Dienstag, 27. August 2013

Vier Hübel Tour




 25.08.2013


Für mich eines der schönsten „Rennen“ im Erzgebirge. Auch wenn die Form derzeitig nicht die beste ist, der Fuß noch immer schmerzhaft auf längere Belastungsreize reagiert und sich somit die Motivation in Grenzen hält: Kein Grund dieses schöne Radsportevent zu verpassen! Präventiv habe ich meinen Sidi`s ein paar neue Komfortsohlen spendiert und die Schuhplattenposition leicht verändert um den Druckpunkt zu optimieren, was sich in der Vorbelastung auch ganz gut anfühlte. Naja, abwarten. Der Wetterbericht sah gar nicht so schlecht aus, ich hatte mich in der zurückliegenden Woche vom VBM ganz gut regeneriert und war gespannt, wie weit es denn heute reichen würde. Mit Reifenpech und DNF im letzten Jahr, bin ich 2011 nur knapp am Sieg vorbeigeschrammt, aber die Geschichte ist ja hinreichend bekannt. Illusionen machte ich mir aber trotzdem nicht, denn die Starterliste hatte so einige Fahrer in petto, die diese Tour in unter 3:25 Std. fahren können.

6.30 Uhr war die unruhige Nacht vorbei, der Wecker klingelte beim Zähneputzen und nach 2 Tassen Café und Müsli-Mix, machte ich mich auf den Weg zum Col de Fichtel. Ein Wetterumschwung war zwar gemeldet, aber der Himmel über dem Erzgebirgskamm sah noch recht freundlich aus, was meine Hoffnung bekräftigte, dass der gemeldete Regen erst nach dem Mittag einsetzt. Den Parkplatz am Skistadion erreichte ich pünktlich und ohne Umleitungen und auch hier war es noch immer trocken, wenn auch recht kühl und windig. Die Startnummer abgeholt, Freunde, Teamkollegen und Verbottler begrüßt und nach den letzten Vorbereitungen machten wir uns zügig auf den Weg hinunter nach Oberwiesental, wo es doch um einige Grad wärmer war. Nach einer halben Stunde einrollern, mit KaiRo und dem Meiner, ging’s in die Startaufstellung, die schon recht gut gefüllt war. So richtig frei war eigentlich nur noch die erste Startreihe, wo wir uns dann auch einreihten bzw. vordrängelten. Sorry nochmal! In der großen Riege der Steinbiker waren diesmal Ina Berger, Tour-Seriensieger Dr.O, der Meiner, das Lasso, der KaiRo, Sören und meiner Wenigkeit vertreten. Kurz vor knapp flogen dann auch Sebastian, Guido und Immanuel vom TBR-Biehler Team ein, da waren es zum Start gerade noch ca. 4 Minuten. Hätte ja gepasst, doch plötzlich brach etwas Hektik bei den Starks aus, als Sebastian bemerkte dass an seinem liebevoll gepflegten Bike, die hintere Bremsscheibe an nur noch einer Schraube bzw. dem Schlamm seines Lieblingstrails hing. Keine Ahnung wie er es damit überhaupt bis zum Start schaffte. Als Notlösung wurden, per Multitool, 2 Schrauben der vorderen Scheibe entfernt und hinten (natürlich ohne Loctite) eingesetzt, was ich hier nicht weiter kommentieren will. Im Fernsehen heißt es an dieser Stelle immer: „Kinder, bitte nicht nachmachen“!!!

Geschafft hat er es dann aber noch rechtzeitig zum Startschuss, der pünktlich 10 Uhr erfolgte. Dann ging sie los, die Hübelhatz. Die Vierenstrasse fuhr ich mit etwas Schwung von vorne, das Feld wollte noch nicht so richtig angasen, also erst mal Druck raus und im Tourtempo weiter gerollert, bis in die Abfahrt Richtung Bärenstein, wo wir so langsam Fahrt aufnahmen. So richtig los ging’s dann erst am Straßenanstieg Bärenstein, wo Sebastian Stark erwartungsgemäß das Gas stehen ließ. Von da an hieß es: „Survival of the fittest“!

Zusammen mit den Überlebenden des ersten Anstiegs,  ging es in die folgenden, nicht ganz ungefährlichen Abfahrten in Richtung Königswalde, wo sich Guido dann mit Reifenschaden aus der Spitzengruppe verabschiedete. Vorne zogen indes die Starkbrüder am Horn, dahinter folgten Dr.O, Jens Küllig und der ich. Nach hinten wurde es dann aber auch schon dünn. Am Pöhlberg gab`s frische Getränke und die nächste Laktatspülung, mit ca. 1 Minute auf die beiden TBR`ler, die ihren Vorsprung nicht wirklich ausbauen konnten, da Immanuel schon sichtlich angeschlagen war. Am Anstieg zum Scheibenberg platze Immanuel dann gänzlich und konnte auch unserem Dreiergespann nicht mehr folgen. Für Sebastian hieß es von nun an allein im Wind, was uns Hoffnung machte, da die Hälfte der Strecke ja noch vor uns lag.

In der Abfahrt vom Scheibenberg fuhr sich Jens einen Reifenschaden ein, also ging’s, jetzt nur noch zu zweit mit Dr. O, in den Anstieg zum Oberbecken und die Verfolgung von Sebastian, der in Sichtweite ca. 1,5 Minuten Vorsprung hatte. Oben angekommen folgte eine rasante Beckenumrundung, wo es beinahe scherbelte, als mir Dr.O per Handzeichen einen Führungswechsel signalisierte, eigentlich aber auf den inneren, hochgesetzten Fahrbahnstreifen wechseln wollte, und plötzlich nach innen zog, während ich zum Überholen ansetzte. Das hier keiner von beiden zu Boden ging war eine Mischung aus guten Reflexen und viel, viel Glück!

Im windigen, zweiten Teil der Becken-Runde merkte ich dann so langsam die schwindenden Kräfte, wobei der schwerste und längste  Anstieg  ja noch vor uns lag. Nach realistischer Einschätzung meiner Lage, motivierte ich Dr. O nochmal für die weitere Verfolgung von Sebastian, und folgte ihm in die Abfahrt zum Ephraimhaus. Ich lag auf Platz 3, nach hinten war reichlich Luft und nach vorne der Drops gelutscht. Im Gegenanstieg gab’s von Onkel Hans noch eine Bottel mit Amibrause und vom Chef Himself eine erfrischende Schenkeldusche, dann folgte ich, mehr oder weniger zügig, Dr. O hinauf zum Fichtelberg. Es galt also nur noch Platz 3 zu verteidigen und dabei nicht zu überziehen. Mitte des Anstieges setzte dann der befürchtete Regen ein, worauf auch die Temperatur merklich fiel. Erinnerte mich ein bissl an Markersbach im Mai, wobei mit Schnee heute sicherlich nicht zu rechnen war.

Im Abstand von ca. 3 Minuten konnte ich dann, kurz vor der letzten Verpflegungsstelle, einen TBR Fahrer in meiner Verfolgung ausmachen, worauf ich mal schlussfolgerte, das Immanuel sich gefangen hat und wieder Tempo machte. Keine Gelegenheit also um die Beine hängen zu lassen, wenn ich die Platzierung verteidigen wollte. Dran bleiben hieß es, auch wenn die Nässe bzw. Kälte mir schon ganz schön zusetzte. Mit letzter Kraft und kurz vor den Krämpfen erreichte ich die Wellenschaukel, die sich heute in dichten Nebel hüllte, was die zahlreichen Zuschauer aber nicht abschreckte, die hier mit viel Applaus meine letzten Kräfte mobilisierten.

Dann war`s geschafft, das Plateau erreichte ich diesmal nach ca. 3:27 Std auf Platz 3. (die offizielle Liste ist leider noch nicht online) Den Sieg sicherte sich Sebastian Stark vor Dr. O., der noch auf knappe 20 Sekunden aufschließen konnte.

Auch mit viel Fantasie wäre für mich heute nicht mehr drin gewesen, wobei mir noch der Nebel in die Karten spielte, da mir nicht Immanuel, sondern Guido am Hinterrad klebte, und - nach furioser Aufholjagd - nur kurz nach mir den Col de Fichtel erreichte. Hätte er mich an der Wellenschaukel „stehen“ sehen, ich bin mir sicher er hätte mich noch kassiert. Im Verhältnis zu meiner Form gehen die 3:27 aber voll in Ordnung! Der Fuß machte heute keine größeren Probleme, was hoffen lässt. Abschließend ein herzliches Dankeschön an die vielen Freunde, Helfer und Verbottler, die unser Team-Stein-Bikes tatkräftig unterstützt haben und natürlich den Organisatoren dieser tollen Veranstaltung! Mal sehn was die restlichen Rennen so bringen…

Bis dahin

Euer Straßenfahrer


Alle Infos zur Tour und weitere Ergebnisse guckst Du hier:

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