bescheiden. Im Fall der Fälle, sprecht mich bitte nur noch mit Sie an!

Die schnelle aber kontrollierte Abfahrt überlebe ich in der Spitzengruppe, aus der sich FK, erwartungsgemäß, bereits nach wenigen Metern Gegenanstieg nach vorne absetzt. Bevor die Meute sich richtig sammeln kann, durchpflügt dann auch noch Straßenfahrer Robert Walther die Verfolgergruppe und schließt wenig später zu FK nach vorne auf. Ich zucke kurz mit dem rechten Bein, besinne mich dann aber der aktuellen Leistungswerte, die mir Garmin alle 3 Sekunden aktualisiert und schlage mir den Gedanken gleich wieder aus dem Kopf.

Ich beschließe nichts zu überstürzen, und mache es mir erst mal in der Verfolgergruppe bequem, wo man sich kennt. Dabei sind Patrick „Patte“ Oettel, Jan Brettschneider (ProCycle), Bergkönig Guido (Tbr), Alexander Loos (Merkus Druck) der die letzte Abfahrt auf einem Crosser überlebt hat, und auch der junge Christian Schröder (Tbr), der nach einigen Minuten zu unserer Gruppe aufschließt. Christians Training verfolge ich schon seit einiger Zeit, und bin nicht überrascht dass sich meine Vermutung am heutigen Renntag bestätigt, denn der sechzehnjährige Rookie macht einen sehr starken Eindruck.

Mit mehr oder weniger gut funktionierenden Führungswechseln, klettern wir Meter um Meter in Richtung Col de Fichtel. Auch Thorsten „Mütze“ Mützlitz ist jetzt irgendwie dabei, und irrt ohne Startnummer in, neben, vor und hinter der Gruppe herum, schießt Selfies und hält unsere Reisegruppe mit Smalltalk bei Laune, während er diese Phase des Rennens wohl als Trainingseinheit missbraucht. Wirklich eingreifen ins Renngeschehen tut er dabei natürlich nicht, also lassen wir Ihm seinen Spaß.

Das von der Gruppe angeschlagene Tempo kann ich gut mitgehen, genieße die Bordmusik und die angenehm warme Frühsommerluft, als mir im steilsten Stück des gesamten Anstieges beim Schaltvorgang die Kette von Blatt springt, was mich zwei Mal von Bike zwingt, denn ich lege die Kette beim ersten Versuch nur halbherzig auf, um keine Zeit zu verlieren. Shit happens! Die Gruppe attackiert hier freundlicher Weise nicht, aber Federn lasse ich trotzdem einige, beim Zudrücken der ca. zweihundert Meter, die sich der Straßenfahrer mit dieser Aktion eingehandelt hat. Eine Glückliche Situation hingegen für „Sportsmann“ Ronald Kunz, der so, in des Straßenfahrers Windschatten, den Anschluss zur ersten Verfolgergruppe schafft. Danke…Bitte…ein feiner Kerl unser Ronald!

Ich koppele also mit Ronald im Schlepptau wieder an, lasse einige Führungswechsel aus, und kann mich auf den folgenden Flachstücken ganz gut regenerieren. Den finalen Anstieg zum Fichtelberg fährt Rookie Christian beherzt von vorne, und bringt dabei schon einige in den tief roten Bereich. Ganz oben gibt’s von Anne die ersehnte Bottel mit kalter Cola, für die finalen zwanzig Kilometer zurück nach Markersbach. Unsere Omas warnten uns zwar immer vor dem hastigen Trinken kalter Cola, aber man(n) muss im Leben auch mal was riskieren, oder? Auch wenn das nur ein paar Schluck kalter Amibrause sind.

Oben gehe ich an Christian vorbei, drücke etwas aufs Pedal und fahre den Reitsteig Downhill von vorne. Der läuft ganz gut heute, aber bei einer Spitzengeschwindigkeit von 82 km/h wird es trotzdem so langsam Zeit für den nächsten Abzweig anzubremsen. Der nähert sich rasant, denn die Reifen wollen nicht wirklich in den losen Kies beißen und verzögern nur halbherzig. Knapp wird es, sehr knapp, aber der Straßenfahrer behält die Nerven und Scotti den Lack.

Auf den folgenden Drückerstücken passiert nicht wirklich viel, aber ich ahne schon, was der erste richtige Gegenanstieg bringen wird, wo Christian – der immer noch sehr frisch wirkt – erneut das Gas stehen lässt. Irgendwie kann ich mich an seiner Sattelstange festhalten und mitgehen, während in den hinteren Reihen ums Überleben gekämpft wird. Guido braucht auch ein paar Sekunden bevor sein Diesel das Gas annimmt, aber auch er kann noch zu uns aufschließen.

Christian zieht uns flott über die Kuppe, dann ist es aber auch schon vorbei mit dem Feuerwerk, denn hier verabschiedet sich nicht nur ein Großteil unserer Gruppe, sondern auch die Luft aus Christians Hinterreifen. Diagnose: Massiver Plattfuß! Er nimmt die Situation mit Fassung, Guido und der Straßenfahrer verabschieden sich höflich und mit viel Respekt vom Youngster.

Ein großes Einladungsschreiben braucht Guido an dieser Stelle natürlich nicht, und klemmt sich nach kurzem Wink sofort an des Straßenfahrers Hinterrad, bevor ich uns wieder auf Reisegeschwindigkeit bringe. Bei Guido braucht`s da nicht viele Worte, und so setzen wir uns mit gleichmäßigen Führungswechseln recht schnell von der Gruppe ab. Wir harmonieren wirklich gut, machen ordentlich Druck und sehen auf einer der längeren Geraden plötzlich Robert Walther, der scheinbar den Anker geworfen hat. Zum Ziel sind es hier noch wenige Kilometer, und sollten wir Robert wirklich noch stellen, dann wären wir wieder im Spiel um die beiden Plätze auf dem Gesamtpodest.

Wir lassen keinen Tritt aus und gehen beide gut durch die Führung. Aber nix, Robert kommt einfach nicht mehr in Sichtweite. Dann erreichen wir auch schon die kurze, holprige Abfahrt zum Unterbecken, wo ich eine kleine Chance wittere, mich noch von Guido abzusetzen, der heute mit Starrgabel unterwegs ist. Ich erhöhe etwas die Pace und lasse es ordentlich laufen, aber Guido hat keine Mühe die wenigen Wellen auszufedern und schließt wieder auf. Die letzten Meter rollen wir im Standgas, nehmen noch einen Schluck aus der Bottel, legen uns eine Strategie zurecht und biegen Seite an Seite in den finalen Anstieg ein, der die Entscheidung um Platz 3 und 4 bringen muss.

Ich vermute meine Stärke heute in einem langen, kontrollierten Angriff und eröffne das Finale bereits am Fuß des Anstiegs. Mein Antritt bringt mich einige Meter in Führung, die ich versuche konstant und kontrolliert zu halten. Auch Robert kommt plötzlich wieder in Sichtweite, der jetzt scheinbar doch noch den Anker geworfen hat. Ich erhöhe etwas die Schlagzahl, aber auch Guido zieht jetzt ordentlich am Horn, schließt auf, und schiebt sich auf den letzten Metern des Anstiegs am Straßenfahrer vorbei, der hier aber nicht mehr kontern kann. Im Sekundentakt rollern wir völlig blau über die Ziellinie und haben fertig. Fix und fertig! 


FK gewinnt natürlich souverän und wartet seit geschlagenen 4 Minuten auf die Überlebenden. Robert rettet mit Plattfuß und sehr knapp den 2. Platz ins Ziel, Guido komplettiert das Gesamtpodest auf Platz 3. Der Straßenfahrer erlebt ein Déjà-vu, und belegt zum dritten Mal in Folge einen etwas undankbaren 4.Platz. Darüber kann man sich ärgern oder freuen, aber wie auch immer: Sonne gab es heute satt, starke Fahrer, lange Anstiege, viel Laktat und jede Menge Spaß! Und mal ehrlich…nur das zählt!

Na dann, bleibt gesund und bis die Tage.

Euer Straßenfahrer

Weitere Ergebnisse und alles rund ums Rennen, guckst Du hier:


Dienstag, 24. Mai 2016

Perstejn Giro



21.05.2016

Da habe ich es beim Intervalltraining zur Wochenmitte wohl etwas übertrieben. Gar nicht gut, denn leichte Muskelschmerzen sind auch am Samstagmorgen noch zu spüren, während sich der alte Mann auf allen Vieren ins Bad schleppt um den halben Liter Rote Beete Saft in die Ecke zu stellen, den es gestern Abend zum Nachtisch gab. Was tut man nicht alles um an der Renntauglichkeit zu feilen. Die Nacht zum Samstag trägt leider kaum zur Erholung bei, da Fräulein Hanni mal wieder rollig ist und mit lautstarken Maunzen, nächtens, die Kater der Nachbarschaft um den Verstand bringt. Mich natürlich inbegriffen, denn ich finde mich zwei Uhr nachts im Wohnzimmer wieder, wo ich das Fräulein - wie ein Kleinkind - auf meinem Arm auf und ab wippe um es zu beruhigen. Hat mir Anne gezeigt, was auch klappt, ... denn… „Wippen beruhigt“.

Auch die Vorbelastung am Freitagnachmittag lief nicht wirklich planmäßig, denn mehr als Halbgas war nicht drin, um sich einen Tag vorm Rennen nicht noch gänzlich zuzurichten. Ich sag doch, fünfunddreißig müsste man nochmal sein, da ginge vieles leichter! 



Aber halb so wild, denn mehr als ein Vorbereitungsrennen ist heute eh nicht die Zielsetzung, was mir bereits bei der Teaminternen Streckenbesichtigung vor einigen Wochen klar wurde. Die langen und teilweise knackigen Anstiege sind zwar genau mein Ding, die steilen und ruppigen Downhill’s passen jedoch gar nicht zu des Straßenfahrers Kernkompetenzen. Macht zwar Spaß, aber ganz klar, im Rennmodus und ohne Fully geht es für mich hier nur ums „Überleben“. Die Zunge gerade in den Mund und mit viel Selbstvertrauen und noch weniger Steuerkunst die giftigen Passagen überstehen, nicht zu viel Zeit liegen lassen, und, wenn es gut läuft, vielleicht….aber nur vielleicht, die Top 10 erreichen.

Das Wetter spielt jedenfalls mit an diesem Wochenende, denn bereits am frühen Morgen strahlt die Sonne, die Luft ist angenehm warm und da es schon die ganze Woche kaum regnete, sollten die Trails heute staubtrocken sein und die technischen Abschnitte etwas entschärfen. Den Tag lasse ich ganz entspannt angehen, denn ich muss erst gegen 10 Uhr zu Hause starten um Teamkollege Phil, aka Marlene, in Annaberg abzuholen. Marlene hat Beine wie „die Dietrich“, ist ein feiner Kerl, und noch einen Meter größer wie der Straßenfahrer himself, aber für meinen Bulli stellen wir, samt unseren „26er“ Hardtails, zum Glück keine große Herausforderung dar.

Nach ANA brauche ich fünfzig Minuten, Marlene steht pünktlich auf der Bühne, die Fahrt ist wieder mal kurzweilig und die Aussicht ins Böhmische Becken phänomenal! Am Abzweig hinunter nach Perstejn, dort wo wir den Kamm überqueren, habe ich beinahe den Eindruck die Höhenzüge der Italienischen Emilia Romagna liegen vor mir. Bei gutem Wetter ist das wirklich traumhaft hier, und demnächst sicherer Bestandteil einer ausgedehnten Trainingseinheit mit den Jungs.

Die Idee mit der Top 10 Platzierung stelle ich schon während des Einparkens in Frage, da offensichtlich nicht nur alle starken und ortskundigen Locals vertreten sind, sondern auch ein Großteil der sächsischen MTB Elite angereist ist. Neben Waldmeister Heinke und Bergkönig Guido, orte ich das versammelte Scott-B24 MTN Race Team mit Lutz Baumgärtel, Thorsten „Mütze“ Mützlitz usw., Patte Oettel - der es auch mal wieder wissen will, den schnellen Steffen Wolfram, Nachwuchstalent Edgar Schurig von den Stein-Bikern, Jan Bretschneider von Pro Cycle, und und und.

Die Anmeldung geht trotz Andrang recht zügig über die Bühne und die Startgebühr von 400‎Kč (16€) ist im Vergleich zum Aufwand der Veranstaltung mehr als moderat. Wirklich klasse was unsere Nachbarn hier so auf die Beine stellen. Inklussive der beiden Schönheiten am Meldungsstand natürlich, die einer extra Erwähnen bedürfen! Opravdu pěkná holka! Nach etwas Smalltalk mit einigen Bekannten, geht es gut warmgerollert und pünktlich in die Startaufstellung und auf Los - wie immer Los. Erst mal neutralisiert bis zum Ortsausgang, vorm Abzweig in den Wald dann scharf. 



Das Profil der 42 Kilometer langen Strecke ist schnell beschrieben, denn es geht prinzipiell einmal hinauf auf den Kamm und wieder herunter – mit zahlreichen Gegenanstiegen, gefolgt von einer flachen und verspielten Passage im Wald um Perstejn. Circa zehn finale Kilometer, ohne größeren Fahrtechnischen Anspruch, bis zum Ziel auf dem Sportplatz.

Kurz nach dem scharfen Start gibt es bereits einen Sturz in den vorderen Reihen, der das Feld ins Stocken bring und weit auseinanderzieht, da der Waldweg hier nicht sonderlich breit ist. Leider ist auch Teamkollege David betroffen, dem hier wohl irgendwie die Kette vom Blatt springt, was Ihn schließlich auch zum Stehen bringt. Ich kann das Dilemma gerade so umschiffen, verliere aber wichtige Meter auf die Spitze, die ich so schnell auch nicht wieder zufahren kann, da vorne gerade die Post abgeht.

Ich finde mich also in der ersten Verfolgergruppe um Guido und Waldmeister Heinke wieder, mit denen ich die folgenden Höhenmeter erklimme. In einem der letzten Steilanstiege, kurz vorm ersten ruppigen Downhill, setzte ich mich etwas nach vorne ab, da mir schon klar ist das Guido, der heute mit neuem Fully unterwegs ist, aber auch Sascha, natürlich die bessere Downhill-Performance haben. Und tatsächlich schließt Guido am Ende des folgenden Trails, der mit einem lustigen Totenkopf als Warnhinweis gekennzeichnet ist, wieder auf. Natürlich prompt als ich in das steilste Stück einbiege rollt Goldi von hinten auf, und macht mich freundlich darauf aufmerksam: „ich solle doch etwas hinmachen…denn er habe da noch einige Tschechen im Schlepptau!“ Ich falle im Steilstück vor Lachen beinahe von Rad, aber alles geht gut, und ich muss nicht den bereitstehenden Krankentransport nutzen, der 10 Meter unter uns auf der Straße parkt - da sich hier wohl schon der Ein oder Andere die Knochen gebrochen hat.

 
Auf der folgenden ansteigenden Straßenpassage macht dann erst mal Guido die Pace, bevor ich mich im letzten, langen Anstieg vorm Kamm von Ihm und Sascha, der auch noch mal aufschließt, absetzen kann. Oben angekommen, gibt es von Davids Vater eine frische Bottel, die ich auch dringend benötige, denn ich habe leer und die Luft ist trocken, an diesem herrlich sonnigen Samstag. Meinen Vorsprung auf Guido und Sascha taxiere ich hier auf knapp eine Minute, also keine Zeit die Beine hängen zu lassen.

Weiter geht es erst mal flach über holprige Waldwege, ein paar lustige Trails hinunter, und auf ein flaches Straßenstück, wo Edgar Schurig in Sichtweite kommt, den ich wenig später auch einhole. Zusammen machen wir erst mal ordentlich Meter, da wir abwechselnd durch die Führung gehen. Wir rollen ein paar Trails hinunter, wo ich recht schnell merke dass ich Edgars Tempo in den technischen Stücken nicht wirklich halten kann, und koppele vorsichtshalber ab, denn ich muss Montag wieder zur Arbeit.

In einer der letzten, steilen und ruppigen Passagen kommt dann auch wieder Guido mit seinem Fully, quasi im Sturzflug, von hinten angeballert. Bremsen hat er scheinbar nicht, und sehr kontrolliert sieht das auch nicht aus. Jedenfalls ist er innerhalb weniger Sekunden an mir vorbei und wieder außer Sichtweite. Was für ein Teufelskerl!  Ich habe von dem ganzen Geholpere mittlerweile nur noch Pudding in der Ärmchen, und lasse es so schnell laufen wie es eben noch geht. 


In der flachen und verspielten Schleife um Perstejn herum, drücke ich dann nochmal ordentlich aufs Pedal, was auch ganz solide läuft, da mir heute, wie schon gesagt, nur die Arme brennen, als hätte ich fünfzig Zentner Kohlen eingebracht. Auf den letzten Kilometern kann ich sogar noch einen Tschechischen Fahrer abstellen, dann erreiche ich auch schon die finale Stadionrunde, wo ich mit 2:05:00 Std. und nur 45 Sekunden hinter Guido einlaufe, den ich heute leider nicht mehr stellen kann. 



Am Ende also „nur“ auf Platz 15 überlebt, aber wer nichts erwartet, der wird ja auch nicht enttäuscht. Ich bin damit jedenfalls zufrieden, besonders da die aufgezeichneten Leistungswerte recht solide aussehen, der Straßenfahrer Sturzfrei blieb und wieder einiges dazugelernt hat. Spaß hat es jedenfalls gemacht, und mal ehrlich….nur das zählt!

Bis nächste Woche in Markersbach, da braucht es wieder Beine!

Bleibt schön gesund und bis die Tage.

Euer Straßenfahrer

Alles zum Rennen, der Serie und den Ergebnissen, guckst Du hier:



Mittwoch, 4. Mai 2016

11. Halden-Bike-Marathon Löbichau



30.04.2016

Ob Du kleine Kinder hast oder Katzen, sechs Uhr morgens stehst Du im Bett. Friedel aka „Frido Mütze“ kratzt pünktlich an der Schlafzimmertür, da braucht’s keinen Wecker um noch vorm ersten Hahnenschrei aus dem Bett zu rollen. Mütze springt wie immer auf den Fensterstock und bestaunt die morgendliche Vogelwelt, der Straßenfahrer schleppt sich erst mal ins Bad, denn die Blase drückt. Zum Aufstehen ist`s natürlich viel zu zeitig, außerdem hat Mütze heute Morgen erheblichen Schmusebedarf und macht sich`s nochmal neben mir bequem. Sie schnurrt wie ein alter Schiffsdiesel und räkelt sich entspannt auf der Bettdecke. Ihr Gähnen steckt an und kurz bevor ich wieder einpenne, tänzelt dann auch Fräulein Hanni durchs Schlafzimmer und wirft mir einen erwartungsvollen Blick zu. Klare Ansage: „Frühstück….jetzt!“

Für die Mädelz gibt es Thunfisch mit Calamari in Sauce, der Straßenfahrer braucht Carbos, denn heute geht’s zum Haldenritt nach Löbichau. Wie immer vorm Gebolze gibt’s frisch geflockten Haferporridge mit allerlei Schnick-Schnack on top, und da das Rennen erst nach dem Mittag scharf geht und die Anfahrt nur ca. zwanzig Minuten in Anspruch nimmt, ist heute sogar noch eine Folge Columbo drin. „So entspannt müsste das immer laufen“ denke ich, und penne nochmal auf der Ottomane ein.

Um neun bin ich dann wirklich ausgeschlafen, wenn auch nicht 100% auf dem Posten, denn auch der Straßenfahrer hat sich einen hartnäckigen Magen Darm Infekt eingefangen und kämpft seit gut zwei Wochen mit dem flotten Otto um die Vorherschaft im Verdauungstrakt. Irgendwie geht da was herum, denn da hat es einige Bekannte erwischt. Naja, die Trainingseinheiten liefen trotzdem relativ solide und für zwei Runden über die Halde sollte es schon reichen. Wäre ja auch schade um die schöne Form. Der Großteil der Mtb-Elite ist dieses Weekend eh in Riva, da muss man sich also nur mit den Daheimgebliebenen herumplagen, denen es zu stressig ist mal schnell übers WE an den Gardasee zu jetten, wenn man sich auch um die Ecke eine gepflegte Laktatspülung verpassen kann. Freie Tage stehen mir für sowas jedenfalls nicht zur Verfügung in diesem Jahr, und so kommt leider auch das bewährte Trainingslager in Italien unter die Räder der aktuellen Urlaubsplanung.

Vom Team bin ich heute der Einzige beim Haldenritt, da bin ich froh dass die größte meiner Miezen heute frei genommen hat und sich um des Straßenfahrers Verbottelung kümmert. In Löbichau schlagen wir pünktlich auf, die Anmeldung ist schnell erledigt und auch Trainingskollege Ron steht zeitnah auf der Matte, was wir nutzen um die Schlüsselstellen der Strecke zu besichtigen. Fazit: ein Kilometer Strecke ist den laufenden Halden-Sanierungsarbeiten zum Opfer gefallen und wurde kurzerhand weggebaggert. Wo letztes Jahr noch der Damm mit der steilen Böschung stand, findet sich heute ein platt gewalzter Canyon und ich musste mich, trotz guter Ortskenntnis, erst mal neu orientieren. Sonst scheint alles beim alten, nur der Sportplatz will besondere Beachtung erhalten, denn der Rasen um das Spielfeld herum ist heute sehr, sehr tief! Aber dazu später.

Meine Entscheidung für die 50km Mittelstrecke erweist sich jedenfalls als richtig, denn die Startaufstellung über die zwei Runden ist doch recht gut besetzt und verspricht ein schnelles Rennen. Neben meinen Ex-Teamkollegen Dr.O, Daniel Kletzin und Thomas Peschke vom Team-Stein-Bikes, mit denen immer zu rechnen ist, hat endlich auch Vereinskollege Guido von TBR seinen Winterschlaf beendet. Phillipp Rothe scheint in guter Form und auch mit Markus Thiel aus Aue ist bei solchen Rennen zu rechnen, der aber vom WAV rüde eingebremst wird, nachdem der Unparteiische erkennt dass Markus Lenker quasi nicht alle Stopfen im Schrank hat. Markus Nachfrage ins versammelte Starterfeld „ob das denn jetzt ein Scherz wäre“ beantwortet sich mit allgemeiner Heiterkeit, bevor der WAV Milde vor Recht ergehen lässt und im Stile von Houdini zwei lässige, Chrombedamfte Lenkerstopfen aus der Hosentasche zaubert. Für Stimmung im Startblock ist jedenfalls gesorgt, aber bevor noch jemand seinen Zauberkasten aus der Tasche holt und was von Siegfried & Roy zum besten gibt, werden wir vom Zauberpeter auf die Reise geschickt.

Die Einführungsrunde läuft gesittet, an der Spitze produzieren sich zwei mir unbekannte Fahrer und bevor wir ins Gelände gehen übernehme ich vorsichtshalber die Führung und erhöhe das Tempo um das Feld zu entzerren. Auch Daniel ist an einer schnellen Gruppenbildung interessiert, schließt auf und erhöht ebenfalls die Pace. So geht’s durch die ersten Trails und Böschungen, wo wir das Tempo konstant hoch halten. Zurück auf dem nächsten Straßenabschnitt ist außer Daniel nur noch Markus, Phillipp und Sven Graupe vom Berliner TSC an Board. Wir lassen das Gas aber nur halbherzig stehen, und so können Guido, Dr.O und einige andere Fahrer wieder aufschließen. So geht es über die Felder in Richtung Halde, wo Dr.O mit Reifenschaden abkoppelt und ich an einer Kuppe nochmal ordentlich anrucke, was die Gruppe scheinbar zerreißt, denn an der ersten Haldenüberfahrt sind wir nur noch zu fünft.

Dabei sind Daniel, Markus, Phillipp, Sven Graupe und der Straßenfahrer himself. Markus fährt heute ein richtig starkes und kontrolliertes Rennen, da gibt es wirklich nichts zu meckern, und so überlegte ich bereits in Runde eins, wie an Ihm heute vorbeizukommen ist. Über die Halde fahre ich von vorne, Phillipp bekommt Probleme, kämpft sich aber zurück in die Gruppe, bevor es in die Abfahrt in Richtung Sportplatz geht. Der Rasen auf der Sportplatzumfahrung ist heute ca. fünfzehn Zentimeter tief und man muss die Kette hier schon ziemlich arg spannen um sich nicht in Stehversuchen zu üben. Nach der Rundendurchfahrt werde ich von Anne verbottelt und fahre auch den ersten Teil der zweiten Runde von vorne. Auch Daniel und Markus machen jetzt mächtig Druck und so ist Runde zwei von ständigen Attacken geprägt, denen dann Sven Graupe und auch Phillipp zum Opfer fallen.

Am letzten Hügel, kurz vor der Abfahrt zum Sportplatz, versuche ich noch zwei härtere Attacken um mich von meinen beiden Mittstreitern Daniel und Markus zu lösen, komme aber nicht wirklich weg, und so rollen wir zu dritt in Richtung Sportplatz, wo ich es im Flachstück erneut probiere. Keine Chance, die Beiden sind nicht abzuschütteln. Die Entscheidung muss also die Sportplatzumfahrung bringen, auf die wir ungefähr zeitgleich einbiegen. Ich beiße nochmal auf die Zähne, komme ganz gut über den tiefen Rasen, habe die Nase vorn und glaube schon der Fisch sei geputzt, als sich Markus doch noch mit aller Gewalt und deutlichem Geschwindigkeitsüberschuss am Straßenfahrer vorbeischiebt und als erster in den Zielhang droppt. No way, das kann ich auch mit viel gutem Willen nicht mehr kontern, und so bleibt mir nur noch Daniel auf Distanz zu halten und als Zweiter über die Ziellinie zu rollen.

Am Ende steht ein flotter 30,5er Schnitt auf der Uhr und mir ein breites Grinsen im Gesicht, denn das hat heute richtig Spaß gemacht. Der sonnige Frühlingstag rundet die Veranstaltung ab, und das Preisgeld hält die entstandenen Kosten neutral. Ich verabschiede mich jetzt erst mal in zwei wichtige Trainingsblöcke…

…also bleibt gesund und bis die Tage…

Euer Straßenfahrer

Die Ergebnisse und alles rund ums Rennen guckst Du hier: