Donnerstag, 10. Mai 2018

Halden Bike-Marathon Löbichau

05.05.2018


„Der Mensch verändert sich wenn er alt wird. Die Zeit hinterlässt ihre Spuren. Die jugendliche Ausstrahlung geht langsam flöten, die Haut wird faltig und schlaff, das Haar wird grau oder fällt aus, genau wie die Zähne. Die Leistungskraft lässt mehr und mehr nach. Das, was früher wie selbstverständlich von der Hand ging, ist nicht mehr oder nur noch mit großer Anstrengung möglich. Kaum zu glauben , und in jungen Jahren nur schwer vorstellbar, was da auf einen zukommt“. „Aber auch der Intellekt des Menschen verändert sich. Wir häufen im Laufe der Jahre Wissen und Erfahrungen an. Unsere Entscheidungen werden durch unser Alter beeinflusst. Die Lebenserfahrung macht uns „weiser" und „ruhiger“.

So, oder so ähnlich, steht’s jedenfalls im Seniorenleitfaden, welcher dem letzten Rentenbescheid beilag. Klingt alles ziemlich bedrohlich…..aber ja, der Straßenfahrer scheint in die Jahre zu kommen.

Die Schnürsenkel bekommt der alte Mann immerhin noch selbstständig zugebunden, draußen lacht die Sonne und die Dritten kleben, dank Power-Haftcreme, heute erstaunlich fest an der Kauleiste. Gut so, denn auf den holprigen Feldwegen, rund um die Ronneburger Halde, startet an diesem Samstag für den Straßenfahrer das erste Rennen der Saison.

Eigentlich ein recht später Saisoneinstieg, aber: „Im Alter muss man sich etwas schonen“ , - um meine Oma hier mal zu zitieren. Der Straßenfahrer geht es also locker an, aber wenn man straff auf die Fünfzig zusteuert, dann muss man sich seine Kräfte auch gut übers Jahr einteilen. Und das Schönste kommt ja sowieso erst in der zweiten Jahreshälfte.

Na dann,……Rock ‘n Roll…

Der Startblock der Mittelstrecke platzt aus allen Nähten. Beinahe alle Heizer haben sich für die 2 Runden entschieden, und bereits im Vorfeld wird klar, dass das heute ein lustiges Tänzchen um die zu vergebenden Podestplätze und die Unsummen an Siegesprämie wird.

12:15 Uhr, …..Die Sonne strahlt vom Wolkenlosen Himmel, der frische Frühlingswind bläst straff aus Richtung Ost und die Meute scharrt ungeduldig mit den Hufen. Kurz vor knapp unterzieht der WAV traditionell die ersten Startreihen einer technischen Sicherheitskontrolle, und ich bin schon gespannt wen er sich diesmal aus der Meute krallt. Lange braucht der Unparteiische nicht suchen, dann fällt Ihm Dr. O bzw. dessen Barends ins Auge, die auf beiden Seiten mit ohne Abdeckung daherkommen. Auauau…Ein absolutes NO-GO, …..heißer Diskussionsbedarf…..böse Blicke…..aber kurz bevor der WAV gänzlich die Contenance verliert, macht sich unser Doktor dann doch auf die Socken und demontiert die Ziehhilfen noch schnell vom Gerät.

12:20 Uhr geht’s dann auf die Reise, und mit Rückenwind den Anstieg zur Einführungsrunde hinauf. Die Pace macht Markus Thiel – das Tretungeheuer aus Aue – in dessen Windschatten sich ganz bequem reisen lässt. Hoch ist das Tempo jedenfalls nicht, die Meute macht auch noch keine wirklichen Anstalten einer Tempoverschärfung, und so geht’s mit Halbgas über die Kuppe und in die erste Abfahrt zum Schotterweg, den ich dann lieber von vorne fahre um größeren Gerangel aus dem Wege zu gehen.

Mit Halbgas geht es dahin, und richtig interessant wird es dann erst auf den letzten 500 Metern vorm Wäldchen. Der Straßenfahrer latscht kurz drauf, überquert den Dorfbach als Erster und führt die Meute durch die kleine Parkanlage - in die erste Runde hinein, wo uns die Dorfkapelle mit Pauken und Trompeten einen zum Besten gibt.

Noch immer in erster Position, geht es den folgenden Feldweg hinab, wo mir leider ein folgenschweres Missgeschick unterläuft. „Die alten Stelzen sind heute recht willig“…., phantasiert der alte Mann so vor sich hin, bremst für den nächsten Links-Abzweig an, und will den Hobel gerade einlenken , als seitlich von hinten plötzlich lautstarkes Gezeter ertönt. „GERADEAUS“!!!!.....brüllt es neben mir. „GERADEAUS“!!!! Komisch……ging doch eigentlich immer nach links……denke ich, und kann den Hobel gerade noch abfangen, als ich neben mir erkenne wen ich da beinahe abgeräumt hätte. Bitte glaubt mir….wirklich keine Absicht….und purer Zufall….schwöre….denn da hätte ich beinahe einen ganz….einen ganz-ganz großen der internationalen Geländeschnellfahrszene abgeräumt! Ihr ahnt es schon und kennt ihn alle:  „Den Einzigartigen, oft kopierten, aber selten erreichten, mehrfachen Deutschen Masters Meister im XCO und Marathon!!!

Junge Junge…da hat der Straßenfahrer wirklich großes Glück,….auch wenn jetzt leider keine Zeit mehr bleibt um den Meister nach einem Autogramm zu fragen, denn der alte Mann rollt plötzlich im Kniehohen Gras, während in den niedergedrückten Fahrspuren, die Meute – links und rechts – überholt und am Gashahn zerrt. Der Straßenfahrer wird durchgereicht….Na Klasse!

In eine Fahrspur lassen will mich natürlich keiner, also drücke ich bis zur Brücke mitten durch die Weide und versuche im folgenden Wiesenanstieg den Anschluss zur Spitzengruppe wieder herzustellen. Vorne geht indes die Post ab, was den Anschuss bis zum folgenden Straßenabschnitt leider verhindert. Mit viel Drückerei und deutlich im Laktat erreiche ich die Gruppe um meine Teamkollegen Guido, Christian, Mike und Sven, während die Spitzengruppe um Anton Albrecht, Renzo Wernicke, Markus Thiel, David Seidel, Dr. O und natürlich dem Meister aller Meister, schon einige Meter enteilt ist.

Auch Ex-Teamkollege KaiRo und Thomas Aurich bereichern unsere Verfolgergruppe, wobei letzterer auf den folgenden Flachstücken ordentlich Führungsarbeit leistet und ganz solide am Lenker zieht. Respekt! Viel kann der alte Mann auf der ersten Runde nicht beisteuern, denn der greise Körper ist noch immer mit Lakatatabbau beschäftigt, aber Fahrer Aurich fährt ja eh meist von vorn. Hin und wieder ein kurzer Führungswechsel, mit Druck über die Halde bolzen, dann war’s das auch schon für Runde eins.

Mit neuer Bottel und etwas Gel unter der Zunge geht’s in die zweite und finale Runde, wo der Körper so langsam wieder Kampfbereitschaft signalisiert. Artig und in Reihe holpern wir durch die Trails, erklimmen die ruppigen Böschungen und drücken über die Asphaltpassagen in Richtung Halde. Am langen und leicht ansteigenden Feldweg lässt Teamkollege Sven Püschel dann das Gas stehen, worauf der Straßenfahrer schon deutlich den Kopf einziehen muss, um nicht aus dessen Windschatten zu purzeln. Hinter uns wird es indes recht ruhig, und tatsächlich haben bis zum nächsten Abzweig alle anderen Heizer abgekoppelt. Na guck, da hat der Sven ganz schön draufgetreten, denn nach hinten ist schon eine deutliche Lücke aufgerissen. Naja…..nach vorne schauen….denn da wartet zum zweiten Mal der ungeliebte Holperweg am Feldrand auf uns. Sven fährt von vorne, und der alte Mann muss sich schon ordentlich strecken um an Svens Fully dranzubleiben. Der gleitet recht solide über das ruppige Geholper, und hat sich am Abzweig ca. 10 Meter herausgefahren. Warten tut er nicht, der Sven, weil er schlau ist, also versuche ich bis zur Halde nochmal anzukoppeln, was nicht wirklich gelingt, denn das Missgeschick der ersten Runde steckt mir noch spürbar in den Beinen.

Vor uns und in Sichtweite kurbeln die Heizer Seidel und Ortmann, die wohl aus der Spitzengruppe geplatzt sind, aber um das Duo jetzt noch zu erreichen, müsste der Sven schon auf den alten Mann warten. Zusammen würden wir hier wohl deutlich mehr Fahrt machen. Naja….schade!

So drücken wir das Ding dann eben in Alleinfahrt bis zum Ende, die Abstände bleiben wie sie eben sind, und so belegt der Sven Platz 7 und der Straßenfahrer finisht auf Platz 8 dahinter.

Artig entschuldige ich mich noch beim Meister, wegen meines dummen Fahrfehlers, aber der guckt recht bedröppelt und macht nicht viel Worte,….da er scheinbar noch an der Niederlage gegen U25 Nachwuchstalent Anton Albrecht kaut, der den Meister um seinen verdienten Sieg gebracht hat. Naja….shit happens. Das Leben ist eben eines der Härtesten!


Bis die Tage, und bleibt schön locker…

Euer Straßenfahrer


Alle weiteren Ergebnisse guckst Du hier:


Keine Kommentare: