06.09.2015
Da veranstaltet der
Radsportverein Aue tatsächlich ein Straßen-Bergzeitfahren in Markersbach, und
der Straßenfahrer stand mal wieder voll auf der Leitung und verpasste die
beiden ersten Austragungen der Vorjahre. Echt schade, denn beim Kampf gegen die
Uhr habe ich schon damals im Kindergarten, beim um die Wette essen, ganz vorne
mitgemischt und stand beim Nachschlag immer als erster an der Essenausgabe. Nur
bei Leber oder sauren Flecken musste ich die Segel streichen, da stand dann
immer ein anderer Held auf dem Podest und für mich gab´s einen Eintrag ins
Hausaufgabenheft: “Lars verweigerte wiederholt die sozialistische
Schulspeisung“! … Als Trost gab’s auf dem Heimweg meist eine Tafel Bambina und
eine Flasche frische Milch aus dem Konsum, die sich damals auch noch so nennen
durfte, im Gegensatz zum homogenisierten Wasser aus dem Tetrapack, das heute im
Supermarkt für 55cent der Liter verscherbelt wird. Sollte man mal drüber
nachdenken… also die Sache mit der Milch! Aber zurück zur Sache: Die 5,1km
lange Strecke, vom Unter- hinauf zum Oberbecken des Pumpspeicherwerkes, hat im
Schnitt 5,7% Steigung zu bieten, die man aber nicht unterschätzen sollte, denn
das wellige Profil - mit den beiden längeren Flachstücken - hat es ganz schön
in sich, da die kraftraubenden Tempowechsel immer wieder den Rhythmus brechen
und einige Passagen bis zu 9% Steigung aufweisen.
Der letzte Zeitfahrtest aus
der Vorwoche sah jedenfalls vielversprechend aus, aber um den Streckenrekord von
Robert (Watt) Walter aus dem Vorjahr zu toppen (13:31min) braucht es auch eine NP deutlich über 430W!
Jedenfalls wenn man so schwere Knochen hat wie der Zweimeterfünfzig große
Straßenfahrer. Gestartet wurde erst ab 12Uhr Mittags, so konnte ich mal wieder
richtig Ausschlafen und bei einer Folge Columbo gemütlich Café schlürfen.
Draußen sah es herbstlich aus, das Thermometer dümpelte noch im einstelligen
Bereich herum und ab Mittag war mit Regen zur rechnen. Mal echt ein
Kontrastprogramm nach der Hitzewelle der vergangenen Wochen, aber kein Wetter um
wirklich motiviert ins Gebirge zu starten. Die Neugier hat dann aber doch
überwogen, denn ich war gespannt ob ich an Roberts Rekordzeit aus dem Vorjahr
herankomme, bzw. vielleicht noch eine Schippe drauflegen kann.
Die Startunterlagen gab’s in
der Hundsmarderschänke am Oberbeckenparkplatz, und so konnte ich dann gleich
noch den mir bisher unbekannten, oberen Teil der Straßenauffahrt besichtigen,
den ich bisher noch nicht unter die Reifen genommen hatte. Wie gesagt, das wellige Profil macht diese
Strecke wirklich anspruchsvoll, und schon bei der Besichtigung gingen mir immer
wieder die 3 wichtigsten Regeln eines erfolgreichen Zeitfahrens durch den Kopf,
die da lauten: 1. Nicht zu schnell Starten, 2. Nicht zu schnell Starten, und 3.
Starte nicht zu schnell!
Das Warmfahren absolvierte
ich heute in voller Regenmontur, denn auch eine halbe Stunde vor Start - der
bei mir 12.10 Uhr erfolgte - dümpelten die Temperaturen noch immer im
einstelligen Bereich und dazu hatte es sich auch noch eingeregnet. Mit
reichlich Wärmeöl und dick eingepackt kam ich dann aber doch noch rechtzeitig
auf Betriebstemperatur, sprang eine Minute vor Start aus der Pelle, schüttelte
noch schnell die Ganterhaut vom Rücken, dann ging`s auch schon auf die Reise.
Natürlich kurz/kurz, aber nach einer Minute im TT Modus war von den einstelligen
Temperaturen eh nichts mehr zu spüren. Ich merkte recht schnell das die Beine
heute wollten, und auch der Blick auf die Werte des Powermeters bestätigten
mein gutes Gefühl. Trotzdem hieß es nicht zu überziehen, und den vorher
angepeilten NP Wert im Auge zu behalten, auch wenn ich nach einem Kilometer noch (oder schon)
deutlich drüber lag. Übrigens taten die beiden Flachstücke aus meiner Sicht
mehr weh wie die Anstiege selbst, denn hier hieß es kraftvoll zu beschleunigen,
um die Leistung konstant hoch zu halten. War nicht leicht heute, denn teilweise
blies einem recht viel Gegenwind ins Gesicht. Richtig Sorgen machte ich mir
dann allerdings nach dem zweiten Flachstück, bzw. eingangs der letzten Steigung
bei Kilometer 4, denn meine NP war immer noch deutlich über dem angepeilten und
vorher trainierten max. Wert dieser Distanz, und auch die Beine machten so
langsam dicht. Dran bleiben hieß es, um den letzten Kilometer kontrolliert über
die Bühne zu bringen, auch wenn es jetzt schon sehr, sehr weh tat. Die letzten
300 Meter ging ich dann trotzdem noch „all out“, und tatsächlich überquerte ich
die Ziellinie auf der letzten Rille, mit einer NP „best ever“ über diese
Distanz und am maximalen Endanschlag meines derzeitigen Trainingszustandes.
Mehr ging heute definitiv nicht!
Die Fahrzeit von 13:37
reichte heute zwar für den Tagessieg, den Streckenrekord von Robert verfehlte
ich aber leider um 6 Sekunden. Neues Jahr neues Glück, dann hoffentlich bei
etwas wärmeren Bedingungen.
Bleibt gesund und bis die
Tage.
Euer Straßenfahrer
Alles weitere zum Rennen und
den Ergebnissen guckst Du hier: http://www.rsv-aue.de/
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