Nein, da muss ich Euch
enttäuschen, auch wenn das derzeit Kasse macht, hier gibt es keine weitere
Dopingenthüllung! Vielmehr das Resümee ehrlichen, harten und nicht weniger
frostigen Winter-Grundlagen-Trainings der letzten 4 Monate, bzw. dem, was 10
Jahre Leistungssport mit meinem Körper so angerichtet haben. Bevor es also
ernst wird, und der nächste Aufbau-Block mit den ersten, kleinen Wettkämpfen
beginnt, Zeit der Wahrheit ins Auge zu blicken und beim Spiroergometrietest
„die Hosen runter zu lassen“!
Am Dienstag war es dann
soweit, Tag der Wahrheit beim Prof. in LE. Nicht allzu schlecht vorbereitet und
gut ausgeschlafen, stand ich 8.30 Uhr als erster Proband auf der Liste von Dr.
Voß, der mich mit vorfrühlingshafter Laune in Empfang nahm, und auch der Prof.
war schon anwesend und witzelte in gewohnter Manier. Ja, da fühlt man sich
wirklich wohl und willkommen, auch wenn man noch kein gerahmtes Trikot in der
Empfangshalle hängen hat. Die Betonung natürlich auf: noch! ;-)
Nach 15 Minuten Erwärmung
ging’s dann auch gleich scharf. Schnelligkeit, Maximalkraft und Reflextests als
Vorprogramm zum folgenden Stufentest. Quasi das Komplettprogramm der
ganzheitlichen Leistungsbetrachtung, aller Summanden der bekannten Gleichung:
Leistung = Kraft + Schnelligkeit + Ausdauer (Fahrtechnik und Taktik
mal vernachlässigt)
Gestartet sind wir mit dem 6
Sekunden Schnelligkeitstest, d.h. maximale Trittfrequenz, ohne Wiederstand,
über 6 Sekunden. Liegt mir ganz gut, da ich ja sowieso immer recht „hochtourig“
fahre, was auch der max. Wert von 239 bestätigt.
Danach gleich rauf aufs
Maximalkraftergometer, auf dem ich mit der Eleganz eines kaukasischen
Karussell-Bremsers, den Rahmen mit beachtlichen 2300N in beide Richtungen bog.
Wenn man die Vergleichswerte von Förster, Weinhold oder Schätzing kennt, ist
das so schlecht nicht, und unter Betracht meiner Schnellkraft, „solle ich mich
doch mal bei Sprintrennen versuchen“, so der Prof.!
Auch die zum Teil
überdurchschnittlichen Reaktionstests geben Anlass zu Hoffnung, das auch mit 40 Lenzen der Drops noch
längst nicht gelutscht ist.
Nach der ärztlichen
Voruntersuchung ging’s dann endlich zum Stufentest. Start bei 90 Watt, mit 30
Watt Steigerungen je 4 Minuten, standen da ca. 13 Runden in Aussicht. Nachdem
ich dann auch EKG verkabelt war, die Sitzposition passte, das Ohrläppchen
desinfiziert war und ich den MP3 Ordner mit der aggro-Musik gefunden hatte,
konnte es losgehen. Ich fühlte mich wirklich gut an diesem Vormittag, die Beine
flogen und auch die Zeit verging wie im Flug. Der Blick auf die Monitore mit
dem Leistungs- Puls- Verhältniss verriet mir recht schnell, dass das heute wohl
eine Stufe mehr werden würde als erwartet. Da ich mein Training in den letzten
Jahren vorwiegend intuitiv gesteuert habe, und mein letzter Spiro-Test 5 Jahre
zurückliegt, in denen ich natürlich auch nicht jünger geworden bin, war das
keine schlechte Überraschung, und ich für die letzten Stufen entsprechend
motiviert. Oberhalb Laktat 3 ging’s dann weiter mit 390Watt, 420Watt und erst
Mitte der 450Watt Stufe, nach 50,5 Minuten, griffen die körpereigenen
Schutzmechanismen und bewahrten mich vor einer Laktatvergiftung.
Die Auswertung folgte dann am
Donnerstag, bei der sich Prof. Junkers mal wieder viel Zeit für mich nahm, um aufzuzeigen wo ich denn derzeit so stehe.
Anhand seiner umfangreichen Datenerhebungen und Statistiken kann man seine eigenen Leistungsdaten wirklich gut einordnen. Auch die Potenziale sind jetzt klarer, und sollte
ich gesund bleiben und mein Wettkampfgewicht im Mai erreichen, dann stehen mehr
als 5,5 Watt/Kilo Körpergewicht zur Verfügung, um in dieser Saison nochmal
das ein oder andere Ziel zu erreichen.
Aber Labor und Rennen sind
eben nur Theorie und Praxis…
Bald wird´s Frühling!
Euer Straßenfahrer