Donnerstag, 31. August 2017

Vier-Hübel-Tour



27.08.2017


Der alte Mann ist mal wieder unausgeschlafen. Wiederwillig, aber immerhin pünktlich, krieche ich aus dem Nest. Es ist gerade mal sechs Uhr in der Früh, wo in C1D noch kein Hahn kräht. Dunkel ist es draußen auch noch, aber wir steuern ja auch Vollgas dem Herbst entgegen. Auch Friedo Mütze und das Fräulein Hanni wollen heute nicht so richtig in die Gänge kommen, und halten die Maus noch erstaunlich flach. Viel Zeit gibt es an diesem Sonntagmorgen eh nicht zu verplempern, denn bis spätestens 9:10 Uhr sind die Startunterlagen zur heutigen Erzgebirgs-WM auszufassen. Von C1D nach O-tal braucht es eine gute Stunde, sofern man die StVO beachtet, was dem Straßenfahrer heute - mehr oder weniger - gelingt. Draußen ist es noch trübe, dafür angenehm warm, und trocken sollte es heute auch bleiben, so jedenfalls die Vorhersage. Beste Bedingungen also, für die 21. Hübel Hatz durchs schöne Erzgebirge, oder a Haamit - wie e altor Arzgebirglor socht.

Für den Straßenfahrer ist es die achte WM-Teilnahme, und mittlerweile fester Bestandteil jeder MTB-Saison, denn man muss Sie einfach lieben, die Tour! Erster Preis der Schinderei ist der Titel des Bergkönigs, für den in diesem Jahr so einige Protagonisten hart trainiert haben. Die Startaufstellung ist also gut besetzt, und zu erwarten ist ein schnelles Ausscheidungsfahren, im Kampf um den WM-Titel.

Auf los geht’s los, und wie immer recht zügig in den giftigen Anstieg der Vierenstraße hinein. Ganz vorne zieht Trainingskollege Ronny „Ron“ Schmidt so massiv am Horn, das der Straßenfahrer nur noch den Kopf schütteln kann. Ich sehe aus wie ein Wackel-Dackel und bin spätestens hier hell wach, denn das Herzl bubbert und pumpt das erste Laktat durch den greisen Körper. Was Ron da vorne veranstaltet ist mir unklar, eine Bergprämie ist dort jedenfalls nicht ausgeschrieben, aber da geht’s auch schon in die erste kurze Abfahrt, wo ich tief durchschnaufe - um das Hirn mit frischem Sauerstoff zu belüften.



Dann geht’s auch schon wieder und direkt in den Wald, wo ich mich in ca. fünfter Reihe sortiere bzw. einsortiere. Tendenziell geht’s bis zum Bärenstein ja nur bergab, und so besteht die aktuell größte Herausforderung darin, den aufgeschmissenen Kieselsteinen meines Vordermannes auszuweichen. Die knallen dem Straßenfahrer mit beachtlicher Wucht gegen die Zwölf, worauf ich mir erst mal ein anderes Hinterrad suche, um nicht noch einen Zahn oder gar das Augenlicht zu verlieren. Aua. Aber auch das Gehör schmerzt, denn eine Reihe hinter dem Straßenfahrer ullpert der „gestörte Polofahrer“(wie Ihn Guido liebevoll nennt) durchs Feld, und kommentiert die Steuerkünste von Markus Thiel, dem Tretungeheuer aus Aue, der sich gerade im Hinterrad des Vordermannes aufhängt. Das kann schon mal passieren, wenn es eng wird, aber der gestörte Polofahrer lässt nicht locker und kommentiert lauthals. Markus ist natürlich not amused, aber keine Sorge Markus, es geht ja bald bergauf…

Am Bärenstein geht’s dann endlich scharf, die Schlagzahl erhöht sich rapide, und wenn man vorne dabei sein will, dann darf man hier nicht trödeln. Der alte Mann trödelt nicht, holt sich oben die Kennzeichnung seiner Startnummer ab, und donnert im Eiltempo den Hübel wieder hinab – um den Anschluss zur Spitze nicht zu verlieren. Unten, auf der Hauptstraße angekommen, schnaufe ich schon wieder durch, und schaue mal in die Runde derer, die es heute wirklich ernst meinen. Da ist natürlich Dr. O – in nahezu Bestform; das Tretungeheuer – Markus Thiel; Ex-Teamkollege David Seidel – der mit schmaler Taille heute sicher keine Gefangenen machen will; die Nachwuchshoffnungen – Maximilian Langhans und Jonas Hummel; der Gruppenälteste – Sven Mehner – der scheinbar auch ganz gut trainiert hat; und natürlich meine Teamkollegen Sebastian Stark aka „FK – der Unverwüstliche“; Guido – „der Peter Frankenfeld der Westerzgebirgischen MTB-Szene“ – Assmann – samt dessen Ziehsohn und TBR-Nachwuchstallent Christian Schröder.

Die ersten Verluste hat die Gruppe bereits in der Abfahrt nach Königswalde zu verzeichnen, denn Maximilians Federgabel quittiert ihren Dienst. Das durchschlagende Ergebnis ist ein Reifenschaden, der Max dazu nötigt unsere Gruppe, wohl oder übel, ziehen zu lassen. Schade für Max, der sich mit solider Form so einiges vorgenommen hatte. Aber so kann er nun mal sein, unser Sport.

Den Abzweig zum Marktsteig verpasse ich diesmal nicht, dafür aber den Anschluss im folgenden Anstieg - die olle Plattenstraße hinauf in Richtung Col de Pöhl. FK, David, Christian, Dr. O und auch Markus lassen hier das Gas stehen, worauf sich unsere Gruppe schlagartig dezimiert. So einfach gibt sich der Straßenfahrer, der heute sicher nicht in Bestform angetreten ist, aber auch nicht geschlagen und drückt sich – zusammen mit Jonas Hummel – zurück zu den Führenden, die wir am Ende der Plattenstraße auch erreichen.

Wie queren das kleine Industriegebiet, koppeln wieder an die Spitzengruppe an, und sehen gerade noch wie Tretungeheuer Markus und Guidos Ziehsohn den Abzweig zum zweiten Hübel verpassen und die Alte Poststraße weiter Stadteinwärts brettern. Verstehe ich nicht, denn die Strecke ist doch wirklich super ausgeschildert in diesem Jahr. Vorne am Anstieg wartet Anne, die heute das komplette TBR-Catering übernommen hat. Der alte Mann fasst sich eine frische Bottel von seiner Liebsten und folgt den Führenden in den zweiten Anstieg. Ganz vorne bolzen David und FK ein beachtliches Tempo, ein paar Meter dahinter kurbelt Dr. O, verfolgt vom alten Mann – der die Lücke zu Dr. O einfach nicht zugeleiert bekommt. Oben gibt’s die zweite Startnummernkontrolle, dann folge ich Dr. O in Alleinfahrt – und so schnell es halt geht – denn auch der Doctor orientiert sich nach vorne, und versucht wieder zu FK und David aufzuschließen. Jonas hat im Anstieg irgendwie abgekoppelt, was den alten Mann jetzt ganz schön in die Bredouille bringt. Der hängt zwischen den Stühlen, denn Doc ist plötzlich außer Sichtweite, und ob es sich lohnt auf Jonas zu warten ist irgendwie unsicher. Und wo in aller Welt bleibt Guido? Sein Selbstzünder müsste doch längst auf Betriebstemperatur sein? Fragen über Fragen, ….und der Straßenfahrer steht plötzlich allein im Wald. Schöne Cheiße.

Ich entscheide mich zwar die Verfolgung vorerst allein und kontrolliert fortzusetzen, dabei nicht zu überziehen und ein Auge nach hinten offen zu halten, aber den Rest der Strecke, und das sind noch gute 30 Kilometer, in Alleinfahrt zu bestreiten, darauf hat der Straßenfahrer heute echt Null-Bock. Jonas koppelt dann in Cunersdorf wieder an, aber auch Guido, Christian und – man höre und staune –  der starke Sven Mehner können im Sehmatal wieder andocken. Das soll mir recht sein, denn auf den Drückerstücken sind wir als Gruppe sowieso schneller unterwegs. Jonas ist einverstanden, also nehmen wir kurz raus – und lassen das Trio auffahren.

Relativ harmonisch erklimmen wir den Scheibenberg, passieren die Bergkontrolle, und gasen hinunter nach Markersbach, wo David Seidel mit Reifenschaden im Wald steht. Der hat einfach kein Reifenglück und selbst die Snack Skin Variante macht Ihm heute einen Strich durch die Rechnung – denn die hat gerade einen Nagel gefressen. Wirklich schade für David, denn mit seiner aktuellen Form wäre da heute sicher so einiges möglich gewesen. Ich wiederhole mich nur ungern, aber, so kann er nun mal sein, unser Sport.

In Markersbach gibt’s nochmal frische Getränke von der Liebsten, dann folgt der ekelhafte Anstieg zum Oberbecken, den Roßbachweg hinauf. Irgendwie haben alle schon sichtlich gelitten, und so gibt es hier keine nennenswerten Tempoverschärfungen. Das Oberbecken umrunden wir zügig, die Abfahrt zum Ephraimhaus ist halt die Abfahrt zum Ephraimhaus, wo im Tal dann auch die letzte Startnummernkontrolle des Tages erfolgt. Dann geht’s in den finalen Anstieg zum Col de Fichtel hinauf.

Am Friedrichsbachweg gehen wir zwar abwechselnd durch die Führung, das Tempo ist allerdings kaum noch Renntauglich. Alle hängen – mehr oder weniger – in den Seilen, und auf den längeren, einsehbaren Geraden ist Dr. O, geschweige denn FK, nicht mehr auszumachen. Der Drops nach vorne ist also gelutscht, aber immerhin….Platz 3 sollte aller Voraussicht nach aus unserer Gruppe hervorgehen. Ein Mindestmaß an Anreiz ist also noch präsent.

Oben am Hundsmarderflügel zähle ich nochmal durch, denn irgendwie fehlt …..: „wo ist eigentlich Christian“?...frage ich in die Runde, was sich mit allgemeinen Kopfschütteln beantwortet. Keine Ahnung wo er abgeblieben ist, am Kontrollpunkt war er noch da, also muss man sich wohl keine Sorgen machen, denn ein Sturz während der Abfahrt kommt ja nicht in Frage. Scheint also einfach hinten rausgefallen zu sein, ohne sich bei Ziehvater Guido abzumelden. Meuterei!



Zu viert erreichen wir die Rollerbahn, wo jeder nochmal durch die Führung geht – wenn man das so nennen will – denn wirklich Tempo machen wir hier nicht. Man hat beinahe den Eindruck – dass sich jeder auf den finalen Sprint vorbereitet, was dem Tempo und besonders unserer Fahrzeit nicht wirklich zuträglich ist. Bei 3:23 rollen wir noch immer auf Asphalt, und ich vermute das Dr. O. – nach dem man normalerweise die Uhr stellen kann – gerade die Ziellinie überquert.

Als wir die Wellenschaukel erreichen bin ich mir dann nicht mehr so sicher, ob hier wirklich gepokert wird. Scheinbar haben wirklich alle fertig, also fahre ich von vorn – um mal zu sehn. Viel Druck kann ich zwar nicht machen, denn auch der Straßenfahrer steht kurz vor den Krämpfen, aber jetzt zeigt sich endlich, wer heute noch Interesse an einer Platzierung hat. Guido und Sven machen keine Anstalten, aber Jonas leckt Blut und scheint noch einige Körner aufgespart zu haben. Der hat sich in mein Hinterrad verbissen, setzt am finalen Steilstück die Attacke, und schiebt sich langsam aber sicher am Straßenfahrer vorbei. So gern der alte Mann auch möchte, Jonas Attacke kann ich heute nicht mehr kontern. 



Nach hinten brennt nichts mehr an, also rolle ich entspannt und direkt hinter Jonas aufs Plateau. Jonas wird somit verdient Dritter, der alte Mann überquert als Vierter die Ziellinie. Direkt dahinter fährt Guido auf Platz Fünf, und Sven auf Platz Sechs.

Robodoc ist heute 15 Sekunden schneller wie programmiert, und wird mit 3:22:45 Std. Zweiter.

FK ist eben FK, denn der siegt und fährt mit 3:17:08 Std. mal eben einen neuen Weltrekord!
Wer seine Geschichte kennt und sich jetzt fragt wie er denn sowas anstellt, ….. Keine Ahnung, da wird man mit Kopfschütteln einfach nicht fertig!

Der gestörte Polofahrer haut heute übrigens auch einen raus, und schenkt Lisa Schubert, der schnellsten Dame, satte 15 Minuten ein. Respekt!

Na dann Freunde, immer schöne locker bleiben, das Beste hoffen und aufs Schlimmste gefasst sein.
Denn so ist er nun mal, unser Sport.


Bleibt Gesund und bis die Tage

Euer Straßenfahrer

Alles rund um die WM, guckst Du hier: http://www.huebeltour.com/

Dienstag, 8. August 2017

25. Erzgebirgs-Bike-Marathon



Ein Festival der ganz besonderen Art! Hart – Alt – Kult! Und immer eine Hand voll Schlamm in der Gusche. Nein, nicht das Wacken Open Air ist gemeint, sondern Deutschlands erster und ältester Mountainbike Marathon in Seiffen. Der Erzgebirgs-Bike-Marathon, oder kurz EBM. Dieses Jahr in seiner 25. Austragung, quasi ein Meilenstein des Geländeradsportes. Ein Muss für alle gestandenen Mountainbiker und Geländeschnellradfahrer! Pflichtveranstaltung für die Härtesten der Harten! Euer Straßenfahrer war trotzdem dabei.





06.08.2017

Drei Uhr nachts starrt der alte Mann schlaflos an die dunkle Hotelzimmerdecke und fragt sich warum er ausgerechnet wieder im selben Hotel bzw. sogar im selben Zimmer wie im Vorjahr einchecken musste. Keine Ahnung, vermutlich macht er denselben Fehler auch noch ein drittes Mal, nur um ganz sicher zu gehen. An Schlaf ist jedenfalls nicht zu denken, denn das Bett ist immer noch viel zu weich, die Wände immer noch viel zu hellhörig, und der schnarchende Zimmernachbar aus 205 sägt schon seit gut drei Stunden an meinen Nerven. Stilles Leiden, denn wenigstens Anne scheint solide an der Matratze zu horchen, und bietet dem Typ aus 205 akustisch ganz ordentlich Paroli. Ich lausche der melodischen Mischung aus Grunzen und Schnurren, während es draußen schon langsam dem Morgen graut. Ähm….der Morgen graut! Irgendwann überkommt den alten Mann dann aber doch noch die Erschöpfung und die Lichter gehen für zwei Stunden aus.

Wach bin ich dann zwar schon bevor der Wecker klingelt, aber leider auch komplett durch den Wind! An eine schlimmere Nacht kann ich mich bei weitem nicht erinnern, und so will auch beim Frühstück kein sonderlicher Appetit aufkommen. Egal, denn auch der Kaffee ist noch immer unterirdisch, und auch die Fenster des Speiseraumes warten wohl schon seit Jahren vergeblich auf …… naja, manche Dinge haben hier scheinbar Tradition. Vermutlich auch die Freundlichkeit des Personals, denn da gibt es absolut nichts zum Nörgeln, und ist dann wohl auch einer meiner Beweggründe – ab und an – eine sinnvolle Fehlentscheidung zu treffen. Im Ernstfall auch ein drittes Mal, nur um ganz sicher zu sein!

Eine halbe Stunde Verdauungsschlaf, dann raffe ich mich auf und springe in die Montur. Weste und Ärmlinge müssen auch dran, denn es ist empfindlich kühl an diesem Sonntagmorgen. Beim Anschwitzen erklimme ich den Anstieg der Einführungsrunde, gehe nochmal für kleine Königspinguine, und würge meine Henkersmalzeit hinter die Kiemen. Der intensive Geschmack von Cookies and Cream lässt das viel zu späte Frühstück beinahe nochmal guten Morgen sagen, aber nach einer weiteren halben Thermoskanne des lecker-fiesen Frühstückskaffees geht’s dann schon wieder. Etwas wiederwillig aber dennoch, der greise Körper signalisiert Startbereitschaft. 



Pünktlich um Neun geht’s dann endlich in die Einführungsrunde, gesittet die Alp de Wettin hinunter zur Hauptstraße, wo das Rennen freigegeben wird. Aus ca. dritter Reihe komme ich ganz gut in die Gänge, auch wenn die ersten Meter etwas hektischer verlaufen wie in den vergangenen Jahren. Einige übermotivierte Schnellstarter meinen scheinbar das Rennen auf dem ersten Kilometer der Einführungsrunde gewinnen zu wollen, und so wundert es mich auch nicht als sich ein Fahrer links vor mir am Hinterrad des Vordermannes aufhängt und zum Salto Mortale ansetzt. Kopfüber vermisst der Sportfreund direkt neben mir die Hauptstraße. Autsch! Schon vom Zusehen bekomme ich massive Schmerzen und verliere beinahe den Anschluss zur Spitze. Auch mein Teamkollege Sebastian „FK“ Stark muss wieder aufschließen, und bietet in dieser Situation ein gutes Hinterrad. Kontrolliert rollen wir zur Spitzengruppe auf und eiern den frisch gekiesten Waldweg hinunter, vor dem der Organisator bereits im Vorfeld gewarnt hat. Es schwimmt sich allerdings besser wie gedacht und so gibt es hier erstmal keine weiteren Ausfälle. Jedenfalls nicht vor mir.

Zurück im Seiffener Grund sammelt sich erneut die Spitzengruppe aus ca. 40 Fahrern und ich kann mich vor der Auffahrt zur Alp ganz gut positionieren. Im Anstieg fahre ich kontrolliert, überziehe nicht und komme als ca. Fünfzehnter oben an. Dann geht’s endlich in den Wald, wo sich das Fahrerfeld schon deutlich entzerrt hat und etwas Ruhe einkehrt. Für Seiffener Verhältnisse ist es heute staubtrocken und die neue Streckenführung der ersten Rundenhälfte ist, im Führungswechsel mit Christian Groß, recht zügig absolviert.

Die „neue“ verlängerte Steilabfahrt in den Seiffener Grund hatte ich bereits im Training besichtigt, also gibt es hier keine größeren Überraschungen. Eine Schrecksekunde erlebe ich dennoch, denn in der steilen Zufahrt kommt mir Uli Schmittlutz samt Bike entgegengelaufen, den es scheinbar gerade ordentlich gemault hat. Geschmeidig wie eine Holzkatze weiche ich Ihm aus, verhindere meinen eigenen Abgang und rolle Kopfschüttelnd weiter bis zur Steilabfahrt. Die ist am Renntag mit Werbebannern eingerahmt und die vielen Zuschauer sorgen für eine Atmosphäre die man so eigentlich nur im Fernsehen bei UCI Rennen bestaunen darf. Gänshautfeeling! 




Der Straßenfahrer holpert solide hinunter, genießt die Stimmung, zieht noch schnell das Trikot glatt und streicht sich den Staub aus seinem Drei-Wochen-Bart. Recht freundlich bitte, denn im unteren Steilstück steht die nächste Fotofalle. Im Gegenanstieg finde ich vor mir ein schnelles Hinterrad und schnaufe erst mal durch. An welcher Position des Short Rennens sich der alte Mann hier befindet ist unklar, geschätzt aber sicherlich in den Top 10. In der Altersklassenwertung sollte ich vorne liegen, denn Hauptkonkurrent Jan Brettschneider kam bisher noch nicht in Sichtweite, was mich doch etwas verwundert. Also orientiere ich mich nach vorne, wo ich das gelbe Marienberger Trikot von Moritz Dehne leuchten sehe. Mir gelingt es zu zwei weiteren Fahrern aufzuschließen, aber auch unser TBR-Nachwuchstallent Christian Schröder koppelt nochmal an, nachdem er an der Steilabfahrt einiges an Boden verlor.

Kurz bevor wir die Motocross Strecke erreichen kann ich mich von unserer Gruppe absetzen, und endlich zu Moritz Dehne aufschließen, der ebenfalls Kurzstrecke fährt. Zusammen umrunden wir den Wasserturm und nehmen die Abfahrt zur zweiten, technisch anspruchsvollen Abfahrt unter die Reifen. Schade das ich mir diesen Teil der Strecke im Training nicht angesehen habe, denn hier muss ich nach einem Fahrfehler kurzzeitig reißen lassen und verliere einige wichtige Sekunden auf Moritz. 




Zurück auf der Hauptstraße habe ich ca. fünfzehn Sekunden kassiert, aber da wartet ja noch die finale Auffahrt zur Alp de Wettin auf uns. Der alte Mann hat heute wirklich nicht seinen besten Tag erwischt, den Rückstand kann er aber trotzdem noch auf schmale drei Sekunden eindampfen. Dann erreichen wir den Festplatz, wo der Drops leider auch schon gelutscht ist und Moritz kurz vor mir die Ziellinie überquert. Gereicht hat es heute leider „nur“ für Platz 9, aber mit dem Altersklassensieg ist wenigstens das Minimalziel erreicht, und der Straßenfahrer bekommt zur Siegerehrung einen Bruder für seinen Kunibärt-2016 überreicht. 



Spass hat es jedenfalls gemacht, der EBM ist nun mal KULT und sofern sich der Straßenfahrer auch im nächsten Jahr noch selbstständig die Schnürsenkel binden kann,...naja...Ihr wisst schon...

Bleibt gesund, Sport frei und bis die Tage.

Euer Straßenfahrer


Alles weitere zum Rennen, unserem Team und Lauras spektakulären Sieg auf der Langstrecke, guckst Du hier:




Freitag, 28. Juli 2017

Kamm-Bike-Cross




Wenn der Straßenfahrer aktuell etwas mehr freie Zeit finden würde, dann wäre vermutlich aus folgenden Stichpunkten ein hoffentlich lustiger Rennbericht zum Kamm-Bike-Cross entstanden.

03:45Uhr, Hanni maunzt vor der Schlafzimmertür. Das Fräulein möchte spielen!
03:46Uhr, Ignoranz……Der alte Mann möchte schlafen!
03:47Uhr, Das Fräulein gibt nicht nach und scharrt an der Tür. Herzzerreißendes Maunzen.
03:48Uhr, Wir spielen im Wohnzimmer Katz und Maus bis das Fräulein den Kanal voll hat.
04:15Uhr, Kanal voll,….. ab ins Bett. Leider kein Platz, denn die große Mietze liegt jetzt quer.
04:20Uhr, Geschafft, ich liege,…..jetzt noch die Decke zurückerobern und irgendwie einschlafen.
04:50Uhr, Jetzt los…..einschlafen!!!
05:30Uhr, Endlich wieder eingeratzt.
06:00Uhr, Der Wecker…natürlich!!! Schnauze!!! Drehe mich nochmal um!
06:15Uhr, Noch keine passende Ausrede gefunden. Muss wohl aufstehen…
06:30Uhr, …muss wohl aufstehen…
06:45Uhr, …muss wohl aufstehen…
06:50Uhr, Der alte Mann steht. Naja…. irgendwie!
06:52Uhr, Schaue aus dem Fenster. Kalt, grau und es regnet in Strömen. Toll.
06:53Uhr, Flashback…2016.
07:00Uhr, Zähne putzen und die weißen Haare aus dem Bart zupfen. Siegerehrung? Man weiß ja nie.
07:30Uhr, Haferkrimskrams mit allerlei Toppingschnikschnak.
07:45Uhr, Ich packe meine Tasche und nehme mit...
08:00Uhr, Regen aus der Gusche wischen und schnell die Sitzheizung an!
08:55Uhr, Luxusparkplatz am Loipenhaus. Check!
09:00Uhr, Startunterlagen….mal wieder Kurzstrecke.
09:15Uhr, Mike Amelang parkt neben mir. Wie immer eine sehr nette Unterhaltung mit dem Gung!
09:30Uhr, Anschwitzen auf der nassen Rollerbahn.
09:50Uhr, Laktat abschmecken am Butterberg.
09:52Uhr, Schnell wieder in den warmen Bulli. Mäßiger Regen.
10:00Uhr, Carbo´s und Cafe im Bulli. Immer noch leichter Regen.
10:10Uhr, …naja…nützt ja nix…
10:13Uhr, Ich rolle zur Einführungsrunde.
10:15Uhr, Bin spät dran und stelle mich hinten an.
10:17Uhr, Mit kleiner Abkürzung stehe ich in der Startaufstellung vorne rechts.
10:19Uhr, Allgemeine Heiterkeit, Plauderei, Smalltalk.
10:25Uhr, Letzte Notdurft.
10:29Uhr, Das halbe Fahrerfeld startet hörbar Ihre Garmin-Computer. Gelächter.
10:30Uhr, Auf los geht’s los.
10:31Uhr, Nachwuchstalent und Teamkollege Christian macht vorne die Pace.
10:34Uhr, Dem Tretungeheuer aus Aue wird schon langweilig und latscht voll drauf! Keiner reagiert!
10:35Uhr, Das Ungeheuer fährt Mittelstrecke…also sinnlos da nachzusetzen.
10:36Uhr, Oben am Butterberg fährt FK vorne raus.
10:37Uhr, Hänge mich ran und gehe in den Führungswechsel.
10:38Uhr, Mit fünfzig Metern Vorsprung erreichen wir die Wendestelle auf der Festwiese.
10:39Uhr, Die erste Gruppe ist aber wieder dran.
10:40Uhr, Der erste Trail ist zügig durchrollt.
10:45Uhr, Auch den zweiten Trail fahre ich von vorne. Brücke fehlt….Wasserdurchfahrt.
10:46Uhr, Das Tretungeheuer hält sich wacker und ca. hundert Meter vor unserer Gruppe.
10:47Uhr, An der folgenden langen Auffahrt zum Kamm ist Zeit die Überlebenden zu zählen.
10:48Uhr, Als Kurzstreckler kann ich wie erwartet nur noch Stefan Liebl ausmachen.
10:49Uhr, Starkregen. Misst….Duschgel vergessen.
10:50Uhr, Oben am Kamm latsche ich drauf um mal zu sehen.
10:51Uhr, FK führt die Gruppe zügig wieder heran. Komisch, er fährt doch Langstrecke?
10:55Uhr, Hennebergtrail. Socken sind jetzt schon braun. Die Gusche auch.
11:00Uhr, Downhill alte Rodelbahn. Dr.O. nörgelt hinter mir und will vorbei.
11:01Uhr, Blindflug! Kann leider nicht schneller wie 45kmh – weil ich nix mehr sehe.
11:03Uhr, Auch Stefan Liebl schiebt sich am Abzweig Oberjugel vorbei und lässt rollen.
11:04Uhr, Prüfe fix meine Kernkompetenzen. Schlammrennen finde ich auf die Schnelle nicht.
11:06Uhr, Bis zur schmierigen Brücke hab ich so ca. 15s gefressen.
11:10Uhr, Kann den Rückstand über die Halde nicht wirklich zudrücken. Schöne Cheiße.
11:15Uhr, Auch an der Schanzenauffahrt holpere ich noch immer hinterher.
11:20Uhr, Die letzte Wiesenauffahrt. 20s! Schlamm aus der Fresse wischen und kämpfen.
11:22Uhr, Komme heute nicht in die Puschen. Auch nicht mehr ran. Habe fertig!
11:26Uhr, Zieldurchfahrt. P2/Ak1
11:27Uhr, Stefan gratulieren und mit Ihm Melone mümmeln.
11:40Uhr, Ausrollen mit Stefan. Nette Plauderei.
11:45Uhr, Und gleich nochmal Gratulieren! Stefan ist jetzt PAPA!!
11:46Uhr, Freue mich für Stefan! Kann die fünfstellige Siegprämie jetzt sicher gut gebrauchen!
12:00Uhr, Kalte Flaschendusche am Luxusparkplatz.
12:15Uhr, Der Nudelgutschein.
12:20Uhr, Die Bratwurst.
12:25Uhr, Das Telefonat. (Waschmaschinenhavarie@home)
12:30Uhr, Christian nötigen den alten Mann zur Siegerehrung zu doubeln. (fällt sicher nicht auf;)
12:35Uhr, Abflug. Den Nachmittag hatte ich mir anders vorgestellt. Das Ergebnis übrigens auch.


Hoffe wir sehen uns gesund und munter in Seiffen.

Bis die Tage.

Euer Straßenfahrer

Alles zum Rennen und die weiteren Ergebnisse guckst Du hier:
Alles zu unserem Team TBR-Werner guckst Du hier:


 

 

Mittwoch, 31. Mai 2017

Erzgebirgsradrennen Markersbach

28.05.2017

Keine Ahnung was mich da gerade aus meinen Träumen reißt, die Seniorenblase ist es diesmal jedenfalls nicht. Draußen ist es noch dunkel, die Vögel zwitschern aber trotzdem schon Attacke als wäre es sechs Uhr in der Früh. Leider ist dem nicht so, was ein Blick auf den Wecker bestätigt, denn da leuchtet noch eine 4 vorm Doppelpunkt. Nach etlichen Versuchen pennt der Straßenfahrer dann tatsächlich nochmal ein, aber, und wir kennen das ja alle, just in diesem Moment klingelt natürlich der Wecker und man ist müde als hätte man zwei Tage nicht geschlafen.

Über das Wetter, dieses verlängerten XXL-Brückentags-Wochenendes, kann man sich jedenfalls nicht beschweren, denn der Himmel ist blau und die Temperaturen liegen schon morgens bei ca. zwanzig Grad. Bestes Wetter also, um sich bei der Markersbacher Bergfahrmeisterschaft gepflegt in die Gusche zu kloppen.

Wir sind pünktlich vor Ort, fassen zügig die Startunterlagen aus, parken zentral und im Schatten. Viel zu früh sind wir dran, aber so ist wenigstens noch Zeit für den ein oder anderen, ganz netten Plausch mit der Radsportfamilie. Die Startaufstellung der 47km „langen“ Fichtelberg-Runde verspricht ein schnelles Rennen, auch wenn heute nicht alle potenziellen Potenzialkanditaten anwesend sein können oder wollen. Unser Team ist mit Guido, Christian, Maik, Laura, Sandra und dem Straßenfahrer vertreten. Christians Eltern und Anne übernehmen dankenswerter Weise unsere Verbottelung auf dem Col de Fichtel.

Pünktlich um elf Uhr geht’s neutralisiert in die Runde, ab der Oberbeckenstraße scharf, und wie üblich folgen ab hier die ersten Tempoverschärfungen bis zum Abzweig am Lautenweg. Ich ordne mich in zweiter Reihe neben Robert Walther ein, für den sein Teamkollege Bastian Stephan im folgenden Anstieg die Tempoarbeit verrichtet. Straßenfahrer Robert ist heiß, ganz ordentlich in Form, und in Abwesenheit unseres Übermenschen „FK“, der wohl heißeste Anwärter auf den heutigen Tagessieg.

Kurz vorm Oberbecken schläft das Tempo vorne etwas ein, hinten werden die ersten Fahrer nervös, also fahre ich vor, erhöhe kurz die Schlagzahl und bringe uns in die Abfahrt zum Ephraimhaus. Hier läuft’s bei mir heute nicht wirklich rund, und so fahre ich mir im „staubigen Blindflug“ geschätzte 10 Sekunden Rückstand auf die Führenden ein. Im Gegenanstieg startet Robert gleich durch, gefolgt von Patrick Oettel, Julius Wagler, Guido und auch Jonas Hummel ist dabei. Von hinten kommt auch Teamkollege und Nachwuchstalent Christian angeflogen, an dessen Hinterrad der Anschluss zur Gruppe recht zügig wieder hergestellt ist - auch wenn uns das einige Körner kostet.

Robert koppelt auf dem folgenden Kilometer alle Widersacher ab, und gerät schnell außer Sichtweite. Junge-Junge, hat der Kerl Druck auf dem Kessel! Dem von Robert angeschlagen Tempodiktat müssen jetzt einige Fahrer Tribut zollen, und so verabschieden sich Patte und Jonas nach hinten. Guido macht jetzt hauptsächlich die Pace, sein Ziehsohn Christan und der Straßenfahrer folgen ihm artig am Hinterrad, in der Verfolgung von Robert Walther, der auf den längeren Geraden immer mal wieder in Sichtweite kommt. Der TBR-Zug rollt, und klettert Höhenmeter für Höhenmeter in Richtung Col de Fichtel. Zwischen Robert und unserem TBR-Trio kurbelt aber noch Kurzstreckenprimus Julius Wagler herum. Der scheint sich in Laktat-Intervallen zu üben, denn kaum von uns eingeholt – setzt sich Julius immer wieder nach vorne ab. Wie oft sich dieses Spiel jetzt wiederholt kann ich nicht genau sagen, aber Pacemaker Guido lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, und zieht unsere Gruppe mit beständig hohen Tempo hinauf zur Bergwertung, die souverän von Robert gewonnen wird. Julius hat gerade mal wieder eine Druckphase und rollt ca. 20 Sekunden vor uns über den Kulminationspunkt. Oben werden wir von unseren Betreuern frisch verbottelt, dann geht’s in die Abfahrt und auf den Rückweg in Richtung Markersbach.

Wir halten das Tempo hoch, jeder geht mal durch die Führung, aber auch Julius lässt es sauber laufen, denn wirklich aufschließen können wir zu Ihm nicht. Das ändert sich auch nicht am ersten der beiden Gegenanstiege, den wir zügig überrollen. Naja, noch ist der Drops nicht gelutscht, Sichtkontakt besteht, und ein paar Meter sind natürlich noch zu fahren, bis ins Ziel. Ich bin guter Dinge dass wir Julius noch stellen, denn der steht ja die ganze Zeit alleine im Wind. Gedanken mache mir aber über Guido, der auffällig oft seinen Oberschenkel lockert, und auf Nachfrage einsetzende Krämpfe bestätigt, was nicht zuletzt an der vielen – von Ihm geleisteten Führungsarbeit liegt, die er bis hierher abgeliefert hat. Beachtlich, denn neben Job und Rennvorbereitung steckt Guido aktuell auch noch im Umzugsstress.

Den zweiten Gegenanstieg fahre ich zügig und von vorne. Keine Attacke, aber zügig genug um Julius vielleicht doch noch vorm Zielanstieg zu erreichen. Schade, aber dafür reicht unser Tempo dann scheinbar nicht ganz aus. An der letzten, kurzen und holprigen Abfahrt zum Unterbecken winke ich Guido nach vorne, denn der ist heute mit leichter Starrgabel unterwegs. Immerhin sind wir ja Teamkollegen, und wenn er schon Krämpfe hat, dann sollte er auf der staubigen Piste wenigstens die holprigen Querwellen sehn, um den Hobel sauber auszufedern.

Dann biegen wir auch schon in den finalen Schlussanstieg ein, wo Christian den Sprint um den dritten Platz eröffnet. Guido an seinem Hinterrad – kann dem Tempo erwartungsgemäß nicht mehr folgen – ich rolle an Guido vorbei und schließe zu Christian auf – der das Gaspedal jetzt komplett durchtritt – den alten Mann aber nicht abschütteln kann – denn der hat sich in sein Hinterrad verbissen – und wartet geduldig bis unserem Nachwuchstalent der Saft ausgeht – was aber auch im oberen Teil des Anstiegs nicht passieren will – und an eine weitere Tempoverschärfung ist gar nicht zu denken – bei anliegenden 550W!

Mit dieser Pace benötigen wir für den Anstieg keine zwei Minuten sprinten die Zielgerade hinüber – wo Christian nur eine Sekunde vor dem Straßenfahrer die Ziellinie überquert. Was für ein krasser Sprint!!! Wer dabei war und gesehen hat, was unser Nachwuchstalent hier abgeliefert hat – mit seinen siebzehn Jahren – der kann erahnen was da in Zukunft noch so alles möglich ist. Chapeau Christian! Auch wenn Du eine weitere Kerbe in mein Markersbach Syndrom geritzt hast – denn nach 2013, 2015 und 2016, muss sich der Straßenfahrer auch 2017 mit dem 4. Platz begnügen.

Spaß hatten wir jedenfalls ausgiebig, und Ihr wisst ja – nur das zählt!


Bleibt gesund und bis die Tage   

Euer Straßenfahrer




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