Mittwoch, 27. März 2013

Osterwunder


Eine 18tägige Regenerationswoche unter Palmen, ein 7stündiges Jetlag, eine schmerzhafte Mittelohrentzündung und deutlich zu viele Portionen Nasi Campur – in meinem Lieblings Warung am Legianstrand – haben dem Straßenfahrer deutlich zugesetzt. Wenn ich beim geplanten Saisonstart nicht auf dem Zahnfleisch über den Kyffhäuser kriechen will, dann muss ich wohl auf den Schokohasen verzichten und 1-2 Einheiten zusätzlich abspulen. Auf die Waage traue ich mich derzeit jedenfalls nicht, für die Feiertage ist schon wieder Schnee gemeldet, und meine Motivation – das Rad stundenlang über gefrorene Straßen zu schieben – ist mehr als am A….

Na ja, dann hoffen wir mal auf ein Osterwunder…
…und eine Auferstehung, möglichst schon am Karfreitag.

Euch ein schönes Osterfest und bis die Tage.

Euer Straßenfahrer

Freitag, 1. März 2013

Tag der Wahrheit

Nein, da muss ich Euch enttäuschen, auch wenn das derzeit Kasse macht, hier gibt es keine weitere Dopingenthüllung! Vielmehr das Resümee ehrlichen, harten und nicht weniger frostigen Winter-Grundlagen-Trainings der letzten 4 Monate, bzw. dem, was 10 Jahre Leistungssport mit meinem Körper so angerichtet haben. Bevor es also ernst wird, und der nächste Aufbau-Block mit den ersten, kleinen Wettkämpfen beginnt, Zeit der Wahrheit ins Auge zu blicken und beim Spiroergometrietest „die Hosen runter zu lassen“!
 
Am Dienstag war es dann soweit, Tag der Wahrheit beim Prof. in LE. Nicht allzu schlecht vorbereitet und gut ausgeschlafen, stand ich 8.30 Uhr als erster Proband auf der Liste von Dr. Voß, der mich mit vorfrühlingshafter Laune in Empfang nahm, und auch der Prof. war schon anwesend und witzelte in gewohnter Manier. Ja, da fühlt man sich wirklich wohl und willkommen, auch wenn man noch kein gerahmtes Trikot in der Empfangshalle hängen hat. Die Betonung natürlich auf: noch! ;-)
 
Nach 15 Minuten Erwärmung ging’s dann auch gleich scharf. Schnelligkeit, Maximalkraft und Reflextests als Vorprogramm zum folgenden Stufentest. Quasi das Komplettprogramm der ganzheitlichen Leistungsbetrachtung, aller Summanden der bekannten Gleichung: Leistung = Kraft + Schnelligkeit + Ausdauer (Fahrtechnik und Taktik mal vernachlässigt)
 
Gestartet sind wir mit dem 6 Sekunden Schnelligkeitstest, d.h. maximale Trittfrequenz, ohne Wiederstand, über 6 Sekunden. Liegt mir ganz gut, da ich ja sowieso immer recht „hochtourig“ fahre, was auch der max. Wert von 239 bestätigt.
 
Danach gleich rauf aufs Maximalkraftergometer, auf dem ich mit der Eleganz eines kaukasischen Karussell-Bremsers, den Rahmen mit beachtlichen 2300N in beide Richtungen bog. Wenn man die Vergleichswerte von Förster, Weinhold oder Schätzing kennt, ist das so schlecht nicht, und unter Betracht meiner Schnellkraft, „solle ich mich doch mal bei Sprintrennen versuchen“, so der Prof.!
 
Auch die zum Teil überdurchschnittlichen Reaktionstests geben Anlass zu Hoffnung, das auch mit 40 Lenzen der Drops noch längst nicht gelutscht ist.
 
Nach der ärztlichen Voruntersuchung ging’s dann endlich zum Stufentest. Start bei 90 Watt, mit 30 Watt Steigerungen je 4 Minuten, standen da ca. 13 Runden in Aussicht. Nachdem ich dann auch EKG verkabelt war, die Sitzposition passte, das Ohrläppchen desinfiziert war und ich den MP3 Ordner mit der aggro-Musik gefunden hatte, konnte es losgehen. Ich fühlte mich wirklich gut an diesem Vormittag, die Beine flogen und auch die Zeit verging wie im Flug. Der Blick auf die Monitore mit dem Leistungs- Puls- Verhältniss verriet mir recht schnell, dass das heute wohl eine Stufe mehr werden würde als erwartet. Da ich mein Training in den letzten Jahren vorwiegend intuitiv gesteuert habe, und mein letzter Spiro-Test 5 Jahre zurückliegt, in denen ich natürlich auch nicht jünger geworden bin, war das keine schlechte Überraschung, und ich für die letzten Stufen entsprechend motiviert. Oberhalb Laktat 3 ging’s dann weiter mit 390Watt, 420Watt und erst Mitte der 450Watt Stufe, nach 50,5 Minuten, griffen die körpereigenen Schutzmechanismen und bewahrten mich vor einer Laktatvergiftung.
 
Die Auswertung folgte dann am Donnerstag, bei der sich Prof. Junkers mal wieder viel Zeit für mich nahm, um aufzuzeigen wo ich denn derzeit so stehe. Anhand seiner umfangreichen Datenerhebungen und Statistiken kann man seine eigenen Leistungsdaten wirklich gut einordnen. Auch die Potenziale sind jetzt klarer, und sollte ich gesund bleiben und mein Wettkampfgewicht im Mai erreichen, dann stehen mehr als 5,5 Watt/Kilo Körpergewicht zur Verfügung, um in dieser Saison nochmal das ein oder andere Ziel zu erreichen.
 
Aber Labor und Rennen sind eben nur Theorie und Praxis…
 
Bald wird´s Frühling!
 
Euer Straßenfahrer