Mitten in der Nacht reißt es
den rüstigen Senior aus seinen Träumen. Einmal mehr abortiert Fräulein Hanni
laut maunzend ihre Spielemaus und lässt
nicht locker, bis sich der alte Mann bequemt, schlaftrunken aus dem Bett zu
krabbeln und in den Flur zu kriechen, wo er das Fräulein lobend tätschelt. „Eine
feine Hanni, eine ganz, ganz feine“! Das Fräulein schnurrt, beim alten Mann
drückt indes die Seniorenblase. Also nochmal eben ins Bad abbiegen, einen
kurzen Umweg über die Küche nehmen – weil jetzt auch der Magen knurrt – und
schon endlose Augenblicke später, versucht der Straßenfahrer wieder an seiner
Matratze zu horchen. An Schlaf ist jetzt freilich nicht mehr zu denken, also
lausche ich dem gerade einsetzenden Gewitterguss. ….. „Komisch, denke ich …war
doch gar nicht gemeldet? „...oor nee...die Sitzkissen vom Hofmobiliar“! Also
wieder raus aus der Koje, in den Hof geflitzt, die Aufleger ins Trockene
gerettet und mit klammen T-Shirt wieder ab ins Nest. Hmm…so nass wird das nix
mit dem Einschlafen…also wechsle ich noch schnell die Trikotage. Die große
Mietze neben mir scheint das alles nicht wirklich zu jucken, denn die schnurrt
jetzt mit dem Fräulein um die Wette, während der alte Mann schlaflos an die
Decke guckt. Toll! Nach weiteren vier
Stunden des hin und her Wälzens erlöst mich dann endlich der Wecker. Was für
eine Nacht.
Trotz alledem, die Beine
fühlen sich heute recht willig an, die Vorbelastung lief auch ganz gut, nur
jünger….jünger wird der Straßenfahrer irgendwie nicht.
Na dann, Start frei, auf Los
geht’s los, Dalli-Dalli und ab geht die wilde Lutzi. Wie immer neutralisiert
bis zur Kreuzung Oberbeckenstraße, dann geht’s scharf. Wenn ich hier schreibe
scharf, dann meine ich auch scharf, denn der junge Simon Weinert zieht gleich
so brachial am Horn, dass man meinen könnte das Ziel befände sich unmittelbar
in Sichtweite. Schon lustig wie die Meute plötzlich blau anläuft, denke ich,
und bin schon heile froh als wir das erste Flachstück erreichen, bevor ich hier
gänzlich zum Schlumpf mutiere. Schön wenn das Laktat nachlässt! Die Stelzen
brennen. Vorm Abzweig am Waldweg will ich noch bissl weiter nach vorne fahren,
werde aber etwas eingekeilt und reihe mich artig hinter Brett Jahnschneider
ein, während vorne schon wieder dieser Simon am Gashahn zerrt. Der haut die
Keulen ins Pedal als gebe es kein Morgen. Der Motor läuft am Drehzahlbegrenzer,
und da der alte Mann den Kopf sowieso kaum noch über den Lenker bekommt, Zeit
das allwissende Garmin Orakel um Rat zu fragen. Mit Kreuzblick kann ich da eine
450 erkennen, und muss mit Erschrecken feststellen dass wir hier bereits 6
Minuten Reisezeit verbuchen. Klarer Fall….Leistung ist da….aber der Wanzt zu
fett! Das Orakel mahnt, dass das so nicht mehr lange gut gehen wird, und auch
das Brett lässt jetzt mal lieber einen Tritt aus, um heute vielleicht doch noch
mal den Col de Fichtel zu sehen.
Abgekoppelt aber lebendig
komme ich oben an, klemme mich auf der Rollerbahn ans Hinterrad meines
Teamkollegen Maik Baumann und stürze mich dann in die von mir so heiß geliebte
Abfahrt zum Ephraimhaus, die aber heute ganz gut, meint schnell, befahrbar ist.
Im giftigen Gegenanstieg
überziehe ich nicht, und klemme mich erst mal ans Hinterrad von Dr.O, der hier
ein ganz ordentliches und für mich gangbares Tempo vorgibt. So wie man den
Doctor eben kennt. Auch Uwe Müller schließt zu uns auf, der mir von der
letztjährigen Hübel Hatz noch bestens bekannt ist. Nach etwas Erholung lösen
wir uns bei der Führungsarbeit gut ab, kommen der Spitzengruppe aber nicht
wirklich näher, die in Sichtweite ein beständig hohes Tempo geht.
Der Straßenfahrer hat schon
bessere Tage erwischt, und bewegt sich heute deutlich unter seinen
Möglichkeiten. Soviel verrät jedenfalls die zweite Korrespondenz mit dem Garmin
Orakel, denn vor einer Woche konnte der alte Mann, beim Training am
Auersbergkönig, noch wesentlich mehr Leistung abrufen. Verstehe wer will.
Die letzten Meter vorm Col
fährt unser Doctor von vorne, kommt aber nicht wirklich weg, und so fahren wir
zu dritt durch die Bergwertung, wo mir die drolligste und größte meiner drei
Mietzen eine neue Bottel anreicht. Für großartig Tätschelei bleibt dem
Straßenfahrer hier freilich keine Zeit, denn unser Doctor nutzt dreist die
Verbottelung und gast mächtig an. Warum auch immer, so schnell kannste nicht
gucken, hat sich der Doc ca. 150 Meter herausgefahren, die ich so schnell nicht
wieder zugedrückt bekomme. Auf den
nächsten Metern schließt dann auch Uwe wieder zu mir auf, der sich am folgenden
Reitsteig Downhill aber sauber verbremst, und durchs Grünzeug räubert. Ich
glaube das kenne ich doch irgendwoher! Naja, der Uwe findet wieder zurück auf
den Weg, koppelt erneut an, und im Führungswechsel sollte es doch möglich sein,
den Doctor wieder einzusammeln.
Langsam sind wir jedenfalls
nicht, näher kommt der Ausreißer aber auch nicht wirklich. Die beiden
Gegenanstiege fahre ich mit soliden Druck und von vorne, wo mir Uwe dann
signalisiert dass die Flasche bei ihm gleich leer wäre. Er hat bis hierher gut
mitgezogen, also motiviere ich ihn am Hinterrad zu bleiben, und so kommen wir
gemeinsam am Unterbecken an, wo der Doctor noch immer in Sichtweite kurbelt.
Am finalen Anstieg lässt Uwe
dann reißen, aber die halbe Minute auf Dr.O fahre ich auf den paar Metern
natürlich auch nicht mehr zu. Mit Platz 11 sicher eines meiner finstersten
Resultate in Markersbach! Da hatte sich der rüstige Senior heute deutlich mehr
vorgenommen. Mal sehn was der Hundertseitige - sich ständig aktualisierende
Ausredenkatalog für solche Situationen bereithält. Ich bin gespannt und muss
jetzt erst mal Wunden lecken! Na dann….bleibt schöne locker….und….
…Kopf hoch, auch wenn der
Hals dreckig ist!
Euer Straßenfahrer
Alles weitere rund um
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Alles zum Rennen und die
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