Dienstag, 30. August 2016

20. Vier-Hübel-Tour





 28.08.2016

Am heißesten Tag des Jahres findet sich der Straßenfahrer im idyllischen Landbad-Wildenau wieder. Bei Temperaturen um die 36°C liegt es sich im Schatten einer großen Buche ganz angenehm, und auch die recht frische Beckentemperatur macht den heißen Samstag ganz erträglich. Also Füße hoch und die Vorbelastung regenerieren, Bikerlektüre wälzen und den Landschönheiten beim Arschwackeln hinterherglotzen. Ab Mittag knallt die Sonne auch im Schatten, der Straßenfahrer vernachlässigt den UV-Schutz, und so kommt es wie es kommen muss. Die Kante meiner Extremitäten glänzt am Nachmittag nicht mehr in braun/weiß, sondern leuchtet braun/rosa. Der Pelz brennt. Ich ahne nichts Gutes, was sich in der tropischen Nacht zum Sonntag deutlich auswächst, wo der Straßenfahrer kaum ein Auge zubekommt und schwitzt wie ein Pferd. Junge Junge, was für ein dilettantischer Anfängerfehler.

Der Sonntagmorgen erwartet den alten Mann mit deutlichem Schlafdefizit und einem abklingenden Sonnenbrand. Keine wirklich guten Voraussetzungen für die anstehende Hübelhatz, denn auch heute sind wieder Temperaturen jenseits der 30°C Marke gemeldet. Immerhin, Lust und Form sind ausreichend vorhanden, auch wenn ich bereits vermute dass das heute kein gutes Ende nimmt. Auch Teamkollege David ist nicht voll auf dem Posten, denn den hat in der Vorwoche ein Infekt erwischt. Letztlich ringt er sich aber doch noch zum Start durch, denn Hübel-Tour ist halt Hübel-Tour. Diesmal in der zwanzigsten Jubiläumsausgabe. Die Getränkeversorgung ist Teamübergreifend mit Tbr und Ron von der Radfabrik organisiert, und mit 4 Verbottelungsstationen sollte auch bei der zu erwartenden Hitzeschlacht nichts anbrennen.

Punkt zehn Uhr starten die siebenhundert Touristen neutralisiert auf ihre Hübel-Reise. Das steile Pflaster der Vierenstraße wird recht verhalten gefahren und auch im Flachstück, bis kurz vorm Wald, will heute keiner so richtig in die Führung gehen. Vor der folgenden, längeren Abfahrt zieht dann ein Crosser-Pilot am Horn, in dessen Windschatten ich kaum die Strecke erkenne, da das Führungsquad ganz ordentlich Staub aufwirbelt. Auch David findet sich an dessen Hinterrad ein, und übernimmt die Tempoarbeit in den folgenden, kurzen Gegenanstiegen.

Am Abzweig Sternweg werden wir leider falsch geleitet, bzw. deuten den Wink unseres Führungsfahrzeugs in Richtung links. Dummerweise können wir auch den winzigen Wegweiser nicht genau erkennen, und fahren somit einige zusätzliche Höhenmeter über den Feuerturmweg zurück auf die eigentliche Strecke. Dumm nur dass uns nicht alle Heizer folgen, denn der hintere Teil des Feldes fährt plötzlich vor uns. Im Feld herrscht Verwirrung. Als wir den Bärenstein erreichen, kann ich ca. 300 Meter voraus gerade noch Guido erkennen, der ebenfalls richtig abbog, und jetzt als Führender den ersten Hübel erklimmt. Schöne Cheiße, denn das Loch ist nur mit viel Kraftaufwand zu schließen. Der Bärenstein ordnet das Feld aber letztlich in seine Ausgangssituation, und da findet sich nach der Abfahrt eine Spitzengruppe mit Christian Schröder, Guido, David, Maximilian Langhans und meiner Wenigkeit zusammen.

Weiter geht’s in die Abfahrt Richtung Königswalde, die ich von vorne fahre und dabei wieder einen der heute wirklich schlecht erkennbaren Wegweiser übersehe und den Abzweig verpasse. Meine vier Mitstreiter biegen hinter mir natürlich ordnungsgemäß ab, was ich zufällig und im letzten Moment erkenne. Ich steige in die Eisen, setze zurück und nehme die Verfolgung auf, da man auf den Straßenfahrer wohl nicht zu warten scheint. Auch hier verpulvere ich viel unnütze Energie und mache mir so meine Gedanken über spontane Altersblindheit und grauen Star. Ich muss wohl dringend zum Augenarzt. Komisch eigentlich, denn die Knackärsche beim gestrigen Freibadbesuch hat der alte Mann scharf und deutlich erkannt. Ja….nee….ich bin schon glücklich vergeben… aber gucken ist doch wohl erlaubt!?!

Am Marktsteig bin ich endlich wieder dran an der Gruppe, aber wirklich durchschnaufen kann ich im Anstieg auf der ollen Plattenstraße auch nicht. Das gelingt mir erst im Flachstück vorm Pöhlberg, wo ich den Rest der zweiten Bottel leersauge, denn trinken ist heute das elementar Wichtigste!  Dann geht’s schon in den Anstieg zum Pöhlberg, wo die erste Verpflegung verabredet ist, und mir Anne die nächste Bottel übergibt.

Weiter geht’s über Cunersdorf hinunter ins Sehmatal, wo es David in der Führung ganz ordentlich laufen lässt, aber nach einer Kurve einen losen Pflasterstein übersieht und mit dem Hinterrad anschlägt, worauf der Pneu schlagartig die Luft verliert. David kommt schadlos zum Stehen, aber die Felge hat hörbar einen abbekommen. Flickzeug und Luft hat er dabei, also fahre ich weiter, um wenigstens noch ein Eisen im Feuer zu halten.

Auch Guidos Hinterrad scheint jetzt deutlich an Druck zu verlieren. Kein Platten, aber sukzessive macht sich die Luft von dannen und sein Heck beginnt zu schwimmen. Am Scheibenberg gibt’s dann wieder frische Getränke, und hier muss auch Guido vom Hobel um nachzupumpen, was scheinbar genügt, denn kurze Zeit später schließt er, mit meinem Trainingskollegen Ronny „Ron“ Schmidt im Schlepptau, wieder zur Gruppe auf.

Zu fünft erreichen wir das Markersbacher Unterbecken, wo ich mich schon guter Dinge auf die nächste Kletterpartie einstimme, als plötzlich meine hintere, rechte Oberschenkelmuskulatur extrem verkrampft. Ich versuche noch das Bein zu strecken, aber dem Schmerz kann ich nicht wiederstehen und ziehe die Notbremse. Der Straßenfahrer klettert vom Hobel und lockert den Krampf so gut es geht. Komisch, denn im Normalfall kündigt sich sowas bei mir schon weit vorher an. Der erste Versuch einer Verfolgung meiner Mitstreiter scheitert kläglich, da der Muskel erneut zumacht und mir vor Schmerz das Wasser in die Augen schießt. Keine Ahnung was da los ist, denn das Tempo konnte ich bis hierher recht entspannt mitgehen und getrunken habe ich reichlich.

Ich lockere die Beine also erneut, dehne vorsichtig und kann nach ca. fünf Minuten Standzeit die Weiterfahrt fortsetzen. Leider nur in Schleichfahrt, denn ab ca. 360 W verkrampft erneut der Oberschenkel . Ich sauge also erst mal die Reste beider Flaschen leer, und schleppe mich im Schongang die Oberbeckenstraße hinauf zum Parkplatz, wo Anne mit den Mädelz und der nächsten Bottel wartet. Die greife ich, und versuche auch noch den folgenden Anstieg zu erklimmen und mich vielleicht wieder zu fangen, aber keine Chance, die Muskulatur verweigert hier erneut ihren Dienst. Ich rolle also zurück zum Parkplatz, wo ich die Tour wiederwillig beende.  

Davids Felge hat es übrigens wirklich maximal erwischt, aber er fährt nach mehreren Reperaturen und Flickeinlagen immerhin noch eine solide, bereinigte Gesamtzeit.

Wirklich schade, aber da bin ich diesmal wohl Sprichwörtlich: „baden gegangen“.


Na dann, bleibt gesund und bis zur nächsten Badekur.

Euer Straßenfahrer

Alles zur Tour guckst Du hier: http://www.huebeltour.com/

Mittwoch, 10. August 2016

Erzgebirgs-Bike-Marathon



07.08.2016

Irgendetwas reißt den Straßenfahrer aus dem Schlaf. Es herrscht Orientierungslosigkeit. Im Zimmer ist es zappenduster und beängstigend still. Die Matratze ist viel zu weich, das Bett viel zu kurz und der Bettbezug kratzt an den rasierten Stelzen. Anne liegt irgendwie auf der falschen Seite und zwischen unseren Betthälften klafft eine riesige Besucherritze. Wo in aller Welt, …..ach ja, …..Hotelbett, ….Wettiner Höhe. Langsam komme ich zu mir und merke das die Blase drückt. Ich schlürfe über den in die Jahre gekommenen Teppich ins „vier“ Sterne Bad, wo mich das grelle Oberlicht gänzlich aus dem Schlaf reißt. Wo ich schon mal wach bin, versuche ich die ausgezeichneten Sterne im Bad zu finden, was mir nicht gelingt. Nach fünf Minuten Sucherei breche ich gelangweilt ab. Auf dem Rückweg schaue ich am Fenster vorbei, was auch mal wieder geputzt werden müsste, aber einen wirklich schönen Blick auf die EBM-Startwiese gewährt. Die ist natürlich Menschenleer, denn es ist gerade mal zwei Uhr nachts, also krieche ich wieder unter die Decke und versuche nochmal an der Matratze zu horchen. Kuscheln ist nicht, denn beim Versuch verschlingt mich die Besucherritze. Irgendwie schaffe ich es mich geräuschlos zu befreien um Anne nicht auch noch zu wecken und rolle mich auf den Rücken. Mir ist langweilig, also fahre ich mehrfach die Strecke ab….

Sechs Uhr morgens schafft es der alte Mann tatsächlich nochmal richtig einzuschlafen, aber da klingelt auch schon der Wecker. Was für eine Nacht. Über das Frühstücksbüfett will ich nicht meckern, denn ich habe eine Tupperdose Kamutpfannkuchen mit Holundergelee dabei. Beim Filterkaffee kann ich leider nicht an mir halten, denn der ist heute wirklich unterirdisch, um nicht zu sagen grottig. Rein muss der trotzdem, denn auch mit viel guten Willen kann ich noch immer keinen Puls messen, geschweige denn die vier Sterne finden, denn auch die Fenster im Speiseraum müssten dringend mal gewienert werden! Ein kurzer Verdauungsschlaf passt noch ins Programm, dann wird es aber höchste Eisenbahn in die Montur zu springen, und sich etwas warm zu rollern. Vorm Hotel finde ich dann endlich auch die versprochenen  Sterne, die gut sichtbar auf einer Tafel im Eingangsbereich prangen und über die kleinen Unzulänglichkeiten und Hygienemängel unserer Unterkunft hinwegtäuschen. Naja, einige würden sagen: „Sternekategorie ist immer Landestypisch“...(was zum Nachdenken anregt)… andere wiederum meinen, das wäre: „Jammern auf hohem Niveau.“ Humor ist jedenfalls, wenn man trotzdem lacht….bei dem Preis, der hier für die Übernachtung aufgerufen wird.

 

Zurück zum Wesentlichen! Mit einigen Ergebnissen konnte sich der alte Mann für den ersten Startblock qualifizieren, was dem Tagesziel, dem Gesamtpodest im Shortrace, eine gute Basis schafft. Mit der Strecke habe ich mich in den letzten Jahren schon angefreundet, und auch das Vorjahresergebnis, ebenfalls auf der Short, konnte sich sehen lassen. Jedenfalls für den Straßenfahrer, der sich beim Downhill meist im Einparken übt.

Punkt neun Uhr geht der Spaß dann los. Erstmal neutralisiert die Alp hinunter und auf die Hauptstraße, wo das Rennen dann freigegeben wird und die riesige Meute am Horn zieht. Das Tempo am Straßenanstieg der Einführungsrunde kann ich ganz gut mitgehen, auch wenn die Wattwerte hier bereits zur Vorsicht mahnen, denn die liegen weit, weit oberhalb der Schwelle. An ca. zwanzigster Position zieht der Dreimetermann den Kopf ein und versucht im Windschatten nur das nötigste zu investieren, um nicht nach hinten durchgereicht zu werden, was auch ganz gut gelingt. 



Zurück auf der Hauptstraße bin ich noch immer vorne dabei, und kann, fünfzig Meter vorm Abzweig hinauf zur  Alp de Wettin, mit einem kurzen Antritt als ca. Fünfter in den Anstieg gehen. Kontrolliertes Tempo ist angesagt, auch wenn hier einige recht ordentlich angasen. Der alte Mann geht als Neunter über die Kuppe und sucht den Anschluss zur Spitze, was am Waldrand auch gelingt. Durchschnaufen, das läuft!



Die ersten Trails bieten dann die Möglichkeit sich etwas zu orientieren und zu peilen wer dem angeschlagenen Tempo bisher wiederstehen konnte. Vorne dabei sind natürlich die üblichen Heizer, mit C. Kreuchler, F. Fritzsch, J. Heidenreich, T. Eise, S. Heinke, J. Bretschneider, S. Golz, D. Kletzin, P. Herrmann, um nur einige zu nennen. Und auch von hinten kommen noch einige aufgeschlossen und pflügen durch die Gruppe. Dabei fliegt M. Stein, mein Ex-Teamkollege von den Stein-Bikern, mit so viel Geschwindigkeitsüberschuss an der Gruppe vorbei, das ich beinahe glaube zu stehen. Ruhig Blut, und nicht irritieren lassen, denn Renneinteilung ist  Steinis Ding nicht, und so orientiere ich mich lieber an der NP meines Powermeters, das mir zur Vorsicht rät, immerhin sind noch ein paar Kilometer und auch einige Höhenmeter zu bezwingen und das bisherige Tempo recht hoch. Die Heizer der Mittel und Langstrecke mal ausgeklammert, liege ich vermutlich in den Top fünf der Short, und orientiere mich an J. Brettschneider, U. Schmittlutz, S. Golz und Stein-Biker D. Kletzin, der heute wirklich gute Beine hat und ein super Rennen fährt.

Die neue Abfahrt in den Seiffener Grund hatte unser Team im Training schon unter die Reifen genommen, und so finde ich auch jetzt die Ideallinie und muss mich nicht im Einparken üben. Ganz im Gegenteil! Ich vermute der ewige STRAVA-Rekordhalter des Seiffener Grunds: „der Einzigartige, oft kopierte, aber selten erreichte, mehrfachen Deutschen Masters Meister im XCO und Marathon – Ihr kennt In alle! – wäre stolz auf den Straßenfahrer und dessen heutige Downhillperformance. Schade das er heute nicht anwesend ist! Vielleicht errät ja der Straßenfahrer die diesjährige Jahreskilometerleistung des Ausnahmetalents, und gewinnt eine Trainingseinheit beim Meister, um die Trails in Zukunft noch schneller zu rocken. Drückt mir die Daumen! 


Im Gegenanstieg schließe ich mit guten Beinen zu Benjamin Michael, dem Mann mit den zwei Vornahmen, auf, mit dem ich recht gut harmoniere und einige Kilometer absolviere. Benny fährt die Mittelstrecke, da kommen wir beide uns auch nicht ins Gehege. Ein Stück weit lasse ich mich ziehen, erhole mich kurz, führe noch ein Stück, dann schließen wir am Wasserturm zu Kurzstreckler S. Golz auf, den ich in Folge abstellen kann. Der hat in der Einführungsrunde wohl etwas überzogen, und gerade Besuch vom Mann mit dem Hammer.

Nach vorne trennen mich jetzt noch ca. zwanzig Sekunden von Jan Brettschneider und Florian Anderle, auf den Plätzen drei und vier. Die Beine drehen beständig gut, und sollte ich mich nicht total verschätzen, dann laufe ich spätestens an der Hauptstraße auf die Gruppe um die beiden Kurzstreckler auf. Da geht noch was, denke ich, als es unter mir verdächtig knackt und der Sattel plötzlich recht lose in der Sattelstütze herumklappert. Bruch oder einfach nur lose? Keine Ahnung. Zum Anhalten ist keine Zeit, und gerade als ich mir einreden will, das der Sattel schon noch bis ins Ziel halten wird, verabschiedet sich dieser von der Stütze und der Straßenfahrer von einer möglichen Podest Platzierung. Ich lege eine Vollbremsung hin, setze kurz zurück, stecke mir den Sattel ins Unterhemd und hample erst mal im Wiegetritt weiter. Jetzt bloß nicht hinsetzen! Bis zum Ziel sind’s noch gute fünf Kilometer, die ich, wohl oder übel, im Stehen zubringen muss, da natürlich die Wippe der Stütze verlustig ging und eine Wiedermontage des Sattels so unmöglich macht. Schöne Cheiße!

Trotzdem überholen mich bis zum Ziel erstaunlich wenige Fahrer, so dass ich immerhin noch als Vierzehnter die Ziellinie sehe und trotzdem meine Altersklasse gewinne. Top 3 war heute möglich, aber da kann auch Kunibärt in Gold, den es für den AK Sieg gibt, nicht drüber hinwegtrösten.

Zum Schluss noch ein dickes Lob an Albrecht Dietze und seine ebm-Crew, die mal wieder ein erstklassiges Event auf die Beine stellten! Sollte sich der alte Mann auch im nächsten Jahr noch selber die Schnürsenkel zubinden können, dann sehn wir uns auch bei der 25. Jubiläumsausgabe. Pionierehrenwort!


Bleibt gesund und bis die Tage.

Euer Straßenfahrer

Der goldene Kunibärt  

Alles zum Rennen und die Ergebnisse, guckst Du hier: http://www.erzgebirgs-bike-marathon.de/

Alles zum Team SPORT-WERK.net, guckst Du hier: https://www.facebook.com/sportwerkmtb/?fref=ts