Donnerstag, 24. September 2015

20. Drei-Talsperren-Marathon



Diesen Samstag klingelt der Wecker bereits halb sechs. Schweißgebadet erwache ich aus einem Albtraum, in dem mich Sebastian „FK“ Stark mit einem Kindertretroller beim Straßen-Zeitfahrtraining abhängt. Beängstigend, denn er trägt dabei nur Badeschlappen und fährt einhändig - da er gerade eine Thüringer Rostbratwurst verschlingt. In Rekordzeit natürlich! Beim Überholen winkt er mir freundlich zu, beißt in seine Bratwurst und entschwindet am Horizont. Autsch….der Tag fängt ja gut an. Meine Hand fällt auf die Schlummertaste des Weckers, ich nochmal ins Kopfkissen und penne wieder ein. Nach einem halbstündigen Aufschub ist`s dann aber höchste Eisenbahn. Ich krieche aus dem Nest, taumle ins Bad und dusche mir erst mal den kalten Schweiß vom Rücken. Na das kann ja was werden heute…

Café und Frühstück gibt’s im Vorbeigehen, die obligatorische Folge Columbo entfällt, und für ein Verdauungsschläfchen ist heute leider auch keine Zeit mehr. In Summe fühlt sich das irgendwie stressig an, aber immerhin, um acht landen wir pünktlich und ohne Turbulenzen in Eibenstock. Anne ist auch wieder dabei und übernimmt des Straßenfahrers Verbottelung. Auch Teamkollege T. Peschke hat für die 100km gemeldet, also bilden unsere Mädels kurzerhand eine Fahrgemeinschaft zum Col de Auers, wo die beiden ersten Verpflegungen geplant sind. Auch der schnelle Mann mit den beiden Vornamen – Benjamin „Benni“ Michael – ist schon anwesend und hat einen Verbottler dabei, also tun wir uns in Sachen Verpflegung zusammen – wobei die finalen 30 Kilometer von seinem Betreuer übernommen werden, der sich am Abzweig zur Talsperre Eierstock postiert. Auch in Sachen Renntaktik wird Benni heute eine entscheidende Rolle spielen, aber dazu später.

Das Wetter meint es heute nochmal gut mit uns, denn wie schon am vergangenen Wochenende, so ist auch heute ein richtig sonniger Spätsommertag gemeldet. Die morgendlichen Temperaturen sind zwar noch bissl frisch, aber doch warm genug um kurzärmlig auf die dreieinhalbstündige Rundreise zu gehen. Beim Warmrollern habe ich leider kein wirklich gutes Gefühl in den Beinen, und auch der Puls will heute nicht wirklich auf Belastung reagieren. Irgendwie fühle ich mich müde, aber nach den Anstrengungen der letzten Tage und Wochen ist das auch nicht verwunderlich, denn eine komplette Regenerationswoche ist eigentlich längst überfällig. So langsam wird’s dann Zeit für die Startaufstellung, wo ich neben FK ein freies Plätzchen in der ersten Startreihe finde. Neben Ihm parkt Sebastian „Küfi“ Küfner, dem ich artig zur guten Platzierung des letzten Rennens in Geyer gratuliere. FK – der zwischen uns steht – versteht das irgendwie falsch und bezieht die angestimmte Lobeshymne auf sich selbst, wo ich natürlich sofort einhaken muss, denn für FK`s Leistung bei der DM in Furtwangen – die am selben Tag stattfand – muss ich schon zu den Superlativen greifen, um das Ausmaß seiner erbrachten Leistung zu beschreiben, denn FK finishte trotz Sturz und Kettenklemmer auf Platz 15! Im Idealfall wäre unser Übermensch vermutlich in die Top 10 gefahren! No Comment! Neben mir parkt dann noch Benni ein, mit dem ich heute eine Art Allianz bilde - um FK`s Sieg auch nur im Ansatz etwas entgegenzusetzen. FK wiederum hat sich vermutlich mit Küfi abgesprochen, jedenfalls macht mir das den Eindruck, denn auch er hat sicherlich keine sonderliche Lust die 100km alleine um die 3 Talsperren zu drücken. 





                                        
Pünktlich halb zehn werden wir dann auf die Reise geschickt. Erst mal neutralisiert hinunter zur Winklerstraße, wo das Rennen dann freigegeben wird und sich das Führungsfahzeug verabschiedet. Küfi und FK fahren an der Spitze und führen das Feld in den langen Anstieg hinauf nach Carlsfeld – der heute abrupt in einer Sackgasse endet, da FK scheinbar noch pennt und an der ersten Gabelung falsch abbiegt. Junge-Junge, und das nach so vielen Teilnahmen! Aber auch ich fahre FK wie ein Lemming hinterher, bis der Tross vor einem Garagentor zum Stoppen kommt, da hier dann auch der Weg ausgeht. Der U-Turn verursacht ein wildes Durcheinander und vorne ist plötzlich hinten. Ich durchquere also zügig das komplette Fahrerfeld und beende zeitgleich mit Küfi den Zwischensprint – für den leider keine Punkte vergeben werden. Vorne angekommen schauen wir uns fragend an, und warten artig bis auch FK und Benni aufgeschlossen haben. Dann geht’s aber auch gleich scharf!  FK scheint es heute eilig zu haben und schlägt ein Tempo oberhalb der Kotzgrenze an. Jedenfalls meiner! Hinter uns wird es dann auch ziemlich schnell ruhig, denn das Feld gerät zügig außer Sichtweite. Küfi kann hier noch ganz gut folgen, Benni und der Straßenfahrer legen im Windschatten die Ohren an! Kurz bevor bei mir die rote Lampe angeht, also eigentlich viel-viel zu spät, lässt Benni dann endlich einen Tritt aus und koppelt uns beide intelligenter Weise ab.

Trödeln tun wir freilich trotzdem nicht, der Begrenzer steht jetzt aber bei einer Leistung die wir auch über 100km gehen können. In der Führungsarbeit wechseln wir uns regelmäßig ab, und hängen beide auch ganz gut am Gas. Trotzdem fahren wir uns bis zur ersten Auersbergüberfahrt bereits 2,5 Minuten Rückstand auf die beiden Führenden ein. Frisch verbottelt geht es in die lange Abfahrt bis kurz vor die Sosaer Talsperre, wo wir es ganz ordentlich laufen lassen. Vorm Abzweig hinauf zur zweiten Auersbergüberfahrt schließen dann – plötzlich und unerwartet für uns alle – Ronald Kunz, Markus Thiel und ein mir unbekannter Fahrer von hinten auf. Keine Ahnung wo die so schnell herkommen, aber da Ronald Kunz anwesend ist, schlage ich mir den Gedanken > dass hier womöglich abgekürzt wurde < schnell aus dem Kopf. Ronald ist immerhin einer der fairsten Sportsmänner die ich kenne! Respekt Jungs, da hab Ihr es ganz schön knallen lassen auf der Abfahrt.

In dieser Konstellation geht es ein weiteres Mal über den Auersberg und in die zweite Abfahrt Richtung Talsperre Sosa, die mittlerweile vom Tross der zahlreichen Kurzstreckler befahren wird. Aus meiner Sicht ist es immer wieder grenzwertig bei Highspeed die „langsamen“ Kurzstreckler überholen zu „müssen“! Hier sollte der Veranstalter – zur Sicherheit aller –  dringend eine Änderung herbeiführen! Hier wundere ich mich dann auch erstmals über meine heutige Downhillperformance, denn irgendwie fühle ich mich unsicher, wofür ich aber noch keine schlüssige Erklärung finde. Am Wasserfall erhöht Benni kurz die Schlagzahl um unsere Gruppe etwas auszudünnen, was hier aber noch nicht wirklich gelingt. Auch ich bin nicht so ganz zufrieden mit der Gruppenzusammenstellung, da zeitweise sehr unkontrolliert gefahren wird, und sich auch nicht alle gleichmäßig an der Tempoarbeit beteiligen. Auf dem Straßenstück zur Talsperre Eierstock platzt Benni dann endgültig die Hutschnur. Also ruckt er drei Mal so heftig an, dass nur noch Markus Thiel und der Straßenfahrer die Intervalle parieren können.

Zu dritt gasen wir über die Eierstocker-Staumauer, wo mir an der Einfahrt beinahe das Vorderrad abschmiert, denn das hat mittlerweile bedrohlich viel Luft verloren, was auch das „Schwimmen“ auf der letzten Abfahrt erklärt. Ich sag nur: „Never change a running system!“ Warum muss ich Vollpfosten da am Vortag auch unbedingt noch Dichtmilch nachfüllen? Schon beim Herausschrauben des Ventils hatte ich ein ungutes Gefühl, aber naja, ist halt nicht mehr zu ändern! Am Abzweig zur finalen Talsperrenumrundung werden wir von Bennis Spannemann wie geplant verbottelt, dann geht es über das windanfällige Straßenstück hinüber zum Eingang der letzten Talsperrenrunde, wo ich meinen Mitstreitern eine gute Weiterfahrt wünsche, denn mittlerweile fahre ich auf der Felge.

Die Kartusche habe ich zwar schon während der letzten Meter scharf gemacht, trotzdem dauert es ca. zwei Minuten bis ich das Vorderrad wieder flott habe. Von hinten hat indes noch niemand aufgeschlossen und bis zum Ziel sind noch ca. 30 Kilometer zu absolvieren. Na toll, so hatte ich mir das heute eigentlich nicht vorgestellt. Zum Glück kenne ich die Talsperrenrunde aus dem FF, teile mir meine Kräfte gut ein, und sehe bereits am Col de Wau Wau, also kurz vor Hundshübel,  Markus Thiel - der sich im Anstieg an Stehversuchen übt, nachdem er von Benni abgekoppelt wurde. So wie er hier parkt wird er mir keine große Hilfe mehr sein, also lasse ich Ihn schnell hinter mir. Die Cola der letzten Verbottelung weckt zwar nochmal kurz des Straßenfahrers Kampfgeist und ich versuche auch noch zu Benni aufzuschließen, was mir dann allerdings nicht mehr gelingt.

So geht es für mich heute ohne Sprint in die Stadionrunde, wo ich nach 03:30:29 Std. angefressen die Ziellinie überquere. Damit nur Platz 4 in der Gesamtwertung aber Altersklassensieg der Sen2. Ohne Platten hätte ich mit Benny vermutlich um die Platzierungen auf dem Gesamtpodest gekämpft, denn Benni stellte in Alleinfahrt noch Küfi, der hinten raus platzte und sich zweieinhalb Minuten vor mir ins Ziel rettete. Somit Küfi auf Platz 3, Benni auf Platz 2, und Übermensch FK holt sich erwartungsgemäß den Sieg, und stellte in Alleinfahrt mit 03:18:58 Std. einen neuen Streckenrekord auf! Natürlich, was auch sonst!

Bleibt gesund und bis die Tage.

Euer Straßenfahrer


Alle Infos zum Rennen und den Ergebnissen, guckst Du hier:

Donnerstag, 17. September 2015

Greifenstein Bike-Marathon





13.09.2015

Am Sonntagmorgen rolle ich halb sieben aus dem Bett. Und das noch bevor der Wecker klingelt, was ich als gutes Zeichen deute, da ich eigentlich schon die ganze Woche ein ausgewachsenes Schlafdefizit vor mir herschiebe. Auch die schmerzhafte Nackenverspannung, die mich schon seit einigen Tagen plagt, ist etwas abgeklungen – was wohl an der Wärmesalbe liegt die ich da gestern Abend aufgespachtelt habe. Hat sich also gelohnt, schon kurz nach dem Sandmännchen unter die Bettdecke zu kriechen und an der Matratze zu horchen, denn ich fühle mich heute relativ fit, was in meinem greisen Alter keine Selbstverständlichkeit mehr ist! So eine volle Mütze Schlaf ist halt durch nichts zu ersetzen.

Fürs gesamte Wochenende ist Spätsommer angekündigt, und tatsächlich, bereits um sieben in der Früh zeigt das Thermometer freundliche 17°C, der Himmel ist blau und die Sonne lunzt über den Horizont. Ich liebe solche Spätsommertage! Gemütlich ein paar Tassen Café schlürfen und eine Folge Columbo später - geht’s dann auf die dreiviertelstündige Reise nach Geyer. Auf beinahe Autofreien Straßen sind wir pünktlich, den Start des 90km Rennens verpassen wir trotzdem um eine Minute. Anne hat auch frei und übernimmt heute die Verbottelung, und als Krankenschwester natürlich auch die medizinische Betreuung, falls der Straßenfahrer einen ungeplanten Abstecher ins Unterholz machen sollte. Sicher ist sicher, in Geyer hat sich immerhin schon Westsachsens prominentester Mountainbiker den Nischel an einem Holzstapel eingerammelt!

Gemeldet bin ich diesmal fürs 60km Rennen, also die Mittelstrecke. Das passt einerseits ganz gut in den derzeitigen Rennkalender, andererseits kann ich es so mal ganz gemütlich angehen, da der Startschuss über 2 Runden erst halb elf erfolgt. Außerdem sollte man sich mit Ü40 auch nicht mehr unnötig abhetzen. Bei der Startnummernausgabe treffe ich Vereinskollege Guido – den Peter Frankenfeld der westsächsischen MTB-Szene – der auch für die Mittelstrecke meldet und heute ebenfalls von Anne betreut wird. Im Bedarfsfall natürlich auch medizinisch, man weiß ja nie! Immerhin zählen wir zusammen schon stattliche 82 Lenze.

Zum Einrollern nehme ich mehrfach die Straßenauffahrt hinterm Ana Mare unter die Reifen, lasse mir von Anne über die Schulter spucken, stelle noch eine Stange Wasser in die Ecke und trudele kurz vor knapp am Startbogen ein, der vom Wind bedrohlich nach hinten geneigt wird und dann beinahe die zweite Startreihe unter sich begräbt. Vorne rechts ist noch ein Plätzchen frei, doch werde ich harsch vom Unparteiischen zurückgepfiffen als ich da rückwärts einparken will, denn ich solle den Startbogen umrunden - um von hinten in die Startaufstellung zu gelangen. Ich hole tief Luft, ….umrunde den Startbogen dann aber doch wortlos, denn Ober sticht nun mal Unter!

Halb elf führt Andreas Fischer das Starterfeld auf seinem Quad in die Einführungsrunde. In Schleichfahrt geht’s hinunter nach Geyer, wo „der Sportmacher“ einige Kunststücke aus Evel Knievel `s Trickkiste zum Besten gibt und dabei gar keine schlechte Figur macht. Noch bevor der Applaus verhallt mündet der Weg in einen Steilanstieg, wo das Rennen dann auch plötzlich freigegeben wird und ich mir beinahe den angeschlagenen Nacken verrenke, als ich die folgenden Höhenmeter taxiere. Patrick „Patte“ Oettel steht als erster in den Pedalen und gast wie angestochen die steile Gasse hinauf. Aua. Folgen will Ihm hier nur Torsten „Mütze“ Mützlitz, und auch der Straßenfahrer kann sich gerade so in Mütze`s Hinterrad verbeißen. Zu dritt holpern wir über die sich anschließende Wiese, hinüber zum Ana Mare und in die folgende Straßenauffahrt, wo Patte noch immer voll am Gashahn zerrt. Mütze hat den Kanal voll und nimmt leicht raus, ich schließe zu Patte auf. Wer hinter mir um Anschluss kämpft kann ich nicht sagen, denn zum Umschauen bleibt mir keine Zeit, da Patte im Vollgasmodus in die folgenden, ruppigen Downhill’s sticht. Sein Hinterrad kann ich trotzdem ganz gut halten, auch wenn er es hier ganz ordentlich laufen lässt. Unten angekommen findet das Spektakel dann aber sein jähes Ende, denn die Luft ist raus – aus Pattes Reifen. Schade, hätte mich nämlich schon interessiert wie lange das Feuerwerk noch gebrannt hätte.

So geht es leider ohne Patte in den folgenden Anstieg und hier ist dann auch erstmals Gelegenheit nach den Überlebenden Ausschau zu halten. Guido und Mütze sind irgendwie abhandengekommen, dafür ist Christian Groß und ein mir bislang unbekannter Fahrer anwesend, der auch gleich in die Führung geht und ein erträgliches Tempo anschlägt. Christian sieht hier auch noch keinen Handlungsbedarf sich an der Tempoarbeit zu beteiligen, also lassen wir den Jungen Wilden erst mal gewähren, damit er sich von seinen überzähligen Kraftreserven befreien kann. Die neuen Trails in Richtung Schanze und auch der folgende Downhill bleiben hoffentlich für die nächsten Austragungen erhalten, denn die sind eine wirkliche Bereicherung für den ersten Teil der Strecke. Der Steilanstieg ist heute flacher wie ich Ihn in Erinnerung hatte und wird von uns zügig erklommen. An der Verbottelung hinterm Ana Mare greift Christian dann leider an seiner Bottel vorbei, muss stoppen um nachzufassen, aber ich kann den Unbekannten Fahrer davon überzeugen auf den Stormbiker zu warten, denn auf den Drückerpassagen des zweiten Rundenteils werden wir noch jedes vorhandene Watt benötigen.

Christian schließt also wieder auf, und von hinten kann ich jetzt auch Guido und Mütze ausmachen, die sich sukzessive an unsere Gruppe herankämpfen und wenig später auch aufschließen. Auf dem zweiten Rundenteil geht dann jeder mal durch die Führung und interessant wird es erst wieder anfangs der zweiten Runde, wo Guidos Diesel die Betriebstemperatur erreicht und er die Pace merklich erhöht. Den folgenden langen Anstieg zur den Greifensteinen fahre ich von vorne, Christian und der Unbekannte koppeln erst mal ab, da waren wir nur noch zu dritt. Guidos Diesel - der den Großteil der Saison in der Werkstatt verbrachte - läuft jetzt ganz solide, und so nutzt er den neuen Streckenabschnitt - hinunter zum Schanzengelände - um nochmal die Downhillperformance des Straßenfahrers zu testen, der heute aber irgendwie nicht abzuschütteln ist. Auch die Steilauffahrt bringt keine Veränderung, wo uns Patte anfeuert, der das Rennen nach Defekt aufgegeben hat.

Am Ana Mare werden wir von unserer Krankenschwester nochmal verbottelt, dann geht’s wieder hinüber zum zweiten Rundenteil mit den Schlammlöchern, der Schotterpassage und dem Wurzelteppich, wo im wesentlichen Guido und der Straßenfahrer im Wind stehen. Mütze sieht schon etwas abgekämpft aus, und langsam mache ich mir Gedanken wo ich eine entscheidende Attacke setze sollte, als sich plötzlich Guidos Hinterreifen mit einem lautstarken Blow-out vom Luftdruck befreit. Plattfuß! Zum Abschied wünscht er uns noch allzeit gute Fahrt, koppelt ab, und ich stehe mit Mütze plötzlich allein im Wind. Bis zum Ziel sind noch gute 15 Kilometer zu drücken, aber wie schon gesagt, Mütze wirkt nicht mehr wirklich munter, und viel Windschatten ist von Ihm auf den folgenden Drückerstücken auch nicht zu erwarten. Also rucke ich kurz an, koppele Mütze ab und starte im Zeitfahrmodus in die übrigen 15 Kilometer. 

Fünf Kilometer vorm Ziel lässt sich das Führungsmotorad zurückfallen, schließt wieder auf und gibt mir einen 4 Minütigen Vorsprung auf meine direkten Verfolger bekannt. Ich habe noch immer guten Druck auf dem Pedal und wiege mich schon beinahe in Sicherheit, als mir plötzlich die Kette vom Blatt springt und sich in der Kurbel verklemmt. Im Rollen kriege ich das nicht wieder flott und muss vom Bike. Cheiße, jetzt bloß nicht noch die Kette beschädigen, die sich wirklich hartnäckig zwischen Kurbelarm und Kettenblatt verklemmt hat. Irgendwie bekomme ich sie dann aber frei, und schließe wieder zum Führungsmotorad auf, das an der nächsten Abzweigung schon ungeduldig auf mich wartet. Sehr viel Zeit verliere ich hier nicht, trotzdem ziehe ich nochmal ordentlich am Hahn, um den Sack endgültig zuzumachen.


 
Nach 2:34:23 Std. ist es dann geschafft, der Straßenfahrer überquert die Ziellinie als Sieger des Mittelstreckenrennens über 60km. Mütze bricht auf den letzten Kilometern gänzlich ein, und wird noch von Christian Groß und dem Unbekannten kassiert. Christian Groß wird Zweiter mit 2:38:36 Std. und Dritter wird Stefan Przisambor mit 2:38:38 Std., der mir bis dato unbekannt war - aber heute ein ganz solides Rennen geliefert hat. Mütze wird mit wenig Rückstand Vierter und Guido holpert mit 2(!)Platten und auf der Felge fahrend immerhin noch als Siebzehnter ins Ziel. Wirklich schade, denn ohne seinen Reifenschaden hätte es bestimmt noch einen lustigen Showdown gegeben!

Mal sehn was Samstag in Eibenstock passiert. Ich bin gespannt….

Bleibt gesund und bis die Tage.

Euer Straßenfahrer


Alles weitere zum Rennen und den Ergebnissen guckst Du hier:





Montag, 14. September 2015

Bergzeitfahren Markersbach




06.09.2015


Da veranstaltet der Radsportverein Aue tatsächlich ein Straßen-Bergzeitfahren in Markersbach, und der Straßenfahrer stand mal wieder voll auf der Leitung und verpasste die beiden ersten Austragungen der Vorjahre. Echt schade, denn beim Kampf gegen die Uhr habe ich schon damals im Kindergarten, beim um die Wette essen, ganz vorne mitgemischt und stand beim Nachschlag immer als erster an der Essenausgabe. Nur bei Leber oder sauren Flecken musste ich die Segel streichen, da stand dann immer ein anderer Held auf dem Podest und für mich gab´s einen Eintrag ins Hausaufgabenheft: “Lars verweigerte wiederholt die sozialistische Schulspeisung“! … Als Trost gab’s auf dem Heimweg meist eine Tafel Bambina und eine Flasche frische Milch aus dem Konsum, die sich damals auch noch so nennen durfte, im Gegensatz zum homogenisierten Wasser aus dem Tetrapack, das heute im Supermarkt für 55cent der Liter verscherbelt wird. Sollte man mal drüber nachdenken… also die Sache mit der Milch! Aber zurück zur Sache: Die 5,1km lange Strecke, vom Unter- hinauf zum Oberbecken des Pumpspeicherwerkes, hat im Schnitt 5,7% Steigung zu bieten, die man aber nicht unterschätzen sollte, denn das wellige Profil - mit den beiden längeren Flachstücken - hat es ganz schön in sich, da die kraftraubenden Tempowechsel immer wieder den Rhythmus brechen und einige Passagen bis zu 9% Steigung aufweisen.

Der letzte Zeitfahrtest aus der Vorwoche sah jedenfalls vielversprechend aus, aber um den Streckenrekord von Robert (Watt) Walter aus dem Vorjahr zu toppen (13:31min)  braucht es auch eine NP deutlich über 430W! Jedenfalls wenn man so schwere Knochen hat wie der Zweimeterfünfzig große Straßenfahrer. Gestartet wurde erst ab 12Uhr Mittags, so konnte ich mal wieder richtig Ausschlafen und bei einer Folge Columbo gemütlich Café schlürfen. Draußen sah es herbstlich aus, das Thermometer dümpelte noch im einstelligen Bereich herum und ab Mittag war mit Regen zur rechnen. Mal echt ein Kontrastprogramm nach der Hitzewelle der vergangenen Wochen, aber kein Wetter um wirklich motiviert ins Gebirge zu starten. Die Neugier hat dann aber doch überwogen, denn ich war gespannt ob ich an Roberts Rekordzeit aus dem Vorjahr herankomme, bzw. vielleicht noch eine Schippe drauflegen kann.

Die Startunterlagen gab’s in der Hundsmarderschänke am Oberbeckenparkplatz, und so konnte ich dann gleich noch den mir bisher unbekannten, oberen Teil der Straßenauffahrt besichtigen, den ich bisher noch nicht unter die Reifen genommen hatte.  Wie gesagt, das wellige Profil macht diese Strecke wirklich anspruchsvoll, und schon bei der Besichtigung gingen mir immer wieder die 3 wichtigsten Regeln eines erfolgreichen Zeitfahrens durch den Kopf, die da lauten: 1. Nicht zu schnell Starten, 2. Nicht zu schnell Starten, und 3. Starte nicht zu schnell!

Das Warmfahren absolvierte ich heute in voller Regenmontur, denn auch eine halbe Stunde vor Start - der bei mir 12.10 Uhr erfolgte - dümpelten die Temperaturen noch immer im einstelligen Bereich und dazu hatte es sich auch noch eingeregnet. Mit reichlich Wärmeöl und dick eingepackt kam ich dann aber doch noch rechtzeitig auf Betriebstemperatur, sprang eine Minute vor Start aus der Pelle, schüttelte noch schnell die Ganterhaut vom Rücken, dann ging`s auch schon auf die Reise. Natürlich kurz/kurz, aber nach einer Minute im TT Modus war von den einstelligen Temperaturen eh nichts mehr zu spüren. Ich merkte recht schnell das die Beine heute wollten, und auch der Blick auf die Werte des Powermeters bestätigten mein gutes Gefühl. Trotzdem hieß es nicht zu überziehen, und den vorher angepeilten NP Wert im Auge zu behalten, auch wenn ich nach einem Kilometer noch (oder schon) deutlich drüber lag. Übrigens taten die beiden Flachstücke aus meiner Sicht mehr weh wie die Anstiege selbst, denn hier hieß es kraftvoll zu beschleunigen, um die Leistung konstant hoch zu halten. War nicht leicht heute, denn teilweise blies einem recht viel Gegenwind ins Gesicht. Richtig Sorgen machte ich mir dann allerdings nach dem zweiten Flachstück, bzw. eingangs der letzten Steigung bei Kilometer 4, denn meine NP war immer noch deutlich über dem angepeilten und vorher trainierten max. Wert dieser Distanz, und auch die Beine machten so langsam dicht. Dran bleiben hieß es, um den letzten Kilometer kontrolliert über die Bühne zu bringen, auch wenn es jetzt schon sehr, sehr weh tat. Die letzten 300 Meter ging ich dann trotzdem noch „all out“, und tatsächlich überquerte ich die Ziellinie auf der letzten Rille, mit einer NP „best ever“ über diese Distanz und am maximalen Endanschlag meines derzeitigen Trainingszustandes. Mehr ging heute definitiv nicht!

Die Fahrzeit von 13:37 reichte heute zwar für den Tagessieg, den Streckenrekord von Robert verfehlte ich aber leider um 6 Sekunden. Neues Jahr neues Glück, dann hoffentlich bei etwas wärmeren Bedingungen.

Bleibt gesund und bis die Tage.

Euer Straßenfahrer


Alles weitere zum Rennen und den Ergebnissen guckst Du hier:  http://www.rsv-aue.de/