30.04.2016
Ob Du kleine Kinder hast oder
Katzen, sechs Uhr morgens stehst Du im Bett. Friedel aka „Frido Mütze“ kratzt
pünktlich an der Schlafzimmertür, da braucht’s keinen Wecker um noch vorm
ersten Hahnenschrei aus dem Bett zu rollen. Mütze springt wie immer auf den
Fensterstock und bestaunt die morgendliche Vogelwelt, der Straßenfahrer
schleppt sich erst mal ins Bad, denn die Blase drückt. Zum Aufstehen ist`s
natürlich viel zu zeitig, außerdem hat Mütze heute Morgen erheblichen
Schmusebedarf und macht sich`s nochmal neben mir bequem. Sie schnurrt wie ein
alter Schiffsdiesel und räkelt sich entspannt auf der Bettdecke. Ihr Gähnen
steckt an und kurz bevor ich wieder einpenne, tänzelt dann auch Fräulein Hanni
durchs Schlafzimmer und wirft mir einen erwartungsvollen Blick zu. Klare
Ansage: „Frühstück….jetzt!“
Für die Mädelz gibt es
Thunfisch mit Calamari in Sauce, der Straßenfahrer braucht Carbos, denn heute
geht’s zum Haldenritt nach Löbichau. Wie immer vorm Gebolze gibt’s frisch
geflockten Haferporridge mit allerlei Schnick-Schnack on top, und da das Rennen
erst nach dem Mittag scharf geht und die Anfahrt nur ca. zwanzig Minuten in
Anspruch nimmt, ist heute sogar noch eine Folge Columbo drin. „So entspannt
müsste das immer laufen“ denke ich, und penne nochmal auf der Ottomane ein.
Um neun bin ich dann wirklich
ausgeschlafen, wenn auch nicht 100% auf dem Posten, denn auch der Straßenfahrer
hat sich einen hartnäckigen Magen Darm Infekt eingefangen und kämpft seit gut
zwei Wochen mit dem flotten Otto um die Vorherschaft im Verdauungstrakt.
Irgendwie geht da was herum, denn da hat es einige Bekannte erwischt. Naja, die
Trainingseinheiten liefen trotzdem relativ solide und für zwei Runden über die
Halde sollte es schon reichen. Wäre ja auch schade um die schöne Form. Der Großteil
der Mtb-Elite ist dieses Weekend eh in Riva, da muss man sich also nur mit den
Daheimgebliebenen herumplagen, denen es zu stressig ist mal schnell übers WE an
den Gardasee zu jetten, wenn man sich auch um die Ecke eine gepflegte
Laktatspülung verpassen kann. Freie Tage stehen mir für sowas jedenfalls nicht
zur Verfügung in diesem Jahr, und so kommt leider auch das bewährte
Trainingslager in Italien unter die Räder der aktuellen Urlaubsplanung.
Vom Team bin ich heute der
Einzige beim Haldenritt, da bin ich froh dass die größte meiner Miezen heute
frei genommen hat und sich um des Straßenfahrers Verbottelung kümmert. In
Löbichau schlagen wir pünktlich auf, die Anmeldung ist schnell erledigt und
auch Trainingskollege Ron steht zeitnah auf der Matte, was wir nutzen um die
Schlüsselstellen der Strecke zu besichtigen. Fazit: ein Kilometer Strecke ist
den laufenden Halden-Sanierungsarbeiten zum Opfer gefallen und wurde kurzerhand
weggebaggert. Wo letztes Jahr noch der Damm mit der steilen Böschung stand, findet
sich heute ein platt gewalzter Canyon und ich musste mich, trotz guter
Ortskenntnis, erst mal neu orientieren. Sonst scheint alles beim alten, nur der
Sportplatz will besondere Beachtung erhalten, denn der Rasen um das Spielfeld
herum ist heute sehr, sehr tief! Aber dazu später.
Meine Entscheidung für die
50km Mittelstrecke erweist sich jedenfalls als richtig, denn die
Startaufstellung über die zwei Runden ist doch recht gut besetzt und verspricht
ein schnelles Rennen. Neben meinen Ex-Teamkollegen Dr.O, Daniel Kletzin und
Thomas Peschke vom Team-Stein-Bikes, mit denen immer zu rechnen ist, hat
endlich auch Vereinskollege Guido von TBR seinen Winterschlaf beendet. Phillipp
Rothe scheint in guter Form und auch mit Markus Thiel aus Aue ist bei solchen Rennen
zu rechnen, der aber vom WAV rüde eingebremst wird, nachdem der Unparteiische
erkennt dass Markus Lenker quasi nicht alle Stopfen im Schrank hat. Markus
Nachfrage ins versammelte Starterfeld „ob das denn jetzt ein Scherz wäre“
beantwortet sich mit allgemeiner Heiterkeit, bevor der WAV Milde vor Recht
ergehen lässt und im Stile von Houdini zwei lässige, Chrombedamfte
Lenkerstopfen aus der Hosentasche zaubert. Für Stimmung im Startblock ist
jedenfalls gesorgt, aber bevor noch jemand seinen Zauberkasten aus der Tasche
holt und was von Siegfried & Roy zum besten gibt, werden wir vom
Zauberpeter auf die Reise geschickt.
Die Einführungsrunde läuft
gesittet, an der Spitze produzieren sich zwei mir unbekannte Fahrer und bevor
wir ins Gelände gehen übernehme ich vorsichtshalber die Führung und erhöhe das
Tempo um das Feld zu entzerren. Auch Daniel ist an einer schnellen
Gruppenbildung interessiert, schließt auf und erhöht ebenfalls die Pace. So
geht’s durch die ersten Trails und Böschungen, wo wir das Tempo konstant hoch
halten. Zurück auf dem nächsten Straßenabschnitt ist außer Daniel nur noch
Markus, Phillipp und Sven Graupe vom Berliner TSC an Board. Wir lassen das Gas
aber nur halbherzig stehen, und so können Guido, Dr.O und einige andere Fahrer
wieder aufschließen. So geht es über die Felder in Richtung Halde, wo Dr.O mit
Reifenschaden abkoppelt und ich an einer Kuppe nochmal ordentlich anrucke, was
die Gruppe scheinbar zerreißt, denn an der ersten Haldenüberfahrt sind wir nur
noch zu fünft.
Dabei sind Daniel, Markus,
Phillipp, Sven Graupe und der Straßenfahrer himself. Markus fährt heute ein
richtig starkes und kontrolliertes Rennen, da gibt es wirklich nichts zu
meckern, und so überlegte ich bereits in Runde eins, wie an Ihm heute
vorbeizukommen ist. Über die Halde fahre ich von vorne, Phillipp bekommt
Probleme, kämpft sich aber zurück in die Gruppe, bevor es in die Abfahrt in
Richtung Sportplatz geht. Der Rasen auf der Sportplatzumfahrung ist heute ca.
fünfzehn Zentimeter tief und man muss die Kette hier schon ziemlich arg spannen
um sich nicht in Stehversuchen zu üben. Nach der Rundendurchfahrt werde ich von
Anne verbottelt und fahre auch den ersten Teil der zweiten Runde von vorne.
Auch Daniel und Markus machen jetzt mächtig Druck und so ist Runde zwei von
ständigen Attacken geprägt, denen dann Sven Graupe und auch Phillipp zum Opfer
fallen.
Am letzten Hügel, kurz vor
der Abfahrt zum Sportplatz, versuche ich noch zwei härtere Attacken um mich von
meinen beiden Mittstreitern Daniel und Markus zu lösen, komme aber nicht
wirklich weg, und so rollen wir zu dritt in Richtung Sportplatz, wo ich es im
Flachstück erneut probiere. Keine Chance, die Beiden sind nicht abzuschütteln.
Die Entscheidung muss also die Sportplatzumfahrung bringen, auf die wir
ungefähr zeitgleich einbiegen. Ich beiße nochmal auf die Zähne, komme ganz gut
über den tiefen Rasen, habe die Nase vorn und glaube schon der Fisch sei
geputzt, als sich Markus doch noch mit aller Gewalt und deutlichem
Geschwindigkeitsüberschuss am Straßenfahrer vorbeischiebt und als erster in den
Zielhang droppt. No way, das kann ich auch mit viel gutem Willen nicht mehr
kontern, und so bleibt mir nur noch Daniel auf Distanz zu halten und als
Zweiter über die Ziellinie zu rollen.
Am Ende steht ein flotter
30,5er Schnitt auf der Uhr und mir ein breites Grinsen im Gesicht, denn das hat
heute richtig Spaß gemacht. Der sonnige Frühlingstag rundet die Veranstaltung
ab, und das Preisgeld hält die entstandenen Kosten neutral. Ich verabschiede
mich jetzt erst mal in zwei wichtige Trainingsblöcke…
…also bleibt gesund und bis
die Tage…
Euer Straßenfahrer
Die Ergebnisse und alles rund
ums Rennen guckst Du hier:
2 Kommentare:
Sehr schön geschrieben, leider konnte ich mir das Geplänkel da vorne nicht mit ansehen,
letztendlich war der Schnitt zu hoch!
Gratulation!!!!
Gruß Dennis
Sehr schöner Bericht, gefällt mir ! Natürlich auch die Leistung klasse.
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