21.05.2016

Auch die Vorbelastung am Freitagnachmittag lief nicht
wirklich planmäßig, denn mehr als Halbgas war nicht drin, um sich einen Tag
vorm Rennen nicht noch gänzlich zuzurichten. Ich sag doch, fünfunddreißig
müsste man nochmal sein, da ginge vieles leichter!
Aber halb so wild, denn mehr
als ein Vorbereitungsrennen ist heute eh nicht die Zielsetzung, was mir bereits
bei der Teaminternen Streckenbesichtigung vor einigen Wochen klar wurde. Die
langen und teilweise knackigen Anstiege sind zwar genau mein Ding, die steilen
und ruppigen Downhill’s passen jedoch gar nicht zu des Straßenfahrers
Kernkompetenzen. Macht zwar Spaß, aber ganz klar, im Rennmodus und ohne Fully
geht es für mich hier nur ums „Überleben“. Die Zunge gerade in den Mund und mit
viel Selbstvertrauen und noch weniger Steuerkunst die giftigen Passagen
überstehen, nicht zu viel Zeit liegen lassen, und, wenn es gut läuft,
vielleicht….aber nur vielleicht, die Top 10 erreichen.
Das Wetter spielt jedenfalls
mit an diesem Wochenende, denn bereits am frühen Morgen strahlt die Sonne, die
Luft ist angenehm warm und da es schon die ganze Woche kaum regnete, sollten
die Trails heute staubtrocken sein und die technischen Abschnitte etwas
entschärfen. Den Tag lasse ich ganz entspannt angehen, denn ich muss erst gegen
10 Uhr zu Hause starten um Teamkollege Phil, aka Marlene, in Annaberg
abzuholen. Marlene hat Beine wie „die Dietrich“, ist ein feiner Kerl, und noch
einen Meter größer wie der Straßenfahrer himself, aber für meinen Bulli stellen
wir, samt unseren „26er“ Hardtails, zum Glück keine große Herausforderung dar.
Nach ANA brauche ich fünfzig
Minuten, Marlene steht pünktlich auf der Bühne, die Fahrt ist wieder mal
kurzweilig und die Aussicht ins Böhmische Becken phänomenal! Am Abzweig
hinunter nach Perstejn, dort wo wir den Kamm überqueren, habe ich beinahe den
Eindruck die Höhenzüge der Italienischen Emilia Romagna liegen vor mir. Bei
gutem Wetter ist das wirklich traumhaft hier, und demnächst sicherer
Bestandteil einer ausgedehnten Trainingseinheit mit den Jungs.
Die Idee mit der Top 10
Platzierung stelle ich schon während des Einparkens in Frage, da offensichtlich
nicht nur alle starken und ortskundigen Locals vertreten sind, sondern auch ein
Großteil der sächsischen MTB Elite angereist ist. Neben Waldmeister Heinke und
Bergkönig Guido, orte ich das versammelte Scott-B24 MTN Race Team mit Lutz
Baumgärtel, Thorsten „Mütze“ Mützlitz usw., Patte Oettel - der es auch mal
wieder wissen will, den schnellen Steffen Wolfram, Nachwuchstalent Edgar
Schurig von den Stein-Bikern, Jan Bretschneider von Pro Cycle, und und und.
Die Anmeldung geht trotz
Andrang recht zügig über die Bühne und die Startgebühr von 400Kč (16€) ist im
Vergleich zum Aufwand der Veranstaltung mehr als moderat. Wirklich klasse was
unsere Nachbarn hier so auf die Beine stellen. Inklussive der beiden
Schönheiten am Meldungsstand natürlich, die einer extra Erwähnen bedürfen! Opravdu pěkná holka! Nach
etwas Smalltalk mit einigen Bekannten, geht es gut warmgerollert und pünktlich
in die Startaufstellung und auf Los - wie immer Los. Erst mal neutralisiert bis
zum Ortsausgang, vorm Abzweig in den Wald dann scharf.
Das Profil der 42 Kilometer
langen Strecke ist schnell beschrieben, denn es geht prinzipiell einmal hinauf
auf den Kamm und wieder herunter – mit zahlreichen Gegenanstiegen, gefolgt von
einer flachen und verspielten Passage im Wald um Perstejn. Circa zehn finale
Kilometer, ohne größeren Fahrtechnischen Anspruch, bis zum Ziel auf dem
Sportplatz.
Kurz nach dem scharfen Start
gibt es bereits einen Sturz in den vorderen Reihen, der das Feld ins Stocken
bring und weit auseinanderzieht, da der Waldweg hier nicht sonderlich breit ist.
Leider ist auch Teamkollege David betroffen, dem hier wohl irgendwie die Kette
vom Blatt springt, was Ihn schließlich auch zum Stehen bringt. Ich kann das
Dilemma gerade so umschiffen, verliere aber wichtige Meter auf die Spitze, die
ich so schnell auch nicht wieder zufahren kann, da vorne gerade die Post
abgeht.
Ich finde mich also in der
ersten Verfolgergruppe um Guido und Waldmeister Heinke wieder, mit denen ich
die folgenden Höhenmeter erklimme. In einem der letzten Steilanstiege, kurz
vorm ersten ruppigen Downhill, setzte ich mich etwas nach vorne ab, da mir
schon klar ist das Guido, der heute mit neuem Fully unterwegs ist, aber auch
Sascha, natürlich die bessere Downhill-Performance haben. Und tatsächlich
schließt Guido am Ende des folgenden Trails, der mit einem lustigen Totenkopf
als Warnhinweis gekennzeichnet ist, wieder auf. Natürlich prompt als ich in das
steilste Stück einbiege rollt Goldi von hinten auf, und macht mich freundlich
darauf aufmerksam: „ich solle doch etwas hinmachen…denn er habe da noch einige Tschechen
im Schlepptau!“ Ich falle im Steilstück vor Lachen beinahe von Rad, aber alles
geht gut, und ich muss nicht den bereitstehenden Krankentransport nutzen, der
10 Meter unter uns auf der Straße parkt - da sich hier wohl schon der Ein oder Andere die Knochen gebrochen hat.
Auf der folgenden
ansteigenden Straßenpassage macht dann erst mal Guido die Pace, bevor ich mich
im letzten, langen Anstieg vorm Kamm von Ihm und Sascha, der auch noch mal
aufschließt, absetzen kann. Oben angekommen, gibt es von Davids Vater eine
frische Bottel, die ich auch dringend benötige, denn ich habe leer und die Luft
ist trocken, an diesem herrlich sonnigen Samstag. Meinen Vorsprung auf Guido
und Sascha taxiere ich hier auf knapp eine Minute, also keine Zeit die Beine
hängen zu lassen.
Weiter geht es erst mal flach
über holprige Waldwege, ein paar lustige Trails hinunter, und auf ein flaches
Straßenstück, wo Edgar Schurig in Sichtweite kommt, den ich wenig später auch
einhole. Zusammen machen wir erst mal ordentlich Meter, da wir abwechselnd
durch die Führung gehen. Wir rollen ein paar Trails hinunter, wo ich recht
schnell merke dass ich Edgars Tempo in den technischen Stücken nicht wirklich
halten kann, und koppele vorsichtshalber ab, denn ich muss Montag wieder zur
Arbeit.

In der flachen und
verspielten Schleife um Perstejn herum, drücke ich dann nochmal ordentlich aufs
Pedal, was auch ganz solide läuft, da mir heute, wie schon gesagt, nur die Arme
brennen, als hätte ich fünfzig Zentner Kohlen eingebracht. Auf den letzten
Kilometern kann ich sogar noch einen Tschechischen Fahrer abstellen, dann
erreiche ich auch schon die finale Stadionrunde, wo ich mit 2:05:00 Std. und
nur 45 Sekunden hinter Guido einlaufe, den ich heute leider nicht mehr stellen
kann.
Am Ende also „nur“ auf Platz
15 überlebt, aber wer nichts erwartet, der wird ja auch nicht enttäuscht. Ich
bin damit jedenfalls zufrieden, besonders da die aufgezeichneten Leistungswerte
recht solide aussehen, der Straßenfahrer Sturzfrei blieb und wieder einiges
dazugelernt hat. Spaß hat es jedenfalls gemacht, und mal ehrlich….nur das
zählt!
Bis nächste Woche in
Markersbach, da braucht es wieder Beine!
Bleibt schön gesund und bis
die Tage.
Euer Straßenfahrer
Alles zum Rennen, der Serie
und den Ergebnissen, guckst Du hier:
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