Wie gesagt: „Für mich ist der
Nove Colli eines der schönsten Radsportevents überhaupt!“ Und so ging es auch
dieses Jahr wieder in die Emilia Romagna, um ein 9 tägiges Trainingslager und
den G.F. Nove Colli zu bestreiten. Ein 200km langes Straßenrennen, über 9
knackige Anstiege, mit gesamt 3850hm, im Rahmen traumhafter - italienischer
Radsportkulisse. Ich will diesmal auch gar nicht wieder zu weit ausholen - um
zu Schwärmen - Ihr solltet das einfach mal selbst erleben. Die sonnigen
Trainingstage gingen natürlich wieder viel zu schnell vorüber, an denen wir ca.
800 km, auf den bekanntesten Strecken und Anstiegen, sammelten. Dabei war auch
Altmeister M., der kurzentschlossen nachmeldete, um an der Form zu feilen. Für
eine Rennteilnahme war`s leider zu spät, da alle 14000 Startplätze schon lange
vorher vergeben waren. Trainingslager
mit anschließendem Rennen ist eigentlich auch nicht so ideal, und man muss
schon aufpassen, um im Training nicht zu Überziehen und rechtzeitig zu
Regenerieren, jedenfalls bei einem ambitionierten Start über die 200km.
Wahlweise kann man am Abzweig Sogliano auch auf das 135km Rennen verkürzen,
aber um auch im nächsten Jahr in der Gruppo Rossa (also im roten, 1000 köpfigen
Lizenz Startblock) starten zu dürfen, benötigte ich diesmal wieder ein solides
Ergebnis auf der Langstrecke. Dazu möchte ich gerne auf meinen Bericht und die
Ereignisse vom letzten Jahr verweisen.
Mein Focus war diesmal etwas
mehr auf die Trainingswoche ausgerichtet, auch wenn ich mir fürs Rennen die Top
100 (mit Augenzwinkern die Top 50) der Gesamtwertung vornahm. Klingt nicht so
anspruchsvoll, aber im Rahmen dieser großen Veranstaltung und der vorhandenen
Leistungsdichte, ist das schon eine Hausnummer. Hier misst man sich immerhin
mit den besten Lizenzfahrern der Radsportnation Italien.
Die Nacht vorm Rennen schlief
ich nicht wirklich gut, wofür nicht zuletzt der Zustand der Straßen,
genauergesagt einiger Abfahrten, verantwortlich war. Der vergangene Winter hat
seine Spuren, an den sowieso schon grenzwertigen Abschnitten, hinterlassen und
an manchen Stellen musste man seine Zunge schon gerade in den Mund nehmen, um
nicht in einem der vielen Asphaltrisse einzufädeln. Teilweise wurde zwar vorm
Rennen noch „schnell und italienisch“ Ausgebessert, an einigen – wirklich nötigen
Passagen – leider nichts getan. So war zum Beispiel die Highspeed-Abfahrt vom
Pugliano über San Leo, hinunter nach Secchiano so grenzwertig, dass man hier
selbst mit dem MTB vorausschauend abfahren sollte. Gut dass ich die
Schlüsselstellen vorher besichtigt hatte, um hier keine böse Überraschung zu
erleben.
Das Wetter der Trainingswoche
war, bis auf einen – nicht wirklich ungünstig gelegenen – Regentag, sehr schön
und auch für den Rennsonntag war reichlich Sonne gemeldet. Trotzdem war es zum
Start, der pünktlich 6.00Uhr erfolgte, mit 12°C noch empfindlich kalt, und so
trennte ich mich von meinen warmen Klamotten erst kurz vorm Start. Auf los
ging’s los, ich kam aus ca. 10ter Reihe ganz gut in die Gänge und nach 100
Metern hatte das Feld die Reisegeschwindigkeit bereits erreicht. Mit 55km/h
steuerten wir auf die ersten Kreisverkehre zu, wo es auch diesmal wieder
ziemlich eng wurde. Wenn Du Dich hier einen Zacken zu weit hinten im Feld
bewegst, dann wird´s bis zum ersten Anstieg in Bertinoro ganz schön hart. 30
Kilometer mit ca. 30 Tempowechseln, zwischen 30 und 55km/h. Da bist Du schon
vorm ersten Berg mausegrau und hast noch keinen einzigen Höhenmeter gesehen.
Meine Tagesform war ganz gut,
das Flachstück hatte ich überlebt, und so ging es in den ersten Anstieg nach
Bertinoro und über Polenta, wo die ersten kurzen - aber giftigen Rampen zu
bewältigen waren und sich gewöhnlich auch die ersten Gruppen bilden. Hier kann
man nicht lange zögern, wenn man denn
vorne dabei sein will. Am 2. Anstieg, dem Rivoschio, schloss sich das
vordere Feld nochmal zusammen, bevor dann im oberen Teil die Post abging und
sich die Spreu vom Weizen trennte. Ich bewegte mich hier etwas eingekeilt, an
ca. 150. Position und musste mich in eine größere Gruppe einordnen, in der auch
die spätere Gewinnerin des 135 km Rennens vertreten war. Junge-Junge, die wusste wie man schnell Rad
fährt. Über den Bergrücken ging es dann in die steile Abfahrt nach Linaro und
den langen Anstieg nach Ciola, wo ich mich aus der ca. 25 köpfigen Gruppe absetzen
konnte, ohne hier schon wesentlich zu überziehen. So fuhr ich dann auch die
Abfahrt nach Mercato allein, und schloss auf eine kleine Gruppe vor mir auf,
mit der ich in den härtesten Anstieg zum Barbotto ging. Ein Colli der es
wirklich in sich hat, und wo jährlich hunderte Zuschauer für „Giro-Stimmung“
sorgen. Schon aus der Ferne konnte man das Mikrophon des „Anheizers“ hören, der
das Rennen hier kommentierte und die Fahrer über die letzte 18% Rampe puschte.
Wie gesagt: das müsst Ihr mal erleben, am besten aus Fahrersicht! Oben
verbottelte mich des Meiners Mutsch und meine Liebste, die mich an diesem Tag
betreuten. Habt ihr wirklich klasse gemacht, DANKE!
Weiter ging`s dann über die
Höhenstraße, zur Streckenteilung (135km bzw.200km) nach Sogliano, wo unsere
Gruppe geschlossen auf die 200km Runde und die folgende Abfahrt nach Ponte Uso
abbog, die auch schon mal in besserem Zustand war. Über die nächsten Anstiege,
den Monte Tiffi und Perticara, versuchte ich ein paar Körner zu sparen, um am
längsten Berg, hinauf nach Monte Pugliano, vielleicht noch eine vordere Gruppe
zu erreichen. Ich fühlte mich noch ganz gut, und so gelang es mir tatsächlich,
mich im Anstieg abzusetzen und kurz vorm Gipfel, bzw. dem Abzweig nach San Leo,
eine kleinere Gruppe zu erreichen. Es folgte die bereits erwähnte Abfahrt nach
Secchiano, die ich mit erwähnter Streckenkenntnis solide hinunterholperte.
Unten formierte sich dann
eine Gruppe aus ca. 15 Fahrern, ich wurde nochmals verbottelt, dann ging es
schon in den vorletzten Colli, den Passo delle Siepi, der nicht sonderlich
steil ist, aber nach dem Flachstück im Uso-Tal wartete ja noch der finale
Scharfrichter, der Gorolo. Bei sengender Mittagssonne und nach 170 Kilometern
die steilen 18% Kehren hochzukeulen, das ist schon ein wirkliches Schmankerl.
Übrigens, an diesem Anstieg wurde, wie auch am Barbotto, die Zeit für einen
Bergpreis genommen, wo es für mich immerhin zu Platz 45 reichte, obwohl ich
hier nicht wirklich ambitioniert fuhr. Die Langstreckenform ist also gar nicht so
schlecht, was hoffen lässt, denn da war schon bissl mehr drin.
Auf den finalen 30 flachen
Kilometern - zurück nach Cesenatico - ging jeder nochmal durch die Führung,
dann galt es noch die verwinkelte Einfahrt auf die Zielgerade sturzfrei zu
meistern. Aus dem Gerangel um die besten Positionen, für den folgenden
Gruppensprint, hielt ich mich dezent zurück und überquerte die Ziellinie im
Mittelfeld unserer Gruppe, auf Platz 91 der Gesamtwertung, nach 06:26:15
Stunden. Im Rahmen dieses Rennens ein solides Ergebnis, mit dem ich zufrieden
sein kann, gerade in Hinsicht auf die zurückliegende und anstrengende
Trainingswoche.
Leider habe ich mir auf der
Rückreise, ins kältere und verregnete Deutschland, eine Erkältung zugezogen,
mit der ich nun schon seit Dienstag zu kämpfen habe. Ein Start in Markersbach
ist also noch fraglich, was schade wäre, aber warten wir`s mal ab.
Alles Infos und Ergebnisse
(nach Anmeldung!) guckst Du hier:
Bis demnächst.
Euer Straßenfahrer