Mittwoch, 31. Mai 2017

Erzgebirgsradrennen Markersbach

28.05.2017

Keine Ahnung was mich da gerade aus meinen Träumen reißt, die Seniorenblase ist es diesmal jedenfalls nicht. Draußen ist es noch dunkel, die Vögel zwitschern aber trotzdem schon Attacke als wäre es sechs Uhr in der Früh. Leider ist dem nicht so, was ein Blick auf den Wecker bestätigt, denn da leuchtet noch eine 4 vorm Doppelpunkt. Nach etlichen Versuchen pennt der Straßenfahrer dann tatsächlich nochmal ein, aber, und wir kennen das ja alle, just in diesem Moment klingelt natürlich der Wecker und man ist müde als hätte man zwei Tage nicht geschlafen.

Über das Wetter, dieses verlängerten XXL-Brückentags-Wochenendes, kann man sich jedenfalls nicht beschweren, denn der Himmel ist blau und die Temperaturen liegen schon morgens bei ca. zwanzig Grad. Bestes Wetter also, um sich bei der Markersbacher Bergfahrmeisterschaft gepflegt in die Gusche zu kloppen.

Wir sind pünktlich vor Ort, fassen zügig die Startunterlagen aus, parken zentral und im Schatten. Viel zu früh sind wir dran, aber so ist wenigstens noch Zeit für den ein oder anderen, ganz netten Plausch mit der Radsportfamilie. Die Startaufstellung der 47km „langen“ Fichtelberg-Runde verspricht ein schnelles Rennen, auch wenn heute nicht alle potenziellen Potenzialkanditaten anwesend sein können oder wollen. Unser Team ist mit Guido, Christian, Maik, Laura, Sandra und dem Straßenfahrer vertreten. Christians Eltern und Anne übernehmen dankenswerter Weise unsere Verbottelung auf dem Col de Fichtel.

Pünktlich um elf Uhr geht’s neutralisiert in die Runde, ab der Oberbeckenstraße scharf, und wie üblich folgen ab hier die ersten Tempoverschärfungen bis zum Abzweig am Lautenweg. Ich ordne mich in zweiter Reihe neben Robert Walther ein, für den sein Teamkollege Bastian Stephan im folgenden Anstieg die Tempoarbeit verrichtet. Straßenfahrer Robert ist heiß, ganz ordentlich in Form, und in Abwesenheit unseres Übermenschen „FK“, der wohl heißeste Anwärter auf den heutigen Tagessieg.

Kurz vorm Oberbecken schläft das Tempo vorne etwas ein, hinten werden die ersten Fahrer nervös, also fahre ich vor, erhöhe kurz die Schlagzahl und bringe uns in die Abfahrt zum Ephraimhaus. Hier läuft’s bei mir heute nicht wirklich rund, und so fahre ich mir im „staubigen Blindflug“ geschätzte 10 Sekunden Rückstand auf die Führenden ein. Im Gegenanstieg startet Robert gleich durch, gefolgt von Patrick Oettel, Julius Wagler, Guido und auch Jonas Hummel ist dabei. Von hinten kommt auch Teamkollege und Nachwuchstalent Christian angeflogen, an dessen Hinterrad der Anschluss zur Gruppe recht zügig wieder hergestellt ist - auch wenn uns das einige Körner kostet.

Robert koppelt auf dem folgenden Kilometer alle Widersacher ab, und gerät schnell außer Sichtweite. Junge-Junge, hat der Kerl Druck auf dem Kessel! Dem von Robert angeschlagen Tempodiktat müssen jetzt einige Fahrer Tribut zollen, und so verabschieden sich Patte und Jonas nach hinten. Guido macht jetzt hauptsächlich die Pace, sein Ziehsohn Christan und der Straßenfahrer folgen ihm artig am Hinterrad, in der Verfolgung von Robert Walther, der auf den längeren Geraden immer mal wieder in Sichtweite kommt. Der TBR-Zug rollt, und klettert Höhenmeter für Höhenmeter in Richtung Col de Fichtel. Zwischen Robert und unserem TBR-Trio kurbelt aber noch Kurzstreckenprimus Julius Wagler herum. Der scheint sich in Laktat-Intervallen zu üben, denn kaum von uns eingeholt – setzt sich Julius immer wieder nach vorne ab. Wie oft sich dieses Spiel jetzt wiederholt kann ich nicht genau sagen, aber Pacemaker Guido lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, und zieht unsere Gruppe mit beständig hohen Tempo hinauf zur Bergwertung, die souverän von Robert gewonnen wird. Julius hat gerade mal wieder eine Druckphase und rollt ca. 20 Sekunden vor uns über den Kulminationspunkt. Oben werden wir von unseren Betreuern frisch verbottelt, dann geht’s in die Abfahrt und auf den Rückweg in Richtung Markersbach.

Wir halten das Tempo hoch, jeder geht mal durch die Führung, aber auch Julius lässt es sauber laufen, denn wirklich aufschließen können wir zu Ihm nicht. Das ändert sich auch nicht am ersten der beiden Gegenanstiege, den wir zügig überrollen. Naja, noch ist der Drops nicht gelutscht, Sichtkontakt besteht, und ein paar Meter sind natürlich noch zu fahren, bis ins Ziel. Ich bin guter Dinge dass wir Julius noch stellen, denn der steht ja die ganze Zeit alleine im Wind. Gedanken mache mir aber über Guido, der auffällig oft seinen Oberschenkel lockert, und auf Nachfrage einsetzende Krämpfe bestätigt, was nicht zuletzt an der vielen – von Ihm geleisteten Führungsarbeit liegt, die er bis hierher abgeliefert hat. Beachtlich, denn neben Job und Rennvorbereitung steckt Guido aktuell auch noch im Umzugsstress.

Den zweiten Gegenanstieg fahre ich zügig und von vorne. Keine Attacke, aber zügig genug um Julius vielleicht doch noch vorm Zielanstieg zu erreichen. Schade, aber dafür reicht unser Tempo dann scheinbar nicht ganz aus. An der letzten, kurzen und holprigen Abfahrt zum Unterbecken winke ich Guido nach vorne, denn der ist heute mit leichter Starrgabel unterwegs. Immerhin sind wir ja Teamkollegen, und wenn er schon Krämpfe hat, dann sollte er auf der staubigen Piste wenigstens die holprigen Querwellen sehn, um den Hobel sauber auszufedern.

Dann biegen wir auch schon in den finalen Schlussanstieg ein, wo Christian den Sprint um den dritten Platz eröffnet. Guido an seinem Hinterrad – kann dem Tempo erwartungsgemäß nicht mehr folgen – ich rolle an Guido vorbei und schließe zu Christian auf – der das Gaspedal jetzt komplett durchtritt – den alten Mann aber nicht abschütteln kann – denn der hat sich in sein Hinterrad verbissen – und wartet geduldig bis unserem Nachwuchstalent der Saft ausgeht – was aber auch im oberen Teil des Anstiegs nicht passieren will – und an eine weitere Tempoverschärfung ist gar nicht zu denken – bei anliegenden 550W!

Mit dieser Pace benötigen wir für den Anstieg keine zwei Minuten sprinten die Zielgerade hinüber – wo Christian nur eine Sekunde vor dem Straßenfahrer die Ziellinie überquert. Was für ein krasser Sprint!!! Wer dabei war und gesehen hat, was unser Nachwuchstalent hier abgeliefert hat – mit seinen siebzehn Jahren – der kann erahnen was da in Zukunft noch so alles möglich ist. Chapeau Christian! Auch wenn Du eine weitere Kerbe in mein Markersbach Syndrom geritzt hast – denn nach 2013, 2015 und 2016, muss sich der Straßenfahrer auch 2017 mit dem 4. Platz begnügen.

Spaß hatten wir jedenfalls ausgiebig, und Ihr wisst ja – nur das zählt!


Bleibt gesund und bis die Tage   

Euer Straßenfahrer




Weitere Ergebnisse und alles zum Rennen, guckst Du hier:
http://www.erzgebirgsradrennen.de/

 Alles rund ums Team TBR-Werner, guckst Du hier:
http://www.tbr-bike-team.de/index.php?seite=0






Mittwoch, 3. Mai 2017

Halden Bike Marathon Löbichau



Zeit ist relativ, das wusste schon Albert Einstein. Relativ, das heißt - abhängig vom Beobachter, der im speziellen Fall, (und hier kommt der Straßenfahrer ins Spiel), scheinbar mit Lichtgeschwindigkeit aufs Rentenalter zusteuert. Komisch eigentlich, denn wenn du dich so schnell bewegst, müsste, jedenfalls laut Formel, die Zeit für dich doch eigentlich viel langsamer vergehen…

…zu Ende spinnen kann ich diese wirren Gedanken nicht mehr, denn Fräulein Hanni miaut energisch vor der Schlafzimmertür. Ich wanke zur Pforte und gewähre dem Fräulein und Ihrer Spielmaus den Einlass. Hanni abortiert brav Ihre Beute, der alte Mann lobt das Fräulein und vergräbt sich nochmal unter der Bettdecke. Zum Aufstehen ist’s noch viel zu früh, aber wirklich einpennen kann ich dann auch nicht mehr, denn die Seniorenblase drückt. Auf dem Weg zum Bad treffe ich Friedo Mütze, die schon ungeduldig und mit erwartungsvollen Blicken auf die große Raubtierfütterung wartet. Naja…und wenn sich die alten Knochen dann schon mal in der Vertikalen befinden…

…beim Frühstück grüble ich über die Sinnhaftigkeit einer weiteren Rennsaison, schaffe es aber die aufgekommenen Selbstzweifel in einigen Tassen leckeren Cafés zu ertränken. Nichtsdestotrotz, wenn Du im Onlineformular das Dropdownmenü mit deinem Geburtsjahr erst nach vier-und-einer-halben-Umdrehung mit der Scroll Funktion erreichst,  dann…

…die neuen Froggy-Team-Trikots von TBR-Werner passen dem Straßenfahrer jedenfalls wie angegossen. Und das in Size M, bei seinen 3 Metern Körpergröße! Viel Übergewicht scheint der Winter also nicht hinterlassen zu haben, und die aktuellen Leistungswerte sind gar nicht soo schlecht. Beides im Verhältnis und unter Berücksichtigung gefühlter Jahrzehnte Rennsporterfahrung…

…es besteht also noch Hoffnung, und mit diesem Gefühl geht’s nach Löbichau zum Haldenritt. Für mich das erste Rennen fürs neue Team TBR-Werner, das mich sehr herzlich in seine Reihen aufgenommen hat. Vielen Dank dafür, und sorry dass der Altersdurchschnitt des Teams jetzt …

…bei der Nachmeldung werde ich schon wieder nach meinem Alter gefragt, und muss feststellen dass ich in Thüringen ab diesem Jahr in der Seniorenklasse starte. Die Thüringer SENIORENKLASSE!!! Insider wissen natürlich …

…ich melde für zwei Runden, also die Mittelstrecke über ca. 58km. Das reicht für den Anfang, und hier gab es im letzten Jahr auch das interessanteste Rennen, mit dem stärksten Starterfeld. Außerdem muss ich mich doch schonen als Senior…

…Seniorentauglich auch die recht späte Startzeit, kurz nach dem Mittagsläuten der Kirchenglocken, wo dann auch die Außentemperatur auf einen erträglichen Wert steigt. Kühl ist es trotzdem, aber wenigstens bleibt uns Regen erspart, wenn man denn der Wettervorhersage trauen möchte…

…trauen kann ich meinen Augen kaum, denn mitten im illustren Starterfeld der Mittelstrecke findet sich ein ganz, ein ganz, ganz Großer! Ihr ahnt es schon und kennt ihn alle:  „Den Einzigartigen, oft kopierten, aber selten erreichten, mehrfachen Deutschen Masters Meister im XCO und Marathon...

…das wird lustig, denke ich, denn eine Lehrstunde beim Meister hat noch niemanden geschadet. Einige einschlägig bekannte Heizer nehmen ebenfalls an des Meisters Unterricht teil, und ehe es sich der Straßenfahrer noch mal anders überlegen kann, geht’s auch schon scharf…

…in der Einführungsrunde wird erst mal getrödelt, aber als es in den Wald und die ersten Trails geht, ziehe ich das Tempo vorsichtig an, um das Feld hier etwas zu entzerren. Der Meister lässt den Schüler die ersten Trails von vorne fahren, dann wird Ihm scheinbar schon zu langweilig, und die erste Lehrunterweisung beginnt…

…folgen können, bzw. wollen ihm hier nur Sascha Heinke und Teamkollege Guido, der aber nicht vollends aufschließen kann bzw. will und den Versuch abbricht. Von hinten schließen noch Dr.O, Phillipp Rothe, Teamkollege und Nachwuchstalent Christan Schröder und auch Christian Groß zu unserer Verfolgergruppe auf…

…dauert aber nicht lange, dann fährt die gelehrige Schülergruppe auf Sascha und den Meister auf, die über die Drückerstücken bis zur Halde nicht wirklich wegkommen. Die nächste Lehrvorführung folgt dann bereits bei der Haldenüberquerung, wo der Meister seinen Schülern seine unglaubliche Kletterfähigkeit demonstriert. Der Straßenfahrer macht es sich ehrfürchtig an des Meisters Hinterrad bequem, um die meisterlichen Bewegungsabläufe zu studieren. Man lernt eben nie aus…

…dann erreichen wir auch schon die Grube, wo früher mal der Damm und die steile Böschung zu erklimmen war. Der Damm musste bereits im letzten Jahr den Sanierungsarbeiten weichen, und so ist diesmal hier ein Steilanstieg eingebaut, der seinen Namen wirklich verdient. Ein Scharfrichter, der kurz vor der Zieldurchfahrt den kleinen, aber feinen Unterschied macht…

…ich schiebe ab der Hälfte, bin aber nicht wirklich langsamer wie der Meister, der zehn Meter vor der Kuppe auch vom Hobel muss. Bei der Zieldurchfahrt gibt’s von Anne die finale Bottel, dann geht’s, jetzt nur noch zu siebt, in die zweite Runde, denn Dr.O hat an der Halde mit technischen Problemen abgekoppelt…



…auch Christan Groß und Guido koppeln in den ersten Trails der zweiten Runde ab, denn hier beginnt schon die nächsten Lehrunterweisung. Als gelehriger Schüler schaue ich dem Meister über die Schulter, und verkneife mir jegliche Führungsarbeit, damit Teamkollege Guido auf den folgenden, kurzen Anstiegen wieder ankoppeln kann. Was er dann auch artig macht, denn auf den Flachstücken bis zur Halde üben wir uns in Stehversuchen…

…ein wahrer Meister weiß wann seine Schüler eine Pause brauchen, denn bei der zweiten Haldenüberquerung wird es ernst! Hier tritt der Meister so energisch in die Pedalen, dass der Straßenfahrer seine lauschige Unterhaltung mit Phillipp kurzzeitig unterbrechen muss, um nicht aus der Puste zu geraten. Sascha und Christian Groß haben für heute indes genug gelernt und verabschieden sich vom Unterricht.…

…die übrigen vier Azubis, also Nachwuchsstar Christian, Phillipp, Guido und der Straßenfahrer, steuern indes auf den finalen Scharfrichter zu. Der Meister macht die Pace, die Schüler folgen gelehrig. Im zweiten Durchgang greift der alte Mann auf eine seiner Kernkompetenzen zurück, und entscheidet sich die steile Böschung komplett und im Eilmarsch zu erklimmen. Hier zahlt sich endlich das Lauftraining des vergangenen Winters aus, denn ich bleibe dem Meister dicht auf den Fersen…

…der (natürlich) als erster Fahrer die folgende Senke durchfährt und die finale Kuppe der Straßenauffahrt erklimmt. Ich folge dem Meister und laufe mit einigem Geschwindigkeitsüberschuss von hinten auf. Hier treffe ich dann leider eine, sagen wir mal – „suboptimale Entscheidung“, und finde mich wieder artig an des Meisters Hinterrad ein, statt nochmal ordentlich draufzulatschen und durchzustarten. Ich kann mich täuschen, aber bin mir fast sicher dass…naja…das macht halt den Unterschied zwischen Schüler und Meister…

…auch Azubi Phillipp schafft es jetzt noch mal aufzuschließen…..dann läutet der Meister das Finale ein. Der alte Mann biegt als dritter in die Schotterkurve zum Sportplatz ein, und kommt auf der Spielfeldumfahrung auch nicht mehr wirklich vorbei. An der finalen Abfahrt ist der Drops natürlich gelutscht, denn bis zur Ziellinie gibt’s am Resultat nichts mehr zu bewerkstelligen…

…der Meister lässt Phillipp großzügig gewähren und begnügt sich mit dem zweiten Platz. Der Straßenfahrer rollt als Dritter über die Ziellinie. Nur Sekunden dahinter folgen die Azubis Aßmann und Schröder…

…beim Ausrollern üben und festigen wir das Erlernte, zollen dem Meister Respekt und begeben uns dann ehrfürchtig zur Siegerehrung, wo wir unseren Meister huldigen…

…bleibt gesund und immer schön locker…

Euer Straßenfahrer ;)


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