Sonntag, 9. Oktober 2016

Saisonabschluß



Die Saison 2016 ist Geschichte. Zum Glück, möchte ich beinahe sagen, denn die letzten Wochen liefen doch sehr zäh. Richtig auf die Beine kam ich seit dem Trainingscrash Ende August nicht mehr, aber wen wundert’s, denn das Handgelenk schmerzt noch immer. Spaß im Sattel ist was anderes, aber naja, Zähne zusammenbeißen und durch. Immerhin muss ich mir nicht vorwerfen, ich hätte es nicht versucht. Im greisen Alter, von beinahe 44 Lenzen, laufen die Heilungsprozesse eben nicht mehr so flott wie bei den jungen Elite-Hüpfern.

So ging es dann auch etwas untermotiviert und mit Halbgas über die zwei verregneten Runden am Adelsberg. Meine Erwartungen hielten sich wirklich in Grenzen, der Rennverlauf … naja, irgendwie durchgekommen. Mehr gibt’s dazu eigentlich auch nicht zu sagen. Das Top 10 Resultat war somit keine Überraschung, und in Anbetracht der Situation beinahe vorhersehbar. Flasche leer! Trotzdem schade, denn ich hätte gerne an die Vorjahresergebnisse der zweiten Saisonhälfte angeschlossen. Aber genug jetzt mit der Lametiererei, denn es gab ja auch so einige Erfolge zu feiern in diesem Jahr, auf die ich doch ganz gerne zurückblicke.

Ob nun Hoch oder Tief, Erfolg oder Niederlage, Sonne oder Regen, … so ist er nun mal, unser Sport. Ein auf und ab der Gefühle, das keine Langeweile aufkommen lässt.

Die letzten Zeilen möchte ich nutzen um mich beim gesamten Team SPORT-Werk.net und all unseren Sponsoren und Helfern zu bedanken. Danke für die vertrauensvolle Aufnahme ins Team, Danke für Eure Unterstützung, und die gemeinsamen, lustigen Stunden im Sattel. Hat Spaß gemacht mit Euch!

Jetzt freue ich mich erst mal auf einige erholsame Wochen, etwas Urlaub und einen hoffentlich schmerzfreien und sonnigen Start in die neue Trainingssaison. Wie genau das kommende Jahr aussehen wird ist noch in Planung, aber einige Veränderungen wird es sicherlich geben.

Bleibt gesund und kommt gut über den Winter.

Euer Straßenfahrer

Dienstag, 13. September 2016

Greifenstein-Bike-Marathon



11.09.2016

Keine Ahnung was da gerade für ein Film abläuft, denn das Rennrad finde ich plötzlich über mir wieder, und die Straße nähert sich rasant von unten. Der Straßenfahrer liegt quer in der Luft und will sich - in Sachen Style - gerade zwischen Cliffhanger und Superman Seat Grab entscheiden, da gehen beim Aufprall auch schon die Lichter aus.

„Alles in Ordnung?“……“HALLO“….. „Alles in Ordnung bei Ihnen?“ Ja…nee…was…?!? Langsam komme ich zu mir und krieche mit schmerzverzerrtem Gesicht unter meinem Rad hervor, rolle mich auf den Rücken und prüfe erst mal die Gangbarkeit aller Gliedmaßen. Es scheint noch alles dran zu sein am Straßenfahrer, also gebe ich dem freundlichen Autofahrer kopfnickend Entwarnung, der wohl gerade noch ausweichen konnte, um den Dreimetermann nicht unter die Räder zu bekommen.

„Ist wirklich alles in Ordnung bei Ihnen?“ fragt der nette Herr erneut, und macht dabei ein wirklich besorgtes Gesicht, denn der Straßenfahrer blutet wie ein angestochenes Schwein. Beide Handflächen, Knie, Hüfte und den Ellenbogen hat es erwischt. Die Tapete hängt in Fetzen von den Wänden, aber das linke Handgelenk hat es wohl mit Abstand am ärgsten erwischt. Eine massive Prellung lässt das Daumengelenk in Zeitlupe auf eine stattliche Größe heranwachsen. Ich ahne nichts Gutes.

Kaum ist das DNF Resultat der Vier-Hübel-Tour physisch und psychisch verdaut, da muss der alte Mann schon wieder neue Wunden lecken. Und das nur zwei Tage nach dem diesjährigen Hübel-Desaster. Keine Ahnung was da gerade passiert ist, und ob mich der Vorderrad-Plattfuß nun vor oder nach diesem Kunststück ereilte. Im Endeffekt wird der Kopf schon wissen warum er die unschönen Szenen ausblendet. Des Straßenfahrers „Hauptspeicher“ bleibt jedenfalls vor größerem Schaden und unangenehmen Erinnerungen bewahrt, aber es braucht beinahe eine Woche bis die linke Hand wieder halbwegs brauchbar ist und an den Lenker passt. Immerhin, es hätte viel schlimmer kommen können, soviel steht fest. Aber was uns nicht umbringt, … naja, Ihr wisst schon…

Also keine guten Vorzeichen für den ersten Spätsommerklassiker in Geyer, auf den ich mich schon seit Tagen freue. Der Trainingsausfall ist zwar zu verkraften, aber wirklich Sorgen mache ich mir um das Daumengelenk, das auf Schläge vom Lenker den immer gleichen NDW-Refrain abspult: „Sternenhimmel, ich seh den Sternenhimmel, Sternenhimmel…oho.“

Selbst ist der Straßenfahrer, denn der besorgt sich Kinesio-Tape und eine medizinische Bastelanleitung aus dem Netz, für einen stabilisierenden Do-it-yourself-Stützverband des Daumens. Der zweite Versuch kann sich bereits sehen lassen, und auch die Vorbelastung läuft damit besser als gedacht. Nach 193 MacGyver Episoden ist man eben für beinahe alle Eventualitäten des Lebens gewappnet.

***

Am Sonntagmorgen erwartet uns in Geyer schönstes Spätsommerwetter. Geschlafen habe ich ganz gut, Anne ist zur Verbottelung auch dabei, und die Hand scheint mit der gestrigen Basteleinlage ganz gut klar zu kommen, denn die ist heute einigermaßen schmerzfrei. Noch bissl Warmrollern, dann geht’s mit meinen Teamkollegen, David und Phil, in die Startaufstellung des Mittelstreckenrennens über 60 km.

In der Einführungsrunde habe ich irgendwie Flashback zur letztjährigen Austragung, nur das diesmal Rico Leistner an Stelle von Patte Oettel am Hahn zieht und das Feld an der steilen Gasse entzerrt. Oben auf dem Feldweg übernimmt dann Torsten „Mütze“ Mützlitz das Zepter, und auch am Straßenanstieg hinterm Ana-Mare wird nochmal ordentlich draufgelatscht, wo das Feld dann gänzlich zerreißt.

In die folgende, ruppige Abfahrt gehe ich an ca. siebter Position und kann die Spitzengruppe hier auch ganz gut halten. Die bandagierte Linke scheint mitzuspielen, also schließe ich im folgenden Anstieg zügig zur Gruppe auf. Vorne dabei ist heute „Mütze“, Daniel Kletzin, Rico Leistner, Teamkollege David, Philipp Rothe, Udo Müller und natürlich kein geringerer als Sebastian „FK“– der Titanverschraubte Seriensieger – Stark, der soeben mit seinem Fully und vollkommen „schmerzfrei“ die Abfahrt vor mir hinuntergeballert ist. (ACHTUNG!!! An dieser Stelle eine Warnung an alle Kinder, Jugendlichen, aber auch Erwachsenen, mit eventuell ähnlichen, frisch operierten Wirbelsäulenverletzungen: Bitte nicht zu Hause nachmachen!!!  Der benannte Fahrer ist eine absolute Ausnahmeerscheinung, ein sogenannter Übermensch, um nicht zu sagen, ein TITAN!) Vermutlich würde „FK“ auch noch Rennen bestreiten wenn er den Kopf unterm Arm spazieren trägt. Hauptsache es findet sich nach Zieleinlauf eine schmackhafte Rostbratwurst.

Im folgenden Anstieg muss ich immerzu an meine lächerliche Verletzung denken und frage mich, was wohl passiert, wenn „der Titan“ heute ernst macht, das Podest ansteuert, oder gar gewinnt? Werden die Ihm Unterlegenen je wieder ein Rennen bestreiten können? Fragen über Fragen, bei denen ich beinahe den Anschluss an die Gruppe verliere.

Die Beine drehen jedenfalls ganz solide und Scotti bringt mich sicher die ruppigen Downhills hinunter. Nur an der Führungsarbeit habe ich noch kein sonderliches Interesse, da die Gruppe viel zu groß ist, das Tempo viel zu unruhig und die folgenden Anstiege die Gruppe sowieso dezimieren werden.

Runde eins beenden wir noch vollzählig, aber nach dem Anstieg hinterm Ana-Mare, bzw. der folgenden Abfahrt ist nur noch Daniel, David, Udo Müller und der Straßenfahrer an Bord. Keine Ahnung wo die anderen abgeblieben sind, jedenfalls sind wir nur noch zu viert. Ich genieße die Boardmusik, pariere einige Attacken von David und Daniel, und kann mich mit beiden, am vorletzten Anstieg der zweiten Runde, von Udo Müller absetzten, der hier scheinbar den Anker wirft. Zu dritt geht’s auf die letzten zehn Kilometer, wo ich mir dann aber schon die ausgefallenen Trainingseinheiten eingestehen muss, denn an Führungsarbeit ist hier nicht mehr zu denken. Der Straßenfahrer ist nur noch Passagier.

David wirkt noch immer frisch, und ich gehe davon aus dass er Daniel im Finale bezwingen kann. Also Hinterrad halten, dann hätten wir zumindest zwei Plätze auf dem Gesamtpodest sicher, was doch ein super Ergebnis für unser Team wäre. Den Gedanken bekomme ich nicht ganz zu Ende gesponnen, da prüft David auch schon sein Vorderrad, das bedenklich an Luft verloren hat. Im nächsten Trail ist´s dann vorbei mit der Herrlichkeit, denn hier muss David vom Hobel, wenn er sich nicht auf dem folgenden Wurzelteppich seine Felge ruinieren will. Shit happens, aber wenigstens hat er eine Kartusche und einen Schlauch dabei, also halte ich Daniels Hinterrad und wenigstens ein Eisen im Feuer.

Daniel hängt ordentlich am Gas und zieht uns über die letzten Waldwege in Richtung Ziel. Der Straßenfahrer kann hier und heute wirklich nur noch mitfahren, und so signalisiere ich Daniel nicht mehr zu attackieren, denn mit Platz 2 kann ich heute zufrieden sein. Auf einer der letzten, langen Geraden schaue ich nochmal zurück, kann aber weder David, noch einen anderen Verfolger ausmachen und wähne uns in Sicherheit.

Leider ist dem nicht so, denn Udo Müller nutzt Davids Aufholjagd und lässt sich wieder zu uns heranziehen. David hat leider doppelt Pech, denn die Luft seines Vorderreifens entweicht erneut, worauf er die letzten Meter laufend hinter sich bringt.

Im Finale hat U. Müller dann wohl die größten Reserven, denn der zieht gleich voll durch, wo weder Daniel noch der Straßenfahrer kontern können, und den DSC Fahrer gewähren lassen. Dahinter Daniel verdient auf Platz 2, der Straßenfahrer komplettiert das Podest auf Platz 3. David schafft mit seiner finalen Laufeinlage immerhin noch Platz 4 und beweist seinen enormen Kampfgeist. „FK“ bzw. „der Titan“ kurz dahinter auf dem 5. Platz.

Platz 5 Jungs! Dahinter…..naja….Ich vermute bis Eibenstock werden einige Fahrer unruhig schlafen. Der Straßenfahrer übrigens auch!

Bleibt gesund, und bis zum Samstag.

Euer Straßenfahrer

Alles zum Rennen, guckst Du hier: http://www.der-sportmacher.de/


Dienstag, 30. August 2016

20. Vier-Hübel-Tour





 28.08.2016

Am heißesten Tag des Jahres findet sich der Straßenfahrer im idyllischen Landbad-Wildenau wieder. Bei Temperaturen um die 36°C liegt es sich im Schatten einer großen Buche ganz angenehm, und auch die recht frische Beckentemperatur macht den heißen Samstag ganz erträglich. Also Füße hoch und die Vorbelastung regenerieren, Bikerlektüre wälzen und den Landschönheiten beim Arschwackeln hinterherglotzen. Ab Mittag knallt die Sonne auch im Schatten, der Straßenfahrer vernachlässigt den UV-Schutz, und so kommt es wie es kommen muss. Die Kante meiner Extremitäten glänzt am Nachmittag nicht mehr in braun/weiß, sondern leuchtet braun/rosa. Der Pelz brennt. Ich ahne nichts Gutes, was sich in der tropischen Nacht zum Sonntag deutlich auswächst, wo der Straßenfahrer kaum ein Auge zubekommt und schwitzt wie ein Pferd. Junge Junge, was für ein dilettantischer Anfängerfehler.

Der Sonntagmorgen erwartet den alten Mann mit deutlichem Schlafdefizit und einem abklingenden Sonnenbrand. Keine wirklich guten Voraussetzungen für die anstehende Hübelhatz, denn auch heute sind wieder Temperaturen jenseits der 30°C Marke gemeldet. Immerhin, Lust und Form sind ausreichend vorhanden, auch wenn ich bereits vermute dass das heute kein gutes Ende nimmt. Auch Teamkollege David ist nicht voll auf dem Posten, denn den hat in der Vorwoche ein Infekt erwischt. Letztlich ringt er sich aber doch noch zum Start durch, denn Hübel-Tour ist halt Hübel-Tour. Diesmal in der zwanzigsten Jubiläumsausgabe. Die Getränkeversorgung ist Teamübergreifend mit Tbr und Ron von der Radfabrik organisiert, und mit 4 Verbottelungsstationen sollte auch bei der zu erwartenden Hitzeschlacht nichts anbrennen.

Punkt zehn Uhr starten die siebenhundert Touristen neutralisiert auf ihre Hübel-Reise. Das steile Pflaster der Vierenstraße wird recht verhalten gefahren und auch im Flachstück, bis kurz vorm Wald, will heute keiner so richtig in die Führung gehen. Vor der folgenden, längeren Abfahrt zieht dann ein Crosser-Pilot am Horn, in dessen Windschatten ich kaum die Strecke erkenne, da das Führungsquad ganz ordentlich Staub aufwirbelt. Auch David findet sich an dessen Hinterrad ein, und übernimmt die Tempoarbeit in den folgenden, kurzen Gegenanstiegen.

Am Abzweig Sternweg werden wir leider falsch geleitet, bzw. deuten den Wink unseres Führungsfahrzeugs in Richtung links. Dummerweise können wir auch den winzigen Wegweiser nicht genau erkennen, und fahren somit einige zusätzliche Höhenmeter über den Feuerturmweg zurück auf die eigentliche Strecke. Dumm nur dass uns nicht alle Heizer folgen, denn der hintere Teil des Feldes fährt plötzlich vor uns. Im Feld herrscht Verwirrung. Als wir den Bärenstein erreichen, kann ich ca. 300 Meter voraus gerade noch Guido erkennen, der ebenfalls richtig abbog, und jetzt als Führender den ersten Hübel erklimmt. Schöne Cheiße, denn das Loch ist nur mit viel Kraftaufwand zu schließen. Der Bärenstein ordnet das Feld aber letztlich in seine Ausgangssituation, und da findet sich nach der Abfahrt eine Spitzengruppe mit Christian Schröder, Guido, David, Maximilian Langhans und meiner Wenigkeit zusammen.

Weiter geht’s in die Abfahrt Richtung Königswalde, die ich von vorne fahre und dabei wieder einen der heute wirklich schlecht erkennbaren Wegweiser übersehe und den Abzweig verpasse. Meine vier Mitstreiter biegen hinter mir natürlich ordnungsgemäß ab, was ich zufällig und im letzten Moment erkenne. Ich steige in die Eisen, setze zurück und nehme die Verfolgung auf, da man auf den Straßenfahrer wohl nicht zu warten scheint. Auch hier verpulvere ich viel unnütze Energie und mache mir so meine Gedanken über spontane Altersblindheit und grauen Star. Ich muss wohl dringend zum Augenarzt. Komisch eigentlich, denn die Knackärsche beim gestrigen Freibadbesuch hat der alte Mann scharf und deutlich erkannt. Ja….nee….ich bin schon glücklich vergeben… aber gucken ist doch wohl erlaubt!?!

Am Marktsteig bin ich endlich wieder dran an der Gruppe, aber wirklich durchschnaufen kann ich im Anstieg auf der ollen Plattenstraße auch nicht. Das gelingt mir erst im Flachstück vorm Pöhlberg, wo ich den Rest der zweiten Bottel leersauge, denn trinken ist heute das elementar Wichtigste!  Dann geht’s schon in den Anstieg zum Pöhlberg, wo die erste Verpflegung verabredet ist, und mir Anne die nächste Bottel übergibt.

Weiter geht’s über Cunersdorf hinunter ins Sehmatal, wo es David in der Führung ganz ordentlich laufen lässt, aber nach einer Kurve einen losen Pflasterstein übersieht und mit dem Hinterrad anschlägt, worauf der Pneu schlagartig die Luft verliert. David kommt schadlos zum Stehen, aber die Felge hat hörbar einen abbekommen. Flickzeug und Luft hat er dabei, also fahre ich weiter, um wenigstens noch ein Eisen im Feuer zu halten.

Auch Guidos Hinterrad scheint jetzt deutlich an Druck zu verlieren. Kein Platten, aber sukzessive macht sich die Luft von dannen und sein Heck beginnt zu schwimmen. Am Scheibenberg gibt’s dann wieder frische Getränke, und hier muss auch Guido vom Hobel um nachzupumpen, was scheinbar genügt, denn kurze Zeit später schließt er, mit meinem Trainingskollegen Ronny „Ron“ Schmidt im Schlepptau, wieder zur Gruppe auf.

Zu fünft erreichen wir das Markersbacher Unterbecken, wo ich mich schon guter Dinge auf die nächste Kletterpartie einstimme, als plötzlich meine hintere, rechte Oberschenkelmuskulatur extrem verkrampft. Ich versuche noch das Bein zu strecken, aber dem Schmerz kann ich nicht wiederstehen und ziehe die Notbremse. Der Straßenfahrer klettert vom Hobel und lockert den Krampf so gut es geht. Komisch, denn im Normalfall kündigt sich sowas bei mir schon weit vorher an. Der erste Versuch einer Verfolgung meiner Mitstreiter scheitert kläglich, da der Muskel erneut zumacht und mir vor Schmerz das Wasser in die Augen schießt. Keine Ahnung was da los ist, denn das Tempo konnte ich bis hierher recht entspannt mitgehen und getrunken habe ich reichlich.

Ich lockere die Beine also erneut, dehne vorsichtig und kann nach ca. fünf Minuten Standzeit die Weiterfahrt fortsetzen. Leider nur in Schleichfahrt, denn ab ca. 360 W verkrampft erneut der Oberschenkel . Ich sauge also erst mal die Reste beider Flaschen leer, und schleppe mich im Schongang die Oberbeckenstraße hinauf zum Parkplatz, wo Anne mit den Mädelz und der nächsten Bottel wartet. Die greife ich, und versuche auch noch den folgenden Anstieg zu erklimmen und mich vielleicht wieder zu fangen, aber keine Chance, die Muskulatur verweigert hier erneut ihren Dienst. Ich rolle also zurück zum Parkplatz, wo ich die Tour wiederwillig beende.  

Davids Felge hat es übrigens wirklich maximal erwischt, aber er fährt nach mehreren Reperaturen und Flickeinlagen immerhin noch eine solide, bereinigte Gesamtzeit.

Wirklich schade, aber da bin ich diesmal wohl Sprichwörtlich: „baden gegangen“.


Na dann, bleibt gesund und bis zur nächsten Badekur.

Euer Straßenfahrer

Alles zur Tour guckst Du hier: http://www.huebeltour.com/

Mittwoch, 10. August 2016

Erzgebirgs-Bike-Marathon



07.08.2016

Irgendetwas reißt den Straßenfahrer aus dem Schlaf. Es herrscht Orientierungslosigkeit. Im Zimmer ist es zappenduster und beängstigend still. Die Matratze ist viel zu weich, das Bett viel zu kurz und der Bettbezug kratzt an den rasierten Stelzen. Anne liegt irgendwie auf der falschen Seite und zwischen unseren Betthälften klafft eine riesige Besucherritze. Wo in aller Welt, …..ach ja, …..Hotelbett, ….Wettiner Höhe. Langsam komme ich zu mir und merke das die Blase drückt. Ich schlürfe über den in die Jahre gekommenen Teppich ins „vier“ Sterne Bad, wo mich das grelle Oberlicht gänzlich aus dem Schlaf reißt. Wo ich schon mal wach bin, versuche ich die ausgezeichneten Sterne im Bad zu finden, was mir nicht gelingt. Nach fünf Minuten Sucherei breche ich gelangweilt ab. Auf dem Rückweg schaue ich am Fenster vorbei, was auch mal wieder geputzt werden müsste, aber einen wirklich schönen Blick auf die EBM-Startwiese gewährt. Die ist natürlich Menschenleer, denn es ist gerade mal zwei Uhr nachts, also krieche ich wieder unter die Decke und versuche nochmal an der Matratze zu horchen. Kuscheln ist nicht, denn beim Versuch verschlingt mich die Besucherritze. Irgendwie schaffe ich es mich geräuschlos zu befreien um Anne nicht auch noch zu wecken und rolle mich auf den Rücken. Mir ist langweilig, also fahre ich mehrfach die Strecke ab….

Sechs Uhr morgens schafft es der alte Mann tatsächlich nochmal richtig einzuschlafen, aber da klingelt auch schon der Wecker. Was für eine Nacht. Über das Frühstücksbüfett will ich nicht meckern, denn ich habe eine Tupperdose Kamutpfannkuchen mit Holundergelee dabei. Beim Filterkaffee kann ich leider nicht an mir halten, denn der ist heute wirklich unterirdisch, um nicht zu sagen grottig. Rein muss der trotzdem, denn auch mit viel guten Willen kann ich noch immer keinen Puls messen, geschweige denn die vier Sterne finden, denn auch die Fenster im Speiseraum müssten dringend mal gewienert werden! Ein kurzer Verdauungsschlaf passt noch ins Programm, dann wird es aber höchste Eisenbahn in die Montur zu springen, und sich etwas warm zu rollern. Vorm Hotel finde ich dann endlich auch die versprochenen  Sterne, die gut sichtbar auf einer Tafel im Eingangsbereich prangen und über die kleinen Unzulänglichkeiten und Hygienemängel unserer Unterkunft hinwegtäuschen. Naja, einige würden sagen: „Sternekategorie ist immer Landestypisch“...(was zum Nachdenken anregt)… andere wiederum meinen, das wäre: „Jammern auf hohem Niveau.“ Humor ist jedenfalls, wenn man trotzdem lacht….bei dem Preis, der hier für die Übernachtung aufgerufen wird.

 

Zurück zum Wesentlichen! Mit einigen Ergebnissen konnte sich der alte Mann für den ersten Startblock qualifizieren, was dem Tagesziel, dem Gesamtpodest im Shortrace, eine gute Basis schafft. Mit der Strecke habe ich mich in den letzten Jahren schon angefreundet, und auch das Vorjahresergebnis, ebenfalls auf der Short, konnte sich sehen lassen. Jedenfalls für den Straßenfahrer, der sich beim Downhill meist im Einparken übt.

Punkt neun Uhr geht der Spaß dann los. Erstmal neutralisiert die Alp hinunter und auf die Hauptstraße, wo das Rennen dann freigegeben wird und die riesige Meute am Horn zieht. Das Tempo am Straßenanstieg der Einführungsrunde kann ich ganz gut mitgehen, auch wenn die Wattwerte hier bereits zur Vorsicht mahnen, denn die liegen weit, weit oberhalb der Schwelle. An ca. zwanzigster Position zieht der Dreimetermann den Kopf ein und versucht im Windschatten nur das nötigste zu investieren, um nicht nach hinten durchgereicht zu werden, was auch ganz gut gelingt. 



Zurück auf der Hauptstraße bin ich noch immer vorne dabei, und kann, fünfzig Meter vorm Abzweig hinauf zur  Alp de Wettin, mit einem kurzen Antritt als ca. Fünfter in den Anstieg gehen. Kontrolliertes Tempo ist angesagt, auch wenn hier einige recht ordentlich angasen. Der alte Mann geht als Neunter über die Kuppe und sucht den Anschluss zur Spitze, was am Waldrand auch gelingt. Durchschnaufen, das läuft!



Die ersten Trails bieten dann die Möglichkeit sich etwas zu orientieren und zu peilen wer dem angeschlagenen Tempo bisher wiederstehen konnte. Vorne dabei sind natürlich die üblichen Heizer, mit C. Kreuchler, F. Fritzsch, J. Heidenreich, T. Eise, S. Heinke, J. Bretschneider, S. Golz, D. Kletzin, P. Herrmann, um nur einige zu nennen. Und auch von hinten kommen noch einige aufgeschlossen und pflügen durch die Gruppe. Dabei fliegt M. Stein, mein Ex-Teamkollege von den Stein-Bikern, mit so viel Geschwindigkeitsüberschuss an der Gruppe vorbei, das ich beinahe glaube zu stehen. Ruhig Blut, und nicht irritieren lassen, denn Renneinteilung ist  Steinis Ding nicht, und so orientiere ich mich lieber an der NP meines Powermeters, das mir zur Vorsicht rät, immerhin sind noch ein paar Kilometer und auch einige Höhenmeter zu bezwingen und das bisherige Tempo recht hoch. Die Heizer der Mittel und Langstrecke mal ausgeklammert, liege ich vermutlich in den Top fünf der Short, und orientiere mich an J. Brettschneider, U. Schmittlutz, S. Golz und Stein-Biker D. Kletzin, der heute wirklich gute Beine hat und ein super Rennen fährt.

Die neue Abfahrt in den Seiffener Grund hatte unser Team im Training schon unter die Reifen genommen, und so finde ich auch jetzt die Ideallinie und muss mich nicht im Einparken üben. Ganz im Gegenteil! Ich vermute der ewige STRAVA-Rekordhalter des Seiffener Grunds: „der Einzigartige, oft kopierte, aber selten erreichte, mehrfachen Deutschen Masters Meister im XCO und Marathon – Ihr kennt In alle! – wäre stolz auf den Straßenfahrer und dessen heutige Downhillperformance. Schade das er heute nicht anwesend ist! Vielleicht errät ja der Straßenfahrer die diesjährige Jahreskilometerleistung des Ausnahmetalents, und gewinnt eine Trainingseinheit beim Meister, um die Trails in Zukunft noch schneller zu rocken. Drückt mir die Daumen! 


Im Gegenanstieg schließe ich mit guten Beinen zu Benjamin Michael, dem Mann mit den zwei Vornahmen, auf, mit dem ich recht gut harmoniere und einige Kilometer absolviere. Benny fährt die Mittelstrecke, da kommen wir beide uns auch nicht ins Gehege. Ein Stück weit lasse ich mich ziehen, erhole mich kurz, führe noch ein Stück, dann schließen wir am Wasserturm zu Kurzstreckler S. Golz auf, den ich in Folge abstellen kann. Der hat in der Einführungsrunde wohl etwas überzogen, und gerade Besuch vom Mann mit dem Hammer.

Nach vorne trennen mich jetzt noch ca. zwanzig Sekunden von Jan Brettschneider und Florian Anderle, auf den Plätzen drei und vier. Die Beine drehen beständig gut, und sollte ich mich nicht total verschätzen, dann laufe ich spätestens an der Hauptstraße auf die Gruppe um die beiden Kurzstreckler auf. Da geht noch was, denke ich, als es unter mir verdächtig knackt und der Sattel plötzlich recht lose in der Sattelstütze herumklappert. Bruch oder einfach nur lose? Keine Ahnung. Zum Anhalten ist keine Zeit, und gerade als ich mir einreden will, das der Sattel schon noch bis ins Ziel halten wird, verabschiedet sich dieser von der Stütze und der Straßenfahrer von einer möglichen Podest Platzierung. Ich lege eine Vollbremsung hin, setze kurz zurück, stecke mir den Sattel ins Unterhemd und hample erst mal im Wiegetritt weiter. Jetzt bloß nicht hinsetzen! Bis zum Ziel sind’s noch gute fünf Kilometer, die ich, wohl oder übel, im Stehen zubringen muss, da natürlich die Wippe der Stütze verlustig ging und eine Wiedermontage des Sattels so unmöglich macht. Schöne Cheiße!

Trotzdem überholen mich bis zum Ziel erstaunlich wenige Fahrer, so dass ich immerhin noch als Vierzehnter die Ziellinie sehe und trotzdem meine Altersklasse gewinne. Top 3 war heute möglich, aber da kann auch Kunibärt in Gold, den es für den AK Sieg gibt, nicht drüber hinwegtrösten.

Zum Schluss noch ein dickes Lob an Albrecht Dietze und seine ebm-Crew, die mal wieder ein erstklassiges Event auf die Beine stellten! Sollte sich der alte Mann auch im nächsten Jahr noch selber die Schnürsenkel zubinden können, dann sehn wir uns auch bei der 25. Jubiläumsausgabe. Pionierehrenwort!


Bleibt gesund und bis die Tage.

Euer Straßenfahrer

Der goldene Kunibärt  

Alles zum Rennen und die Ergebnisse, guckst Du hier: http://www.erzgebirgs-bike-marathon.de/

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