Dienstag, 12. April 2016

14. Kyffhäuser MTB-Rennen



09.04.2016

Sechs Uhr morgens reißt mich lautes Vogelgezwitscher aus meinem wohl verdienten, fünfmonatigen Winterschlaf. Die letzten Fettreserven sind aufgebraucht, die Muskulatur atroph, und die Form der vergangenen Rennsaison - nicht mehr als eine schöne Erinnerung. Die ersten Blüten färben das winterliche Einheitsgrau in hellbunt, und auch unsere beiden Mietzen, „Fräulein Hanni“ und „Friedo Mütze“ haben sich vom Winter verabschiedet und verteilen ihre flauschige Unterwolle im gesamten Haus.

Die letzten Monate haben Ihre Spuren hinterlassen, denn die neuen SPORT-WERK Teamklamotten passen dem 3 Meter großen Straßenfahrer in Size M! Keine Ahnung ob das ein gutes Zeichen ist, die ersten Leistungstests sehen jedenfalls ganz solide aus – besonders wenn man mein greises Alter berücksichtigt. Was solls, eine Saison geht schon noch, auch wenn mein alter Herr immer meint: „..ich solle die jungen Burschen doch nicht mehr so ärgern.“

Der Samstagmorgen ist kalt aber sonnig, und für den Kyffhäuserkreis ist ein milder Frühlingstag in Aussicht gestellt. Beste Voraussetzungen also für einen lustigen Saisoneinstieg mit voller Teampräsenz, denn alle 4 SPORT-WERKER haben für das heutige Rennen gemeldet. Während ich auf meinen neuen Teamkollegen und Mitfahrer Phil warte, der noch einen knappen Meter größer ist wie der Straßenfahrer himself, trinke ich noch einige Cafés und verdrücke eine Portion frisch geflockten Haferbrei mit allerlei Schnick-Schnack on top. Phil ist pünktlich, die Anfahrt kurzweilig und Bad Frankenhausen Punkt zehn Uhr erreicht.

Ein ruhiger, kostenfreier Parkplatz ist schnell gefunden, David mit Freundin Sarah lassen auch nicht lange auf sich warten, und auch Ex-Teamkollege Dr.O parkt direkt neben uns, der ab dieser Woche in des Straßenfahrers Altersklasse wildert. Wir werden eben alle nicht jünger! Nochmals Glückwunsch Doc und alles Gute für die neue Saison! Beim Warmrollern treffen wir dann auch noch unseren Paule, der mit seiner sportbegeisterten Familie aus Dresden angereist ist. Die Zeit vergeht heute wie im Flug und bei einer Tasse Cafe verpenne ich beinahe die Startaufstellung, in die ich rückwärts, weil stark verspätet, einparken muss. 

 
Volle Bude Junge! Das gemeinsame Fahrerfeld der Mittel und Langstrecke platzt aus allen Nähten, und hinter den potenziellen Potenzialkandidaten scharrt die Meute mit den Hufen. Knall und los. Die ersten zehn schnellen Rennkilometer sind ein Garant für Massenstürze und so klemme ich mich erst mal zwischen die Räder von Peter Hermann, Stefan Danowski und direkt hinter Felix Fritzsch, die sich mit viel Übersicht in den vorderen Reihen bewegen. Der erste Abzweig von Asphalt auf Schotter bestätigt meinen Riecher, denn einige Reihen hinter uns gibt es erstmals lautstarken Bodenkontakt. Das klang nicht gut, aber wird sich bis zum ersten Anstieg, an dem das Feld dann endlich entzerrt wird, noch 2 mal wiederholen. Wie ich später erfahre hat es auch Dr.O ziemlich hart erwischt, der sich beim letzten Massensturz einseitig neu tapeziert. Gute Besserung Doc, wir hoffen Du bist schnell wieder auf dem Posten!

 
Entzerrt wird im ersten Anstieg dann auch gleich richtig, und so finde ich mich kurz hinter der ersten Verfolgergruppe um S. Danowski und Steinbiker D. Kletzin wieder, mit dem ich schon im letzten Jahr über den Kyffhäuser drücken durfte. Ein feiner junger Mann mit ordentlich Zug auf der Kette! So brauche ich dann auch einige Minuten um aufzuschließen, aber die Mühe wird belohnt, denn die Gruppe läuft ganz ordentlich, und der alte Mann kann im Windschatten erst mal durchschnaufen und die Lage sondieren. Nachdem ich es also endlich schaffe wieder über den Lenker zu gucken und die anwesenden Langstreckler ausklammere, bleiben da nur Ex-Teamkollege Daniel und „Rauschebart“ Felix Karnatz, mit grüner 40km Mittelstreckennummer in der direkten Konkurrenz, denn auch der Straßenfahrer hat für Mittelstrecke gemeldet.

So geht es über den Fernsehturm in Richtung Kyffhäuser und ich frage mich schon die ganze Zeit warum Dano sein Fully aufgetragen hat, da dieses Rennen ja primär auf Waldautobahnen rollt. Meine Frage beantwortet sich spätestens nach der Abfahrt vom Kyffhäuser, als wir auf einen längeren, umgepflügten Waldweg abbiegen, der die alten Knochen ganz ordentlich durchrüttelt, da hier wohl neulich schwere Rückearbeiten stattfanden. Dano gleitet im Anstieg spielerisch davon, die Gruppe hoppelt hinterher, kann aber bis zur Abfahrt nach Udersleben wieder aufschließen.

Auf der letzten Gerade nach der Ortsdurchfahrt, also gleich hinterm Flugplatz, geht Daniel noch 2 harte Attacken - die ich mitgehe - aber Felix Karnatz nicht wirklich abkoppeln können. Die Gruppe rollt wieder zusammen und ich ahne schon dass es ein Fehler ist, hier nicht selbst nochmal ordentlich anzurucken und die Sache klar zu machen. Eine Schrecksekunde gibt es für mich dann noch kurz vorm finalen Downhill nach Bad Frankenhausen, als Daniel in einer Spurrinne einfädelt und sich quer vor mir lang macht. Nur mit viel Glück, und noch weniger Steuerkunst, erwischt es mich hier nicht selbst! Danos Hinterrad erreichte ich noch kurz vorm Downhill, und wähne mich schon in Sicherheit, da ab hier ja kaum noch Überholmöglichkeiten bestehen. Denkste, denn im ruppigen Steilstück nach der Wiese drückt sich Rauschebart Felix noch innen am Straßenfahrer vorbei, und segelt quasi im Sturzflug über die folgende, schmale Schotterpiste hinunter zum Ziel.  

 
Laut STRAVA Auswertung verliere ich hier sieben Sekunden, bleibe aber immerhin am Leben. Naja, wen wundert’s, da ich in den letzten Monaten beinahe ausschließlich auf dem Straßenrad trainiert habe und die Offroadroutine noch immer Winterschlaf hält. Auf den letzten Metern durch Bad Frankenhausen kann ich wieder etwas aufschießen, verliere damit dennoch, um knappe sechs Sekunden, den 3. Platz der Gesamtwertung im 40km Mittelstreckenrennen. Die Altersklasse gewinne ich mit zweieinhalb Minuten Vorsprung, die hier aber nicht geehrt wird. Dafür geht’s in der Gesamtwertung bis Platz 6 auf die „Bühne“, wo Downhiller Felix mit Abwesenheit glänzt. Vermutlich hat sich sein Rauschebart beim Ausrollern in der Kette verfangen. Aber naja….wer im Glashaus sitzt…. ;-)

Marco Häntschel       Max Feger        (Felix Karnatz)       der Straßenfahrer      Patrick Wolf         Paul Lichan


Bleibt gesund und bis die Tage

Euer Straßenfahrer


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