Mittwoch, 4. Mai 2016

11. Halden-Bike-Marathon Löbichau



30.04.2016

Ob Du kleine Kinder hast oder Katzen, sechs Uhr morgens stehst Du im Bett. Friedel aka „Frido Mütze“ kratzt pünktlich an der Schlafzimmertür, da braucht’s keinen Wecker um noch vorm ersten Hahnenschrei aus dem Bett zu rollen. Mütze springt wie immer auf den Fensterstock und bestaunt die morgendliche Vogelwelt, der Straßenfahrer schleppt sich erst mal ins Bad, denn die Blase drückt. Zum Aufstehen ist`s natürlich viel zu zeitig, außerdem hat Mütze heute Morgen erheblichen Schmusebedarf und macht sich`s nochmal neben mir bequem. Sie schnurrt wie ein alter Schiffsdiesel und räkelt sich entspannt auf der Bettdecke. Ihr Gähnen steckt an und kurz bevor ich wieder einpenne, tänzelt dann auch Fräulein Hanni durchs Schlafzimmer und wirft mir einen erwartungsvollen Blick zu. Klare Ansage: „Frühstück….jetzt!“

Für die Mädelz gibt es Thunfisch mit Calamari in Sauce, der Straßenfahrer braucht Carbos, denn heute geht’s zum Haldenritt nach Löbichau. Wie immer vorm Gebolze gibt’s frisch geflockten Haferporridge mit allerlei Schnick-Schnack on top, und da das Rennen erst nach dem Mittag scharf geht und die Anfahrt nur ca. zwanzig Minuten in Anspruch nimmt, ist heute sogar noch eine Folge Columbo drin. „So entspannt müsste das immer laufen“ denke ich, und penne nochmal auf der Ottomane ein.

Um neun bin ich dann wirklich ausgeschlafen, wenn auch nicht 100% auf dem Posten, denn auch der Straßenfahrer hat sich einen hartnäckigen Magen Darm Infekt eingefangen und kämpft seit gut zwei Wochen mit dem flotten Otto um die Vorherschaft im Verdauungstrakt. Irgendwie geht da was herum, denn da hat es einige Bekannte erwischt. Naja, die Trainingseinheiten liefen trotzdem relativ solide und für zwei Runden über die Halde sollte es schon reichen. Wäre ja auch schade um die schöne Form. Der Großteil der Mtb-Elite ist dieses Weekend eh in Riva, da muss man sich also nur mit den Daheimgebliebenen herumplagen, denen es zu stressig ist mal schnell übers WE an den Gardasee zu jetten, wenn man sich auch um die Ecke eine gepflegte Laktatspülung verpassen kann. Freie Tage stehen mir für sowas jedenfalls nicht zur Verfügung in diesem Jahr, und so kommt leider auch das bewährte Trainingslager in Italien unter die Räder der aktuellen Urlaubsplanung.

Vom Team bin ich heute der Einzige beim Haldenritt, da bin ich froh dass die größte meiner Miezen heute frei genommen hat und sich um des Straßenfahrers Verbottelung kümmert. In Löbichau schlagen wir pünktlich auf, die Anmeldung ist schnell erledigt und auch Trainingskollege Ron steht zeitnah auf der Matte, was wir nutzen um die Schlüsselstellen der Strecke zu besichtigen. Fazit: ein Kilometer Strecke ist den laufenden Halden-Sanierungsarbeiten zum Opfer gefallen und wurde kurzerhand weggebaggert. Wo letztes Jahr noch der Damm mit der steilen Böschung stand, findet sich heute ein platt gewalzter Canyon und ich musste mich, trotz guter Ortskenntnis, erst mal neu orientieren. Sonst scheint alles beim alten, nur der Sportplatz will besondere Beachtung erhalten, denn der Rasen um das Spielfeld herum ist heute sehr, sehr tief! Aber dazu später.

Meine Entscheidung für die 50km Mittelstrecke erweist sich jedenfalls als richtig, denn die Startaufstellung über die zwei Runden ist doch recht gut besetzt und verspricht ein schnelles Rennen. Neben meinen Ex-Teamkollegen Dr.O, Daniel Kletzin und Thomas Peschke vom Team-Stein-Bikes, mit denen immer zu rechnen ist, hat endlich auch Vereinskollege Guido von TBR seinen Winterschlaf beendet. Phillipp Rothe scheint in guter Form und auch mit Markus Thiel aus Aue ist bei solchen Rennen zu rechnen, der aber vom WAV rüde eingebremst wird, nachdem der Unparteiische erkennt dass Markus Lenker quasi nicht alle Stopfen im Schrank hat. Markus Nachfrage ins versammelte Starterfeld „ob das denn jetzt ein Scherz wäre“ beantwortet sich mit allgemeiner Heiterkeit, bevor der WAV Milde vor Recht ergehen lässt und im Stile von Houdini zwei lässige, Chrombedamfte Lenkerstopfen aus der Hosentasche zaubert. Für Stimmung im Startblock ist jedenfalls gesorgt, aber bevor noch jemand seinen Zauberkasten aus der Tasche holt und was von Siegfried & Roy zum besten gibt, werden wir vom Zauberpeter auf die Reise geschickt.

Die Einführungsrunde läuft gesittet, an der Spitze produzieren sich zwei mir unbekannte Fahrer und bevor wir ins Gelände gehen übernehme ich vorsichtshalber die Führung und erhöhe das Tempo um das Feld zu entzerren. Auch Daniel ist an einer schnellen Gruppenbildung interessiert, schließt auf und erhöht ebenfalls die Pace. So geht’s durch die ersten Trails und Böschungen, wo wir das Tempo konstant hoch halten. Zurück auf dem nächsten Straßenabschnitt ist außer Daniel nur noch Markus, Phillipp und Sven Graupe vom Berliner TSC an Board. Wir lassen das Gas aber nur halbherzig stehen, und so können Guido, Dr.O und einige andere Fahrer wieder aufschließen. So geht es über die Felder in Richtung Halde, wo Dr.O mit Reifenschaden abkoppelt und ich an einer Kuppe nochmal ordentlich anrucke, was die Gruppe scheinbar zerreißt, denn an der ersten Haldenüberfahrt sind wir nur noch zu fünft.

Dabei sind Daniel, Markus, Phillipp, Sven Graupe und der Straßenfahrer himself. Markus fährt heute ein richtig starkes und kontrolliertes Rennen, da gibt es wirklich nichts zu meckern, und so überlegte ich bereits in Runde eins, wie an Ihm heute vorbeizukommen ist. Über die Halde fahre ich von vorne, Phillipp bekommt Probleme, kämpft sich aber zurück in die Gruppe, bevor es in die Abfahrt in Richtung Sportplatz geht. Der Rasen auf der Sportplatzumfahrung ist heute ca. fünfzehn Zentimeter tief und man muss die Kette hier schon ziemlich arg spannen um sich nicht in Stehversuchen zu üben. Nach der Rundendurchfahrt werde ich von Anne verbottelt und fahre auch den ersten Teil der zweiten Runde von vorne. Auch Daniel und Markus machen jetzt mächtig Druck und so ist Runde zwei von ständigen Attacken geprägt, denen dann Sven Graupe und auch Phillipp zum Opfer fallen.

Am letzten Hügel, kurz vor der Abfahrt zum Sportplatz, versuche ich noch zwei härtere Attacken um mich von meinen beiden Mittstreitern Daniel und Markus zu lösen, komme aber nicht wirklich weg, und so rollen wir zu dritt in Richtung Sportplatz, wo ich es im Flachstück erneut probiere. Keine Chance, die Beiden sind nicht abzuschütteln. Die Entscheidung muss also die Sportplatzumfahrung bringen, auf die wir ungefähr zeitgleich einbiegen. Ich beiße nochmal auf die Zähne, komme ganz gut über den tiefen Rasen, habe die Nase vorn und glaube schon der Fisch sei geputzt, als sich Markus doch noch mit aller Gewalt und deutlichem Geschwindigkeitsüberschuss am Straßenfahrer vorbeischiebt und als erster in den Zielhang droppt. No way, das kann ich auch mit viel gutem Willen nicht mehr kontern, und so bleibt mir nur noch Daniel auf Distanz zu halten und als Zweiter über die Ziellinie zu rollen.

Am Ende steht ein flotter 30,5er Schnitt auf der Uhr und mir ein breites Grinsen im Gesicht, denn das hat heute richtig Spaß gemacht. Der sonnige Frühlingstag rundet die Veranstaltung ab, und das Preisgeld hält die entstandenen Kosten neutral. Ich verabschiede mich jetzt erst mal in zwei wichtige Trainingsblöcke…

…also bleibt gesund und bis die Tage…

Euer Straßenfahrer

Die Ergebnisse und alles rund ums Rennen guckst Du hier:





2 Kommentare:

Dennis hat gesagt…

Sehr schön geschrieben, leider konnte ich mir das Geplänkel da vorne nicht mit ansehen,
letztendlich war der Schnitt zu hoch!
Gratulation!!!!

Gruß Dennis

stunni hat gesagt…

Sehr schöner Bericht, gefällt mir ! Natürlich auch die Leistung klasse.