25.08.2013
Für mich eines der schönsten
„Rennen“ im Erzgebirge. Auch wenn die Form derzeitig nicht die beste ist, der
Fuß noch immer schmerzhaft auf längere Belastungsreize reagiert und sich somit die
Motivation in Grenzen hält: Kein Grund dieses schöne Radsportevent zu
verpassen! Präventiv habe ich meinen Sidi`s ein paar neue Komfortsohlen
spendiert und die Schuhplattenposition leicht verändert um den Druckpunkt zu
optimieren, was sich in der Vorbelastung auch ganz gut anfühlte. Naja,
abwarten. Der Wetterbericht sah gar nicht so schlecht aus, ich hatte mich in
der zurückliegenden Woche vom VBM ganz gut regeneriert und war gespannt, wie
weit es denn heute reichen würde. Mit Reifenpech und DNF im letzten Jahr, bin
ich 2011 nur knapp am Sieg vorbeigeschrammt, aber die Geschichte ist ja
hinreichend bekannt. Illusionen machte ich mir aber trotzdem nicht, denn die
Starterliste hatte so einige Fahrer in petto, die diese Tour in unter 3:25 Std.
fahren können.
6.30 Uhr war die unruhige
Nacht vorbei, der Wecker klingelte beim Zähneputzen und nach 2 Tassen Café und
Müsli-Mix, machte ich mich auf den Weg zum Col de Fichtel. Ein Wetterumschwung
war zwar gemeldet, aber der Himmel über dem Erzgebirgskamm sah noch recht
freundlich aus, was meine Hoffnung bekräftigte, dass der gemeldete Regen erst
nach dem Mittag einsetzt. Den Parkplatz am Skistadion erreichte ich pünktlich
und ohne Umleitungen und auch hier war es noch immer trocken, wenn auch recht
kühl und windig. Die Startnummer abgeholt, Freunde, Teamkollegen und Verbottler
begrüßt und nach den letzten Vorbereitungen machten wir uns zügig auf den Weg
hinunter nach Oberwiesental, wo es doch um einige Grad wärmer war. Nach einer
halben Stunde einrollern, mit KaiRo und dem Meiner, ging’s in die
Startaufstellung, die schon recht gut gefüllt war. So richtig frei war
eigentlich nur noch die erste Startreihe, wo wir uns dann auch einreihten bzw.
vordrängelten. Sorry nochmal! In der großen Riege der Steinbiker waren diesmal
Ina Berger, Tour-Seriensieger Dr.O, der Meiner, das Lasso, der KaiRo, Sören und
meiner Wenigkeit vertreten. Kurz vor knapp flogen dann auch Sebastian, Guido
und Immanuel vom TBR-Biehler Team ein, da waren es zum Start gerade noch ca. 4
Minuten. Hätte ja gepasst, doch plötzlich brach etwas Hektik bei den Starks
aus, als Sebastian bemerkte dass an seinem liebevoll gepflegten Bike, die
hintere Bremsscheibe an nur noch einer Schraube bzw. dem Schlamm seines
Lieblingstrails hing. Keine Ahnung wie er es damit überhaupt bis zum Start
schaffte. Als Notlösung wurden, per Multitool, 2 Schrauben der vorderen Scheibe
entfernt und hinten (natürlich ohne Loctite) eingesetzt, was ich hier nicht
weiter kommentieren will. Im Fernsehen heißt es an dieser Stelle immer: „Kinder,
bitte nicht nachmachen“!!!
Geschafft hat er es dann aber
noch rechtzeitig zum Startschuss, der pünktlich 10 Uhr erfolgte. Dann ging sie
los, die Hübelhatz. Die Vierenstrasse fuhr ich mit etwas Schwung von vorne, das
Feld wollte noch nicht so richtig angasen, also erst mal Druck raus und im
Tourtempo weiter gerollert, bis in die Abfahrt Richtung Bärenstein, wo wir so
langsam Fahrt aufnahmen. So richtig los ging’s dann erst am Straßenanstieg
Bärenstein, wo Sebastian Stark erwartungsgemäß das Gas stehen ließ. Von da an
hieß es: „Survival of the fittest“!
Zusammen mit den Überlebenden
des ersten Anstiegs, ging es in die
folgenden, nicht ganz ungefährlichen Abfahrten in Richtung Königswalde, wo sich
Guido dann mit Reifenschaden aus der Spitzengruppe verabschiedete. Vorne zogen
indes die Starkbrüder am Horn, dahinter folgten Dr.O, Jens Küllig und der ich.
Nach hinten wurde es dann aber auch schon dünn. Am Pöhlberg gab`s frische
Getränke und die nächste Laktatspülung, mit ca. 1 Minute auf die beiden TBR`ler,
die ihren Vorsprung nicht wirklich ausbauen konnten, da Immanuel schon
sichtlich angeschlagen war. Am Anstieg zum Scheibenberg
platze Immanuel dann gänzlich und konnte auch unserem Dreiergespann nicht mehr
folgen. Für Sebastian hieß es von nun an allein im Wind, was uns Hoffnung
machte, da die Hälfte der Strecke ja noch vor uns lag.
In der Abfahrt vom
Scheibenberg fuhr sich Jens einen Reifenschaden ein, also ging’s, jetzt nur
noch zu zweit mit Dr. O, in den Anstieg zum Oberbecken und die Verfolgung von Sebastian,
der in Sichtweite ca. 1,5 Minuten Vorsprung hatte. Oben angekommen folgte eine
rasante Beckenumrundung, wo es beinahe scherbelte, als mir Dr.O per Handzeichen
einen Führungswechsel signalisierte, eigentlich aber auf den inneren,
hochgesetzten Fahrbahnstreifen wechseln wollte, und plötzlich nach innen zog,
während ich zum Überholen ansetzte. Das hier keiner von beiden zu Boden ging
war eine Mischung aus guten Reflexen und viel, viel Glück!
Im windigen, zweiten Teil der
Becken-Runde merkte ich dann so langsam die schwindenden Kräfte, wobei der
schwerste und längste Anstieg ja noch vor uns lag. Nach realistischer
Einschätzung meiner Lage, motivierte ich Dr. O nochmal für die weitere
Verfolgung von Sebastian, und folgte ihm in die Abfahrt zum Ephraimhaus. Ich
lag auf Platz 3, nach hinten war reichlich Luft und nach vorne der Drops
gelutscht. Im Gegenanstieg gab’s von Onkel Hans noch eine Bottel mit Amibrause
und vom Chef Himself eine erfrischende Schenkeldusche, dann folgte ich, mehr
oder weniger zügig, Dr. O hinauf zum Fichtelberg. Es galt also nur noch Platz 3
zu verteidigen und dabei nicht zu überziehen. Mitte des Anstieges setzte dann
der befürchtete Regen ein, worauf auch die Temperatur merklich fiel. Erinnerte
mich ein bissl an Markersbach im Mai, wobei mit Schnee heute sicherlich nicht
zu rechnen war.
Im Abstand von ca. 3 Minuten
konnte ich dann, kurz vor der letzten Verpflegungsstelle, einen TBR Fahrer in
meiner Verfolgung ausmachen, worauf ich mal schlussfolgerte, das Immanuel sich
gefangen hat und wieder Tempo machte. Keine Gelegenheit also um die Beine
hängen zu lassen, wenn ich die Platzierung verteidigen wollte. Dran bleiben
hieß es, auch wenn die Nässe bzw. Kälte mir schon ganz schön zusetzte. Mit
letzter Kraft und kurz vor den Krämpfen erreichte ich die Wellenschaukel, die
sich heute in dichten Nebel hüllte, was die zahlreichen Zuschauer aber nicht
abschreckte, die hier mit viel Applaus meine letzten Kräfte mobilisierten.
Dann war`s geschafft, das
Plateau erreichte ich diesmal nach ca. 3:27 Std auf Platz 3. (die offizielle Liste ist leider noch nicht online) Den Sieg sicherte sich
Sebastian Stark vor Dr. O., der noch auf knappe 20 Sekunden aufschließen
konnte.
Auch mit viel Fantasie wäre
für mich heute nicht mehr drin gewesen, wobei mir noch der Nebel in die Karten
spielte, da mir nicht Immanuel, sondern Guido am Hinterrad klebte, und - nach
furioser Aufholjagd - nur kurz nach mir den Col de Fichtel erreichte. Hätte er
mich an der Wellenschaukel „stehen“ sehen, ich bin mir sicher er hätte mich
noch kassiert. Im Verhältnis zu meiner Form gehen die 3:27 aber voll in
Ordnung! Der Fuß machte heute keine größeren Probleme, was hoffen lässt.
Abschließend ein herzliches Dankeschön an die vielen Freunde, Helfer und
Verbottler, die unser Team-Stein-Bikes tatkräftig unterstützt haben und
natürlich den Organisatoren dieser tollen Veranstaltung! Mal sehn was die
restlichen Rennen so bringen…
Bis dahin
Euer Straßenfahrer
Alle Infos zur Tour und
weitere Ergebnisse guckst Du hier: