Diesen Samstag klingelt der
Wecker bereits halb sechs. Schweißgebadet erwache ich aus einem Albtraum, in
dem mich Sebastian „FK“ Stark mit einem Kindertretroller beim Straßen-Zeitfahrtraining
abhängt. Beängstigend, denn er trägt dabei nur Badeschlappen und fährt einhändig
- da er gerade eine Thüringer Rostbratwurst verschlingt. In Rekordzeit
natürlich! Beim Überholen winkt er mir freundlich zu, beißt in seine Bratwurst
und entschwindet am Horizont. Autsch….der Tag fängt ja gut an. Meine Hand fällt
auf die Schlummertaste des Weckers, ich nochmal ins Kopfkissen und penne wieder
ein. Nach einem halbstündigen Aufschub ist`s dann aber höchste Eisenbahn. Ich
krieche aus dem Nest, taumle ins Bad und dusche mir erst mal den kalten Schweiß
vom Rücken. Na das kann ja was werden heute…
Café und Frühstück gibt’s im
Vorbeigehen, die obligatorische Folge Columbo entfällt, und für ein
Verdauungsschläfchen ist heute leider auch keine Zeit mehr. In Summe fühlt sich
das irgendwie stressig an, aber immerhin, um acht landen wir pünktlich und ohne
Turbulenzen in Eibenstock. Anne ist auch wieder dabei und übernimmt des
Straßenfahrers Verbottelung. Auch Teamkollege T. Peschke hat für die 100km
gemeldet, also bilden unsere Mädels kurzerhand eine Fahrgemeinschaft zum Col de
Auers, wo die beiden ersten Verpflegungen geplant sind. Auch der schnelle Mann
mit den beiden Vornamen – Benjamin „Benni“ Michael – ist schon anwesend und hat
einen Verbottler dabei, also tun wir uns in Sachen Verpflegung zusammen – wobei
die finalen 30 Kilometer von seinem Betreuer übernommen werden, der sich am
Abzweig zur Talsperre Eierstock postiert. Auch in Sachen Renntaktik wird Benni
heute eine entscheidende Rolle spielen, aber dazu später.
Das Wetter meint es heute
nochmal gut mit uns, denn wie schon am vergangenen Wochenende, so ist auch
heute ein richtig sonniger Spätsommertag gemeldet. Die morgendlichen
Temperaturen sind zwar noch bissl frisch, aber doch warm genug um kurzärmlig
auf die dreieinhalbstündige Rundreise zu gehen. Beim Warmrollern habe ich
leider kein wirklich gutes Gefühl in den Beinen, und auch der Puls will heute
nicht wirklich auf Belastung reagieren. Irgendwie fühle ich mich müde, aber nach
den Anstrengungen der letzten Tage und Wochen ist das auch nicht verwunderlich,
denn eine komplette Regenerationswoche ist eigentlich längst überfällig. So
langsam wird’s dann Zeit für die Startaufstellung, wo ich neben FK ein freies
Plätzchen in der ersten Startreihe finde. Neben Ihm parkt Sebastian „Küfi“
Küfner, dem ich artig zur guten Platzierung des letzten Rennens in Geyer
gratuliere. FK – der zwischen uns steht – versteht das irgendwie falsch und
bezieht die angestimmte Lobeshymne auf sich selbst, wo ich natürlich sofort
einhaken muss, denn für FK`s Leistung bei der DM in Furtwangen – die am selben
Tag stattfand – muss ich schon zu den Superlativen greifen, um das Ausmaß
seiner erbrachten Leistung zu beschreiben, denn FK finishte trotz Sturz und
Kettenklemmer auf Platz 15! Im Idealfall wäre unser Übermensch vermutlich in
die Top 10 gefahren! No Comment! Neben mir parkt dann noch Benni ein, mit dem
ich heute eine Art Allianz bilde - um FK`s Sieg auch nur im Ansatz etwas
entgegenzusetzen. FK wiederum hat sich vermutlich mit Küfi abgesprochen,
jedenfalls macht mir das den Eindruck, denn auch er hat sicherlich keine
sonderliche Lust die 100km alleine um die 3 Talsperren zu drücken.
Pünktlich halb zehn werden
wir dann auf die Reise geschickt. Erst mal neutralisiert hinunter zur
Winklerstraße, wo das Rennen dann freigegeben wird und sich das Führungsfahzeug
verabschiedet. Küfi und FK fahren an der Spitze und führen das Feld in den
langen Anstieg hinauf nach Carlsfeld – der heute abrupt in einer Sackgasse
endet, da FK scheinbar noch pennt und an der ersten Gabelung falsch abbiegt.
Junge-Junge, und das nach so vielen Teilnahmen! Aber auch ich fahre FK wie ein
Lemming hinterher, bis der Tross vor einem Garagentor zum Stoppen kommt, da
hier dann auch der Weg ausgeht. Der U-Turn verursacht ein wildes Durcheinander
und vorne ist plötzlich hinten. Ich durchquere also zügig das komplette
Fahrerfeld und beende zeitgleich mit Küfi den Zwischensprint – für den leider
keine Punkte vergeben werden. Vorne angekommen schauen wir uns fragend an, und warten
artig bis auch FK und Benni aufgeschlossen haben. Dann geht’s aber auch gleich
scharf! FK scheint es heute eilig zu
haben und schlägt ein Tempo oberhalb der Kotzgrenze an. Jedenfalls meiner! Hinter
uns wird es dann auch ziemlich schnell ruhig, denn das Feld gerät zügig außer
Sichtweite. Küfi kann hier noch ganz gut folgen, Benni und der Straßenfahrer
legen im Windschatten die Ohren an! Kurz bevor bei mir die rote Lampe angeht,
also eigentlich viel-viel zu spät, lässt Benni dann endlich einen Tritt aus und
koppelt uns beide intelligenter Weise ab.
Trödeln tun wir freilich
trotzdem nicht, der Begrenzer steht jetzt aber bei einer Leistung die wir auch
über 100km gehen können. In der Führungsarbeit wechseln wir uns regelmäßig ab,
und hängen beide auch ganz gut am Gas. Trotzdem fahren wir uns bis zur ersten
Auersbergüberfahrt bereits 2,5 Minuten Rückstand auf die beiden Führenden ein.
Frisch verbottelt geht es in die lange Abfahrt bis kurz vor die Sosaer
Talsperre, wo wir es ganz ordentlich laufen lassen. Vorm Abzweig hinauf zur
zweiten Auersbergüberfahrt schließen dann – plötzlich und unerwartet für uns
alle – Ronald Kunz, Markus Thiel und ein mir unbekannter Fahrer von hinten auf.
Keine Ahnung wo die so schnell herkommen, aber da Ronald Kunz anwesend ist,
schlage ich mir den Gedanken > dass hier womöglich abgekürzt wurde <
schnell aus dem Kopf. Ronald ist immerhin einer der fairsten Sportsmänner die
ich kenne! Respekt Jungs, da hab Ihr es ganz schön knallen lassen auf der
Abfahrt.
In dieser Konstellation geht
es ein weiteres Mal über den Auersberg und in die zweite Abfahrt Richtung
Talsperre Sosa, die mittlerweile vom Tross der zahlreichen Kurzstreckler
befahren wird. Aus meiner Sicht ist es immer wieder grenzwertig bei Highspeed
die „langsamen“ Kurzstreckler überholen zu „müssen“! Hier sollte der
Veranstalter – zur Sicherheit aller –
dringend eine Änderung herbeiführen! Hier wundere ich mich dann auch
erstmals über meine heutige Downhillperformance, denn irgendwie fühle ich mich
unsicher, wofür ich aber noch keine schlüssige Erklärung finde. Am Wasserfall
erhöht Benni kurz die Schlagzahl um unsere Gruppe etwas auszudünnen, was hier
aber noch nicht wirklich gelingt. Auch ich bin nicht so ganz zufrieden mit der
Gruppenzusammenstellung, da zeitweise sehr unkontrolliert gefahren wird, und sich
auch nicht alle gleichmäßig an der Tempoarbeit beteiligen. Auf dem Straßenstück
zur Talsperre Eierstock platzt Benni dann endgültig die Hutschnur. Also ruckt er
drei Mal so heftig an, dass nur noch Markus Thiel und der Straßenfahrer die
Intervalle parieren können.
Zu dritt gasen wir über die
Eierstocker-Staumauer, wo mir an der Einfahrt beinahe das Vorderrad abschmiert,
denn das hat mittlerweile bedrohlich viel Luft verloren, was auch das „Schwimmen“
auf der letzten Abfahrt erklärt. Ich sag nur: „Never change a running system!“
Warum muss ich Vollpfosten da am Vortag auch unbedingt noch Dichtmilch nachfüllen? Schon
beim Herausschrauben des Ventils hatte ich ein ungutes Gefühl, aber naja, ist
halt nicht mehr zu ändern! Am Abzweig zur finalen Talsperrenumrundung werden
wir von Bennis Spannemann wie geplant verbottelt, dann geht es über das windanfällige
Straßenstück hinüber zum Eingang der letzten Talsperrenrunde, wo ich meinen
Mitstreitern eine gute Weiterfahrt wünsche, denn mittlerweile fahre ich auf der
Felge.
Die Kartusche habe ich zwar schon
während der letzten Meter scharf gemacht, trotzdem dauert es ca. zwei Minuten
bis ich das Vorderrad wieder flott habe. Von hinten hat indes noch niemand
aufgeschlossen und bis zum Ziel sind noch ca. 30 Kilometer zu absolvieren. Na
toll, so hatte ich mir das heute eigentlich nicht vorgestellt. Zum Glück kenne
ich die Talsperrenrunde aus dem FF, teile mir meine Kräfte gut ein, und sehe
bereits am Col de Wau Wau, also kurz vor Hundshübel, Markus Thiel - der sich im Anstieg an
Stehversuchen übt, nachdem er von Benni abgekoppelt wurde. So wie er hier parkt
wird er mir keine große Hilfe mehr sein, also lasse ich Ihn schnell hinter mir.
Die Cola der letzten Verbottelung weckt zwar nochmal kurz des Straßenfahrers Kampfgeist
und ich versuche auch noch zu Benni aufzuschließen, was mir dann allerdings
nicht mehr gelingt.
So geht es für mich heute
ohne Sprint in die Stadionrunde, wo ich nach 03:30:29 Std. angefressen die Ziellinie überquere.
Damit nur Platz 4 in der Gesamtwertung aber Altersklassensieg der Sen2. Ohne
Platten hätte ich mit Benny vermutlich um die Platzierungen auf dem
Gesamtpodest gekämpft, denn Benni stellte in Alleinfahrt noch Küfi, der hinten
raus platzte und sich zweieinhalb Minuten vor mir ins Ziel rettete. Somit Küfi
auf Platz 3, Benni auf Platz 2, und Übermensch FK holt sich erwartungsgemäß den
Sieg, und stellte in Alleinfahrt mit 03:18:58 Std. einen neuen Streckenrekord
auf! Natürlich, was auch sonst!
Bleibt gesund und bis die
Tage.
Euer Straßenfahrer
Alle Infos zum Rennen und den
Ergebnissen, guckst Du hier:
1 Kommentar:
Das ist mal ein richtig schöner und ausführlicher Bericht, danke ;) War amüsant zu lesen.
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