16.08.2015
Am Sonntagmorgen klingelt der
Wecker pünktlich um 6Uhr. Geschlafen habe ich eigentlich ganz gut, trotzdem bin
ich noch hundemüde und vergrabe mich wieder im Kopfkissen. Draußen regnet es,
aber nach der Hitzewelle der letzten Wochen ist das ja beinahe ein Segen.
Eigentlich ist`s mir wie Ausschlafen heute, irgendwie schaffe ich es dann aber
doch aus der Säsche und krieche zum Fenster. Immerhin, 20°C zeigt das
Thermometer und der Blick in die Berge ist vielversprechend, denn da kämpft
sich gerade die Sonne durch den Nebel. Also gut, überredet, heute ist
schließlich Vier-Hübel-Tour, und nach meiner krankheitsbedingten Absage im
letzten Jahr, konnte ich nicht schon wieder mit Abwesenheit glänzen.
Nach ca. 5 Tassen Café, einer
Schüssel frischer Haferflocken und einem kurzen Verdauungsschlaf, machte sich
beim alten Mann so etwas wie Reisebereitschaft bemerkbar. Die Strecke zum Col
de Fichtel war natürlich hinreichend bekannt, die Umleitung in Schwarzenberg
kannte ich leider nicht, und so gab’s die Vorbelastung bei der etwas längeren
Umfahrung über Breitenbrunn. Natürlich mit dem Auto, i’s klar! Unsere
Startunterlagen hatte Teamkollege Dr.O noch pünktlich vor der 9Uhr Regel
abgeholt, und so kam ich dann zwar spät, aber relativ stressfrei in
Oberwiesenthal an und bekam sogar noch einen Parkplatz im Startbereich. Die
heutige Verbottelung übernahm dass STEINsche Headquarter himself, in Persona
Udolf Stein und Markus „Raben…Dingsbums“ Legner, unterstützt von Frau Doktor
und des Straßenfahrers besserer Hälfte – die uns an den Hübeln frische Getränke
anreichten.
Als ich mit Dr.O vom
Warmrollern kam war die Startaufstellung eigentlich schon gelaufen, aber mit
etwas guten Willen zwängten wir uns dann doch noch in Reihe zwei, direkt hinter
unsere Teamkollegen und die potenziellen Potenzialkandidaten des Tages. Die
Extrawurst musste natürlich Vereinskollege Guido braten, denn „der Peter
Frankenfeld der Westerzgebirgischen MTB-Szene“ wollte heute wohl nicht mit uns
im Startblock kuscheln und stand in einer seitlichen Zufahrt, 10 Meter neben
der eigentlichen Startlinie. Er war wohl
auch etwas spät dran und schaffte es mit seinen 1,50m vermutlich nicht über den
Absperrzaun. Irgendwie fand sich wohl auch keiner der den Bergkönig aus dem
Auenland da drüber hob, und so musste er wohl notgedrungen aus der Boxengasse
starten. Nachdem der Moderator den richtigen Einstieg bzw. endlich die richtige
Uhrzeit für den Countdown gefunden hatte und die Uhr auf 10 sprang, ging sie
endlich los, die 19. Hübelhatz zum Col de Fichtel. Hinauf zur Vierenstraße
wurde noch getrödelt, im Anstieg etwas angezogen und oben bereits durchgezogen.
Benjamin Michael, der Mann mit den beiden Vornamen, attackierte bereits nach 5
Minuten derart, dass man glauben konnte er fährt hier nur Training und heute
keinesfalls zu Ende. So war es natürlich auch, denn Benny wollte nur bis zum
Pöhlberg mit – wie er mir verriet – da er abends noch nach Liberec fuhr, wo in
KW34 die MTBO-WM ausgetragen wird und wofür wir Ihm natürlich die Daumen
drücken! So ließen wir Ihn sein Spiel spielen und setzten seinen Attacken auch
nicht wirklich nach.
Hin zum ersten Hübel, dem
Bärenstein, gab es – bis auf einen Verfahrer bei dem sich Rico Leistner selbst
abkoppelte – eigentlich keine
nennenswerten Aktionen, das Wetter war noch ganz freundlich und da das Tempo
auch noch ziemlich moderat war, genügend Zeit für den ein oder anderen Plausch
mit den Bekannten. Entzerrt wurde das Feld dann erst bei der Auffahrt zum
Bärenstein, bzw. in der folgenden Abfahrt. Unten angekommen waren hier noch
dabei: Benny – auf den wir wieder auffuhren, Dr.O, Guido, David Seidel,
Trainingspartner Ronny Schmidt – der hier ebenfalls nochmal den Anschluss
schaffte, die Teamkollegen: Liebl, Lassek, KaiRo, Meyer, Peschke und wenn ich
das richtig sah, Lars Brödner, Marc Huster, Toni Escher, und ein mir
unbekannten Fahrer. Auf dem folgenden Teilstück zum Pöhlberg ging´s dann schon
bissl schneller zur Sache, die eigentliche Spitzengruppe bildete sich aber erst
im Anstieg zum 2. Hübel. David ließ hier wie besprochen das Gas stehen und
verkleinerte die Gruppe auf übersichtliche 6 Mann. Benny verabschiedete sich
oben wie geplant, wir gasten den Pöhlberg mit 80 Sachen wieder hinunter und weiter
ging’s zum Scheibenberg. Schon aus der
Ferne konnte man erkennen was da auf uns zukommt, denn der 3. Hübel war in
dicke Regenwolken gehüllt.
Es würde nass werden, so viel
stand fest! Guido machte in dieser Phase die Pace, nachdem er kurz zuvor von
einem verwirrten Radfahrer – der kurz vor Ihm den Waldweg kreuzte und plötzlich
quer zog – um ein Haar vom Bike geholt wurde und jetzt natürlich hell wach war.
Da hatten wirklich nur Millimeter gefehlt und ich sah Ihn eigentlich schon in
der Notaufnahme des nächsten Kreiskrankenhauses, aber Guidos Schutzengel hatte
heute Mitleid, denn er hatte in letzter Zeit ja schon genügend Blessuren
auszukurieren. Seinem Diesel tat der Adrenalinschock jedenfalls gut, denn der
drehte jetzt ganz solide und so machten wir hier auch ganz ordentlich Meter,
obwohl es sich schon recht stark eingeregnet hatte und die Straßen und Wege
sehr schmierig wurden. So verbremste sich dann einer der beiden noch
anwesenden, unbekannten Mitstreiter hinter mir, (ich vermute es war Jonas
Hummel) hängte sich an meinem Hinterrad auf, und ging lautstark zu Boden. Viel
schien hier aber nicht passiert zu sein, ich kam auch heile davon und auch mein
Hinterrad hatte es wohl ohne Schaden überlebt. Den Anschluss an unsere Gruppe
schaffte er jedenfalls nicht mehr, da waren wir nur noch zu fünft. Guido, Dr.O,
David, der zweite große Unbekannte – der plötzlich da war aber den keiner
kannte, und eben meine Wenigkeit der Straßenfahrer.
Am Scheibenberg angekommen
waren wir dann schon ganz ordentlich durchgeweicht, der Regen ließ aber zum
Glück etwas nach, und der Anstieg wurde ruhig aber zügig absolviert. Auch der
große Unbekannte überlebte den 3. Hübel und sofern ich mir die Startnummer
richtig gemerkt habe müsste das Leo Wurster gewesen sein, der bis nach
Markersbach ganz ordentlich mithielt, auch wenn er sich nicht an der Führungsarbeit
beteiligte. Ich hatte heute ganz gute Beine und fuhr die Rampe zum Oberbecken
von vorne, wobei wir dann auch den großen Unbekannten abkoppelten. Zu viert
ging`s also in die Oberbeckenrunde, wo jeder nochmal durch die Führung ging,
dann bogen wir in die von mir so heiß geliebte Abfahrt zum Ephraimhaus ein.
Trotz der widrigen Wetterbedingungen kam ich da aber heute ganz gut runter, und
verlor keinen Meter auf unsere Gruppe. Ich sag doch: aus dem Straßenfahrer wird
noch mal ein richtiger Mountainbiker. Man muss es sich nur oft genug einreden!
Frisch verbottelt ging`s
jetzt in den finalen Scharfrichter, den langen Anstieg zum Col de Fichtel. Das
Tempo gestalteten hier im wesentlich David und ich, Guido und Dr.O gingen aber
alle Tempowechsel gut mit, wenngleich beide schon ziemlich ausgepowert wirkten
und wohl auch waren. Am Abzweig zum neuen Streckenteil waren wir noch immer
beisammen, denn irgendwie hatte noch keiner die Muße für eine entscheidende
Attacke. Ich kannte die neue Streckenführung noch nicht und vertraute auf meine
Sprintstärke im Finale, da ich noch einige „Körner“ in Reserve hatte. Als wir
den Col halb umrundet hatten und in die Steigung zu den finalen Serpentinen
hineinfuhren, gab es für David noch einige Schrecksekunden, denn Ihm fiel die Kette
vom Blatt und verwickelte sich in seiner Kurbel, was Ihn schließlich auch vom
Bike bzw. zum Reparaturstopp zwang. Diese Gelegenheit nutzten wir drei
natürlich eiskalt für eine sportlich-faire und freundschaftliche Geste und
warteten bis David sein Bike wieder flott hatte und zu uns aufschloss, denn das
hatte er sich mit seinem Anteil an der heutigen Führungsarbeit redlich
verdient!
David rollte also wieder zu
uns auf, die Kletterpartie ging in die letzten Meter und ich weiß nicht mehr
genau wer die Idee dann aussprach, aber irgendwie gab es heute sowas wie einen
Teamgedanken unter uns, und die Frage:
„ob David und ich die Sache ausfahren wollten“, oder „wir als Gruppe die
Ziellinie überqueren“ – da wir bis hierhin ja auch wirklich gut miteinander
harmonierten. Wir waren uns schnell einig heute nicht mehr zu attackieren und
genossen die letzten Höhenmeter unter dem Beifall der vielen Zuschauer. Die
neue Streckenführung auf der Südseite des Col de Fichtel fand ich wirklich sehr
schön, und vielleicht gibt es ja hier im nächsten Jahr einen Showdown bei
Sonnenschein, an dem ich wieder beteiligt sein darf, und bei dem wir dann das
Messer zwischen die Zähne nehmen und die Sache ausfahren. Heute überquerten wir
die Ziellinie jedenfalls auf Augenhöhe, und ich war schon verwundet dass die
Tour-Organisation mit unserem Gruppensieg etwas ins Schleudern kam, denn es
musste unbedingt ein einzelner Bergkönig gekürt werden, wo man sich dann
spontan für David entschied, was uns doch etwas verwunderte, da wir ja quasi Hand
in Hand die Ziellinie überquerten.
Wie auch immer, wir Vier
hatten unseren Spaß heute, und nur das zählt!
Bleibt gesund und bis die
Tage.
Euer Straßenfahrer
Lars Strehle Sebastian Ortmann Guido Aßmann David Seidel |
Alles weitere zur Tour und
den Ergebnissen guckst Du hier: