Zeit ist relativ, das wusste
schon Albert Einstein. Relativ, das heißt - abhängig vom Beobachter, der im
speziellen Fall, (und hier kommt der Straßenfahrer ins Spiel), scheinbar mit
Lichtgeschwindigkeit aufs Rentenalter zusteuert. Komisch eigentlich, denn wenn
du dich so schnell bewegst, müsste, jedenfalls laut Formel, die Zeit für dich
doch eigentlich viel langsamer vergehen…
…zu Ende spinnen kann ich
diese wirren Gedanken nicht mehr, denn Fräulein Hanni miaut energisch vor der
Schlafzimmertür. Ich wanke zur Pforte und gewähre dem Fräulein und Ihrer
Spielmaus den Einlass. Hanni abortiert brav Ihre Beute, der alte Mann lobt das
Fräulein und vergräbt sich nochmal unter der Bettdecke. Zum Aufstehen ist’s
noch viel zu früh, aber wirklich einpennen kann ich dann auch nicht mehr, denn
die Seniorenblase drückt. Auf dem Weg zum Bad treffe ich Friedo Mütze, die
schon ungeduldig und mit erwartungsvollen Blicken auf die große
Raubtierfütterung wartet. Naja…und wenn sich die alten Knochen dann schon mal
in der Vertikalen befinden…
…beim Frühstück grüble ich
über die Sinnhaftigkeit einer weiteren Rennsaison, schaffe es aber die
aufgekommenen Selbstzweifel in einigen Tassen leckeren Cafés zu ertränken.
Nichtsdestotrotz, wenn Du im Onlineformular das Dropdownmenü mit deinem
Geburtsjahr erst nach vier-und-einer-halben-Umdrehung mit der Scroll Funktion
erreichst, dann…
…die neuen
Froggy-Team-Trikots von TBR-Werner passen dem Straßenfahrer jedenfalls wie
angegossen. Und das in Size M, bei seinen 3 Metern Körpergröße! Viel Übergewicht
scheint der Winter also nicht hinterlassen zu haben, und die aktuellen
Leistungswerte sind gar nicht soo schlecht. Beides im Verhältnis und unter
Berücksichtigung gefühlter Jahrzehnte Rennsporterfahrung…
…es besteht also noch
Hoffnung, und mit diesem Gefühl geht’s nach Löbichau zum Haldenritt. Für mich
das erste Rennen fürs neue Team TBR-Werner, das mich sehr herzlich in seine
Reihen aufgenommen hat. Vielen Dank dafür, und sorry dass der
Altersdurchschnitt des Teams jetzt …
…bei der Nachmeldung werde
ich schon wieder nach meinem Alter gefragt, und muss feststellen dass ich in
Thüringen ab diesem Jahr in der Seniorenklasse starte. Die Thüringer
SENIORENKLASSE!!! Insider wissen natürlich …
…ich melde für zwei Runden,
also die Mittelstrecke über ca. 58km. Das reicht für den Anfang, und hier gab
es im letzten Jahr auch das interessanteste Rennen, mit dem stärksten
Starterfeld. Außerdem muss ich mich doch schonen als Senior…
…Seniorentauglich auch die
recht späte Startzeit, kurz nach dem Mittagsläuten der Kirchenglocken, wo dann
auch die Außentemperatur auf einen erträglichen Wert steigt. Kühl ist es
trotzdem, aber wenigstens bleibt uns Regen erspart, wenn man denn der
Wettervorhersage trauen möchte…
…trauen kann ich meinen Augen
kaum, denn mitten im illustren Starterfeld der Mittelstrecke findet sich ein
ganz, ein ganz, ganz Großer! Ihr ahnt es schon und kennt ihn alle: „Den Einzigartigen, oft kopierten, aber
selten erreichten, mehrfachen Deutschen Masters Meister im XCO und Marathon...
…das wird lustig, denke ich,
denn eine Lehrstunde beim Meister hat noch niemanden geschadet. Einige
einschlägig bekannte Heizer nehmen ebenfalls an des Meisters Unterricht teil,
und ehe es sich der Straßenfahrer noch mal anders überlegen kann, geht’s auch
schon scharf…
…in der Einführungsrunde wird
erst mal getrödelt, aber als es in den Wald und die ersten Trails geht, ziehe
ich das Tempo vorsichtig an, um das Feld hier etwas zu entzerren. Der Meister
lässt den Schüler die ersten Trails von vorne fahren, dann wird Ihm scheinbar
schon zu langweilig, und die erste Lehrunterweisung beginnt…
…folgen können, bzw. wollen
ihm hier nur Sascha Heinke und Teamkollege Guido, der aber nicht vollends
aufschließen kann bzw. will und den Versuch abbricht. Von hinten schließen noch
Dr.O, Phillipp Rothe, Teamkollege und Nachwuchstalent Christan Schröder und
auch Christian Groß zu unserer Verfolgergruppe auf…
…dauert aber nicht lange,
dann fährt die gelehrige Schülergruppe auf Sascha und den Meister auf, die über
die Drückerstücken bis zur Halde nicht wirklich wegkommen. Die nächste
Lehrvorführung folgt dann bereits bei der Haldenüberquerung, wo der Meister
seinen Schülern seine unglaubliche Kletterfähigkeit demonstriert. Der
Straßenfahrer macht es sich ehrfürchtig an des Meisters Hinterrad bequem, um
die meisterlichen Bewegungsabläufe zu studieren. Man lernt eben nie aus…
…dann erreichen wir auch
schon die Grube, wo früher mal der Damm und die steile Böschung zu erklimmen
war. Der Damm musste bereits im letzten Jahr den Sanierungsarbeiten weichen,
und so ist diesmal hier ein Steilanstieg eingebaut, der seinen Namen wirklich
verdient. Ein Scharfrichter, der kurz vor der Zieldurchfahrt den kleinen, aber
feinen Unterschied macht…
…ich schiebe ab der Hälfte,
bin aber nicht wirklich langsamer wie der Meister, der zehn Meter vor der Kuppe
auch vom Hobel muss. Bei der Zieldurchfahrt gibt’s von Anne die finale Bottel,
dann geht’s, jetzt nur noch zu siebt, in die zweite Runde, denn Dr.O hat an der
Halde mit technischen Problemen abgekoppelt…
…auch Christan Groß und Guido
koppeln in den ersten Trails der zweiten Runde ab, denn hier beginnt schon die
nächsten Lehrunterweisung. Als gelehriger Schüler schaue ich dem Meister über
die Schulter, und verkneife mir jegliche Führungsarbeit, damit Teamkollege
Guido auf den folgenden, kurzen Anstiegen wieder ankoppeln kann. Was er dann
auch artig macht, denn auf den Flachstücken bis zur Halde üben wir uns in
Stehversuchen…
…ein wahrer Meister weiß wann
seine Schüler eine Pause brauchen, denn bei der zweiten Haldenüberquerung wird
es ernst! Hier tritt der Meister so energisch in die Pedalen, dass der
Straßenfahrer seine lauschige Unterhaltung mit Phillipp kurzzeitig unterbrechen
muss, um nicht aus der Puste zu geraten. Sascha und Christian Groß haben für
heute indes genug gelernt und verabschieden sich vom Unterricht.…
…die übrigen vier Azubis,
also Nachwuchsstar Christian, Phillipp, Guido und der Straßenfahrer, steuern
indes auf den finalen Scharfrichter zu. Der Meister macht die Pace, die Schüler
folgen gelehrig. Im zweiten Durchgang greift der alte Mann auf eine seiner
Kernkompetenzen zurück, und entscheidet sich die steile Böschung komplett und
im Eilmarsch zu erklimmen. Hier zahlt sich endlich das Lauftraining des
vergangenen Winters aus, denn ich bleibe dem Meister dicht auf den Fersen…
…der (natürlich) als erster
Fahrer die folgende Senke durchfährt und die finale Kuppe der Straßenauffahrt
erklimmt. Ich folge dem Meister und laufe mit einigem Geschwindigkeitsüberschuss
von hinten auf. Hier treffe ich dann leider eine, sagen wir mal – „suboptimale
Entscheidung“, und finde mich wieder artig an des Meisters Hinterrad ein, statt
nochmal ordentlich draufzulatschen und durchzustarten. Ich kann mich täuschen,
aber bin mir fast sicher dass…naja…das macht halt den Unterschied zwischen
Schüler und Meister…
…auch Azubi Phillipp schafft
es jetzt noch mal aufzuschließen…..dann läutet der Meister das Finale ein. Der
alte Mann biegt als dritter in die Schotterkurve zum Sportplatz ein, und kommt
auf der Spielfeldumfahrung auch nicht mehr wirklich vorbei. An der finalen
Abfahrt ist der Drops natürlich gelutscht, denn bis zur Ziellinie gibt’s am
Resultat nichts mehr zu bewerkstelligen…
…der Meister lässt Phillipp großzügig
gewähren und begnügt sich mit dem zweiten Platz. Der Straßenfahrer rollt als
Dritter über die Ziellinie. Nur Sekunden dahinter folgen die Azubis Aßmann und
Schröder…
…beim Ausrollern üben und
festigen wir das Erlernte, zollen dem Meister Respekt und begeben uns dann
ehrfürchtig zur Siegerehrung, wo wir unseren Meister huldigen…
…bleibt gesund und immer
schön locker…
Euer Straßenfahrer ;)
Alles zum Team TBR-Werner,
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