28.08.2016
Am heißesten Tag des Jahres
findet sich der Straßenfahrer im idyllischen Landbad-Wildenau wieder. Bei
Temperaturen um die 36°C liegt es sich im Schatten einer großen Buche ganz
angenehm, und auch die recht frische Beckentemperatur macht den heißen Samstag ganz
erträglich. Also Füße hoch und die Vorbelastung regenerieren, Bikerlektüre
wälzen und den Landschönheiten beim Arschwackeln hinterherglotzen. Ab Mittag
knallt die Sonne auch im Schatten, der Straßenfahrer vernachlässigt den UV-Schutz,
und so kommt es wie es kommen muss. Die Kante meiner Extremitäten glänzt am
Nachmittag nicht mehr in braun/weiß, sondern leuchtet braun/rosa. Der Pelz
brennt. Ich ahne nichts Gutes, was sich in der tropischen Nacht zum Sonntag
deutlich auswächst, wo der Straßenfahrer kaum ein Auge zubekommt und schwitzt
wie ein Pferd. Junge Junge, was für ein dilettantischer Anfängerfehler.
Der Sonntagmorgen erwartet
den alten Mann mit deutlichem Schlafdefizit und einem abklingenden Sonnenbrand.
Keine wirklich guten Voraussetzungen für die anstehende Hübelhatz, denn auch
heute sind wieder Temperaturen jenseits der 30°C Marke gemeldet. Immerhin, Lust
und Form sind ausreichend vorhanden, auch wenn ich bereits vermute dass das
heute kein gutes Ende nimmt. Auch Teamkollege David ist nicht voll auf dem
Posten, denn den hat in der Vorwoche ein Infekt erwischt. Letztlich ringt er
sich aber doch noch zum Start durch, denn Hübel-Tour ist halt Hübel-Tour.
Diesmal in der zwanzigsten Jubiläumsausgabe. Die Getränkeversorgung ist
Teamübergreifend mit Tbr und Ron von der Radfabrik organisiert, und mit 4
Verbottelungsstationen sollte auch bei der zu erwartenden Hitzeschlacht nichts
anbrennen.
Punkt zehn Uhr starten die
siebenhundert Touristen neutralisiert auf ihre Hübel-Reise. Das steile Pflaster
der Vierenstraße wird recht verhalten gefahren und auch im Flachstück, bis kurz
vorm Wald, will heute keiner so richtig in die Führung gehen. Vor der
folgenden, längeren Abfahrt zieht dann ein Crosser-Pilot am Horn, in dessen
Windschatten ich kaum die Strecke erkenne, da das Führungsquad ganz ordentlich
Staub aufwirbelt. Auch David findet sich an dessen Hinterrad ein, und übernimmt
die Tempoarbeit in den folgenden, kurzen Gegenanstiegen.
Am Abzweig Sternweg werden
wir leider falsch geleitet, bzw. deuten den Wink unseres Führungsfahrzeugs in
Richtung links. Dummerweise können wir auch den winzigen Wegweiser nicht genau
erkennen, und fahren somit einige zusätzliche Höhenmeter über den Feuerturmweg
zurück auf die eigentliche Strecke. Dumm nur dass uns nicht alle Heizer folgen,
denn der hintere Teil des Feldes fährt plötzlich vor uns. Im Feld herrscht Verwirrung.
Als wir den Bärenstein erreichen, kann ich ca. 300 Meter voraus gerade noch
Guido erkennen, der ebenfalls richtig abbog, und jetzt als Führender den ersten
Hübel erklimmt. Schöne Cheiße, denn das Loch ist nur mit viel Kraftaufwand zu
schließen. Der Bärenstein ordnet das Feld aber letztlich in seine
Ausgangssituation, und da findet sich nach der Abfahrt eine Spitzengruppe mit
Christian Schröder, Guido, David, Maximilian Langhans und meiner Wenigkeit
zusammen.
Weiter geht’s in die Abfahrt
Richtung Königswalde, die ich von vorne fahre und dabei wieder einen der heute
wirklich schlecht erkennbaren Wegweiser übersehe und den Abzweig verpasse.
Meine vier Mitstreiter biegen hinter mir natürlich ordnungsgemäß ab, was ich
zufällig und im letzten Moment erkenne. Ich steige in die Eisen, setze zurück
und nehme die Verfolgung auf, da man auf den Straßenfahrer wohl nicht zu warten
scheint. Auch hier verpulvere ich viel unnütze Energie und mache mir so meine
Gedanken über spontane Altersblindheit und grauen Star. Ich muss wohl dringend
zum Augenarzt. Komisch eigentlich, denn die Knackärsche beim gestrigen
Freibadbesuch hat der alte Mann scharf und deutlich erkannt. Ja….nee….ich bin
schon glücklich vergeben… aber gucken ist doch wohl erlaubt!?!
Am Marktsteig bin ich endlich
wieder dran an der Gruppe, aber wirklich durchschnaufen kann ich im Anstieg auf
der ollen Plattenstraße auch nicht. Das gelingt mir erst im Flachstück vorm
Pöhlberg, wo ich den Rest der zweiten Bottel leersauge, denn trinken ist heute
das elementar Wichtigste! Dann geht’s
schon in den Anstieg zum Pöhlberg, wo die erste Verpflegung verabredet ist, und
mir Anne die nächste Bottel übergibt.
Weiter geht’s über Cunersdorf
hinunter ins Sehmatal, wo es David in der Führung ganz ordentlich laufen lässt,
aber nach einer Kurve einen losen Pflasterstein übersieht und mit dem
Hinterrad anschlägt, worauf der Pneu schlagartig die Luft verliert. David kommt
schadlos zum Stehen, aber die Felge hat hörbar einen abbekommen. Flickzeug und
Luft hat er dabei, also fahre ich weiter, um wenigstens noch ein Eisen im Feuer
zu halten.
Auch Guidos Hinterrad scheint
jetzt deutlich an Druck zu verlieren. Kein Platten, aber sukzessive macht sich
die Luft von dannen und sein Heck beginnt zu schwimmen. Am Scheibenberg gibt’s
dann wieder frische Getränke, und hier muss auch Guido vom Hobel um
nachzupumpen, was scheinbar genügt, denn kurze Zeit später schließt er, mit
meinem Trainingskollegen Ronny „Ron“ Schmidt im Schlepptau, wieder zur Gruppe
auf.
Zu fünft erreichen wir das
Markersbacher Unterbecken, wo ich mich schon guter Dinge auf die nächste
Kletterpartie einstimme, als plötzlich meine hintere, rechte
Oberschenkelmuskulatur extrem verkrampft. Ich versuche noch das Bein zu
strecken, aber dem Schmerz kann ich nicht wiederstehen und ziehe die Notbremse.
Der Straßenfahrer klettert vom Hobel und lockert den Krampf so gut es geht.
Komisch, denn im Normalfall kündigt sich sowas bei mir schon weit vorher an.
Der erste Versuch einer Verfolgung meiner Mitstreiter scheitert kläglich, da
der Muskel erneut zumacht und mir vor Schmerz das Wasser in die Augen schießt.
Keine Ahnung was da los ist, denn das Tempo konnte ich bis hierher recht
entspannt mitgehen und getrunken habe ich reichlich.
Ich lockere die Beine also erneut, dehne vorsichtig und kann nach ca. fünf Minuten Standzeit die Weiterfahrt fortsetzen. Leider nur in Schleichfahrt, denn ab ca. 360 W verkrampft erneut der Oberschenkel . Ich sauge also erst mal die Reste beider Flaschen leer, und schleppe mich im Schongang die Oberbeckenstraße hinauf zum Parkplatz, wo Anne mit den Mädelz und der nächsten Bottel wartet. Die greife ich, und versuche auch noch den folgenden Anstieg zu erklimmen und mich vielleicht wieder zu fangen, aber keine Chance, die Muskulatur verweigert hier erneut ihren Dienst. Ich rolle also zurück zum Parkplatz, wo ich die Tour wiederwillig beende.
Davids Felge hat es übrigens wirklich maximal erwischt, aber er fährt nach mehreren Reperaturen und Flickeinlagen immerhin noch eine solide, bereinigte Gesamtzeit.
Wirklich schade, aber da bin
ich diesmal wohl Sprichwörtlich: „baden gegangen“.
Na dann, bleibt gesund und
bis zur nächsten Badekur.
Euer Straßenfahrer
Alles zur Tour guckst Du
hier: http://www.huebeltour.com/